Wie es der Zufall will, dreht es sich in einer der MIT-Klassen, mit denen ich als Kommunikationslehrer arbeite, um Geoengineering – und ausgerechnet gestern, als ich mal wieder vor die Klasse treten durfte, erschien auf der Webseite der New York Times die folgende Geschichte: A Rogue Climate Experiment Outrages Scientists (heute auf der Titelseite der Print-Ausgabe). Worum geht es? Ein kalifornischer Unternehmer namens Russ George hatte die Ureinwohner der kanadischen Haida-Gwaii-Inseln überredet, ihm 2,5 Millionen Dollar für ein “Experiment” zu zahlen, bei dem er dann 100 Tonnen Eisenstaub als Plankton-Dünger in den Pazifik kippte. Die Idee war, dass damit das Plankton-Wachstum gefördert werden sollte (was in der Tat dann auch geschah), und dass dies erstens die Lachspopulation – deren fischwirtschaftliche Nutzung wichtig für die Haida ist – begünstigen würde, und dass sie zweitens den zusätzlichen CO2-Konsum durch das Plankton als Klimakompensations-Zertifikate vermarkten könnten. Die ganze Geschichte kann man, wie gesagt, in der New York Times nachlesen; vermutlich ist sie inzwischen auch in deutschen Medien aufgeschlagen. Die Reaktion der Wissenschaftler gestern (mit den Studenten habe ich dann nicht darüber geredet, weil ich Ihnen vorrangig zu erklären hatte, wie man eine Bericht schreibt) lag irgendwo zwischen Kopfschütteln und Entsetzen: Kopfschütteln darüber, dass jemand so etwas überhaupt als wissenschaftlichen “Versuch” deklarieren wollte – und Entsetzen, weil sie nun nicht ganz zu unrecht fürchten, mit solchen Geschäftemachern in einen Topf geworfen zu werden.
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