Obwohl ich ja schon feststellen musste, dass offenbar nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland eine Diskussion darüber sinnlos ist, ob weniger Waffen besser für die Menschheit wären, will ich doch zumindest auf diesen Artikel aus dem New England Journal of Medicine hinweisen: Preventing Gun Deaths in Children. Und hier lasse ich einfach erst mal diese Grafik aus dem Artikel zu Wort kommen:
(Todesursachen bei Personen zwischen 1 und 24 Jahren; Angaben von den Centers for Disease Control)
Das muss man sich also mal durchdenken: Schusswaffen-Verletzungen sind die zweithäufigste Todesursache bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Im Jahr 2010 forderten Schusswaffen in den USA 6570 Todesopfer – doppelt so viele wie Krebs, 15 mal so viele wie Infektionen. Im täglichen Durchschnitt sterben demnach 18 jungen Menschen an den Folgen von Schussverletzungen (wieviele schwer verletzt und ein Leben lang behindert solche Schussverletzungen überleben, ist in dem Artikel gar nicht erwähnt – was aber nicht bedeutet, dass diese Zahl irrelevant oder uninteressant wäre). Sicher, darunter sind auch viele Selbstmorde – aber, bitteschön, warum soll das ein Argument sein, das Waffen ungefährlich seien? Dass Teenager mit Selbstmordgedanken spielen, ist ja nun wirklich keine neue Erkenntnis; der Unterschied ist: Versuche mit Tabletten scheitern in 95 Prozent aller Fälle; aber wenn ihnen eine Schusswaffe in die Hände fällt, dann enden neun von zehn Selbstmordversuchen tödlich. Streitereien auf dem Spielplatz ohne Waffen führen zu blutigen Nasen, blauen Augen und vielleicht auch ein paar schlimmeren Verletzungen – mit der Knarre aus dem Schrank der Eltern werden sie zum tödlichen Konflikt. Ausnahmen? Vielleicht. Aber 6570 tote Kinder und junge Menschen jährlich; eine Todesrate von 28 von 100.000 Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren … solche Zahlen sind nicht wegzudiskutieren. Obwohl ich ahne, dass es genau diese Versuche wieder geben wird, denn das passiert noch nach jedem Beitrag, der einen Zusammenhang mit Schusswaffen und Schusswaffenopfern erwähnt.
Und ja, dieser Zusammenhang besteht, und er ist kausal: Schusswaffen sind die unverzichtbare, eindeutige und absolut kausale Ursache für Schusswaffen-Tote. Kein “ja aber”, kein “in Finnland ist das aber anders, und die Schweizer haben auch Waffen im Schrank”. Ich muss jetzt ganz ehrlich sagen, dass ich diesen Sch…dreck nicht mehr hören kann! Niemand sagt, dass jede Schusswaffe ein Menschenleben auf dem Gewissen hat – aber jede/r Erschossene verlor sein/ihr Leben, weil jemand zuvor den Abzug eine Schusswaffe gedrückt hat. 6570 junge Menschen, sogar Kinder, in den USA, in einem Jahr: das sind 6570 Fälle, in denen Schusswaffen ein junges Leben ausgelöscht haben, und es steht zu vermuten, dass es 6570 mal unnötig war. Und nein, das Argument, dass da vielleicht Notwehr im Spiel war, zählt auch nicht: Wenn es eine Gesellschaft für akzeptabel hält, so viele Waffen herumliegen zu lassen, dass sie in die Hände von Teenagern fallen, dann hat sie dieses Risiko selbst produziert.
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