Keine Sorge, dies ist nicht noch eine weitere Fortsetzung der leider stellenweise ins Unsägliche ausufernde Rassen- und Rassismusdiskussion (und “Geheimnisse” gibt es in der Wissenschaft sowieso nicht). Heute geht es mal tatsächlich allein um die Hautfarbe an sich – genauer gesagt, um den Mechanismus, wie Hautzellen als Reaktion auf die UV-Strahlung dunkler werden. Ein Ionenkanal – diese Kanäle sind gewissermaßen die Ein- und Ausfallstraßen der Zelle – mit der Bezeichnung TRPA1 spielt dabei, wie Forscherinnen und Forscher der Brown-Universität in Rhode Island nun nachweisen konnten, eine zentrale Rolle. (Und ja, die Ironie, dass dieser Hautmechanismus außgerechnet an einer Institution erforscht wird, die “Brown” heißt, ist mir auch aufgefalen.)
Dass die Melanozyten (die auch manchmal als Pigmentzellen bezeichnet werden) als Reaktion auf UV-Strahlung Melanin synthetisieren, also jenen dunklen “Farbstoff”, der dann die umliegenden Hornzellen mehr oder weniger dunkelbraun färbt, ist schon lange bekannt. Melanin ist in der Lage, die eindringende ultraviolette Strahlung, die andernfalls die Zell-DNA schädigen würde, zu absorbieren und in vergleichsweise harmlose Wärme umzuwandeln. Das Brown-Team um Elena Oancea kam nun dem genauen Mechanismus auf die Spur – die Kalziumspur, um genau zu sein: TRPA1 sorgt dafür, dass bei Lichteinfall mehr Kalziumionen ins Innere der Melanozyten strömen – und dieser Kalziumstoß regt dort die Melanin-Produktion an. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass es sich hierbei im Prinzip die gleiche Signalkaskade handelt, mit dem auch Lichtsignale in den Photorezeptoren derr Netzhaut verarbeitet werden.
Und da fällt mir ein, dass unsere Augen von Kreationisten ja gerne als Beweisstück A für ihr Konzept der “nicht-reduzierbaren Komplexität” bemüht werden. Womit sie sagen wollen, dass es so viele ausdifferenzerte Elemente gleichzeitig braucht, die alle vom Start weg funktionieren müssen – was eine schrittweise Evolution aus undifferenzierten Zellen ihrer Ansicht nach ausschließt. Aber wenn schlichte Hautzellen in der Lage sind, Licht zu “sehen”, ist es unschwer vorstellbar, wie sich daraus nach und nach ein auf Lichtempfindlichkeit spezialisiertes Organ entwickelt hat.
Ich hätte an dieser Stelle gerne auf das Paper in den Proceedings of the National Academy of Science verwiesen, der laut Brown-Pressemitteilung in der aktuellen Ausgabe erschienen ist – doch leider ist diese Ausgabe zum Zeitpunkt, an dem ich dies schreibe, noch nicht online.
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