In der Debatte um den globalen Klimawandel spielt der Treibhauseffekt durch emittiertes Kohlendioxid eine enorme Rolle – und er wird dabei auch als der Hauptmechanismus identifiziert, mit dem menschliche Aktivität, genauer gesagt: das Verbrennen fossiler Kohlenwasserstoffverbindungen zum Anstieg der globalen Duchschnittstemperatur beiträgt. Doch die Abwärme dieser vielfältigen Verbrennungsvorgänge heizt selbstverständlich auch direkt die Umwelt auf, vor allem in den Metropolen der Welt: Etwa 42 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der Welt (der für das Jahr 2006 beispielsweise auf 16 Terawatt geschätzt wurde) entfallen auf nur 86 Metropolen der nördlichen Erdhalbkugel (das nachfolgende Satellitenbild der Nasa zeigt zwar “nur” die nächtliche Lichtverschmutzung, aber man kann sich leicht vorstellen, dass die thermischen Effekte ganz ähnlich verteilt sind):
Dieser Heizeffekt, den man auch als thermale Umweltverschmutzung bezeichnen kann, ist dabei nicht lokal begrenzt, sondern kann, wie Forscher der University Corporation for Atmospheric Research in einer Modellanalyse ermittelt haben, sich auch über mehr als 1000 Kilometer Entfernung auswirken. Dieser Effekt könnte beispielsweise die tatsächlich gemessene und von den bisherigen Modellierungen unterschättze winterliche Erwärmung in Noramerika und Asien erklären, wie dieses Paper in der aktuellen Ausgabe von nature climate change vorrechnet: Energy consumption and the unexplained winter warming over northern Asia and North America.
Das nature-Paper und die Pressemitteilung des UCAR haben zwar nicht exakt die gleiche Stoßrichtung; letztere betont vor allem, dass es sich bei dem Effekt zwar um einen “Störeffekt” in den globalen Modellen handelt, und dass der Abwärmeeffekt der Städte durch großräumige Zirkulation die durchschnittlichen Temperaturen in (scheinbar) abgelegenen Regionen Asiens und Amerikas um etwa 1K erhöhen kann, primär im Herbst und Winter – aber durch die daraus resultierende Störung der atmosphärischen Zirkulation gleichzeitig die Herbst- und Wintertemperaturen in Europa um 1K senken kann. Im globalen Durchschnitt ist der Abwärmeeffekt der Städte also zwar ein Nullsummenspiel, aber er kann regionale (und vor allem regional bisher unerklärliche) Klimafolgen besser verstehen helfen.
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