Neuengland rüstet sich für einen massiven Schneesturm: Im Lauf des Freitags soll er ankommen und die Region mit mehr als einem halben Meter Schnee zuschütten. In Erwartung des Blizzards wurden bereits die Schulen geschlossen, die Unis – auch mein Massachusetts Institute of Technology – machen dicht, die Busse und U-Bahnen werden am Nachmittag ihren Betrieb einstellen, und es wird erwartet, dass der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, den Notstand ausrufen wird. Und wie es sich dann gehört, werden in den Supermärkten die Regale leer gekauft:

Ist natürlich selektiv – die Gemüseregale waren so voll wie sonst auch. Aber es scheint ein Ritual zu sein, sich vor Stürmen mit Milch und Brot einzudecken. Entsprechend abgeräumt war dann auch das Brotregal:

Um so voller dafür die Schlangen an der Kasse (die Bilder wurden am Donnerstag um etwa 23 Uhr abends gemacht – normaler Weise sind um diese Uhrzeit in diesem 24-Stunden-Supermarkt nur noch die Selbstbedienungskassen in Betrieb):

Es ist natürlich übertrieben, dies als “Panikkäufe” zu bezeichnen – in den meisten Fällen (auch in meinem) sind es vielmehr die vorgezogenen Einkäufe, die an sich für den Freitag Nachmittag geplant waren, aber nun, da der Supermarkt mit Rücksicht auf seine MitarbeiterInnen heute um die Mittagszeit schließen wird, noch schnell am Donnerstagabend erledigt wurden. Trotzdem ist es interessant, dass Milch und Brot in solchen Situationen eine geradezu mystische Bedeutung zu gewinnen scheinen. Als ob man einen Sturm nur überstehen könnte, wenn man ein paar extra Liter Milch und ein paar Packungen schaumig-luftig gebackenen Brotes im Küchenschrank hat …

Mal sehen, ob der Schneesturm hält, was er verspricht.

Update (16:15 Ortszeit in Cambridge)

Na gut, jetzt schneit’s:

Sieht ja ganz pittoresk aus:

Und macht offenbar auch Spaß:

Aber deswegen sind Schulen seit heute morgen geschlossen, mussten all meine Klassen heute ausfallen? Ach geh, das könne wir doch besser .. so, zu Beispiel, oder so.

Update 2 (23:30 Uhr Ortszeit in Cambridge)

Hmm, ja, doch: Das ist ein echter Blizzard!

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Kommentare (6)

  1. #1 Alexander
    8. Februar 2013

    Also “mystisch” finde ich daran gar nichts: das sind die 2 Produkte, die wirklich fast jeder ständig frisch braucht. Bei Miich dürften es 80 bis 90% aller Haushalte sein, bei Brot nahezu 100%. Und wenn absehbar ist, dass man 2 oder 3Tage nicht zum einkaufen kommt, dann schlägt Mann und Frau halt zu. Bei allen anderen Produktgruppen streuen die EInkaufs- und Verzehrsgewohnheiten sicher stärker, bzw. ist der Anteil an Frischware wesentlich geringer.

  2. #2 rolak
    8. Februar 2013

    Zu Milch kann ich wenig sagen, da ich die generell nur in verarbeiteter Form kaufe (Quark, Käse, Joghurt, Sahne) – bis auf alle Jubelmonate mal orijinool für den berüchtigten Schokopudding – doch beim Brot scheint es hierzulande ganz merkwürdige Zyklen zu geben, in deren tiefere Geheimnisse einzudringen mir bisher noch nicht gelungen ist. Immer wieder, jedoch wie gesagt ohne erkennbares Muster sind nicht nur ‘meine’ Brotsorten (2+Schwarzbrot) weg, sondern es sieht genauso aus wie im mittleren Bild: Fragmentarische Reste von etwas, das ich nur unter Zwang ‘Brot’ zu nennen bereit wäre.

    Doch an eine Heuschreckenplage gemahnende Einkaufsflächen, diese Nebenwirkung der “Hilfe – nicht nur ein Tag geschlossen”-Panik bei Kombinationen Sonn-+Feiertag wie zB Pfingsten – die sind hier fast üblich geworden. Allerdings auch da bisher ohne großartiges Muster, welche Abteilung in welchem Laden denn wohl diesmal betroffen sein wird.
    Süßwaren nie, gemein, da ist immer so schwer dran vorbeizukommen…

  3. #3 Alex
    8. Februar 2013

    Wenn man bedenkt, dass die Amerikaner Milch gerne gallonenweise und Brot in abgepackter Toastbrot-Form kaufen (Boston mag eine Ausnahme sein), zieht das Frische-Argument nur bedingt 😉

  4. #4 Jürgen Schönstein
    8. Februar 2013

    @Alexander
    Ist im Prinzip richtig. Aber warum man beispielsweise 15 bis 20 Liter Milch (die hier typischer Weise in Gallonen = 3,78 l verkauft wird) braucht, um einen oder zwei einkaufsfreie Tage zu überstehen, bleibt dennoch ein Rätsel. Ich vermute mal, dass dieses Hamstern eher eine Reaktion auf das Einkaufsverhalten anderer (und damit ein sich selbst verstärkender Effekt) ist: “Whoa, das geht schnell weg, wird knapp, muss ich mehr davon haben!”

  5. […] das so etwas sowieso auch breiter in deutschen Medien läuft, und zweitens, weil ich mir lieber den Schneesturm von draußen anschauen werde): Rat-Size Ancestor Said to Link Man and Beast. […]

  6. #6 rolak
    9. Februar 2013

    ad update: Eindeutig Sturm. Nicht wie das Ereignis, das hier in der zweiten Nachthälfte die Stadt mit einem ganz schlanken Fingerbreit Neuschnee bedeckt hat.

    btw: Dein Video scheint zumindest einen nicht erfreut zu haben 🙂