Das ist etwas, was im wörtlichen Sinn seit Menschengedenken nicht mehr passiert ist: Der Papst tritt zurück (zum bisher ersten und einzigen Mal zuvor war dies im Jahr 1264 geschehen). Gesundheitliche Gründe und “vorgerücktes Alter” seien der Grund, heißt es in der offiziellen Erklärung. Und der muss man natürlich Glauben schenken.
Aber es bleibt überraschend – obwohl darüber schon vor einem Jahr spekuliert wurde. Warum jetzt die Eile? Der Papst hat seinem Vatikanstaat nicht mal eine einmonatige Kündigungsfrist gewährt – was entweder auf extreme gesundheitliche Probleme hinweisen müsste, oder … nun ja, als Blogger darf ich einfach viel hemmungsloser spekulieren, und da ist ja immer Platz für einen “Skandalverdacht”. Nicht dass ich jetzt konkretes Skandalmaterial im Sinn hätte (aber es gibt schon genug, das kursiert) – es ist vielmehr die Form und Geschwindigkeit des Rücktritts. Die Einsicht, geistig nicht mehr zur Amtsführung in der Lage zu sein (im Gegensatz zur Befürchtung, diese Fähigkeit in absehbarer Zeit zu verlieren), kommt von einem Mann, der erst vor ein paar Wochen zu Tweeten begonnen hatte, zumindest unerwartet. Und da der geistige Verfall typischer Weise ein langsamer Prozess ist, birgt diese Begründung das Risiko, dass damit auch alle rückliegende päpstlichen Entscheidungen und Äußerungen bereits als “nicht mehr im Vollbesitz” abqualifiziert werden.
Wie gesagt, das beweist nichts. Vielleicht ist es wirklich nichts weiter als vorausschauende Verantwortlichkeit. Vielleicht will Benedikt XVI. damit eine neue Kultur begründen – nicht mehr papsteln bis zum wortwörtlichen Umfallen, sondern nur so lange, wie man dazu körperlich in der Lage ist. Vielleicht sollten die Päpste der Zukunft generell nur noch befristete Amtsperioden bekommen, wie allenorten in der Politik üblich? Wäre sicher ein Fortschritt …
Was immer spekuliert wird – sicher ist, dass so eine Erklärung wie die des Vatikans die Spekulationen nicht stoppen wird.
A propos Spekulation: Natürlich muss dann auch über den potenziellen Nachfolger spekuliert werden. Ich weiß nicht, ob ich’s hier explizit schon mal gemacht habe (das Papsttum war in diesem Blog schon mehr als einmal ein Thema): Ich tippe mal darauf, dass der nächste Papst aus Afrika kommen wird (was angesichts der Entwicklung der Mitgliederzahlen der katholischen Kirche beinahe zwingend wäre), und dass dies dann allerseits – sowohl inner- als auch ausserhalb der Kirche – als ein Zeichen dafür gefeiert wird, dass diese Institution sich den Realitäten der Gegenwart anpassen könne blablabla. Und dass sich dieser Hoffnungsträger dann, nach einer kurzen Einstiegsphase mit neuem Schwung (wenn überhaupt) – a la Karol Wojtyla – als eine weitere Rückfahrkarte in Prä-Vatikan-II-Zeiten entpuppen wird. Falls ich mich irren sollte, wär’s mir nur recht …
P.S.: Ich hatte mich ja hier schon mal darüber amüsiert, dass ein paar Fernsehclowns die besseren Propheten waren – hier hat der Espresso-Verlag mit seinem Karikaturen-Kalender für 2013 den prophetischen Volltreffer gelandet.
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