In Anlehnung an Poe’s Law könnte man sagen, dass es manchmal schwer ist, zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit zu unterscheiden. Aber folgendes Lob, das in einem nature-Editorial für die deutsche Energiewendepolitik ausgesprochen wird, ist in der Tat ganz unironisch und ernsthaft gemeint:

Merkel and the German public are displaying admirable courage in turning the country into a laboratory for energy policies (and technologies) which could become models for many industrialized countries. That the nation is running this costly and risky self-experiment against the background of a European arch financial crisis should stand as an enduring testament to Merkel’s leadership.

Deutschland sei, so argumentiert der Artikel weiter, sogar das ideale Testlabor für einen Einstieg in die erneuerbaren Energien:

Germany, with its population of some 80 million, is an ideal test ground. The country can afford the Energiewende — which some commentators estimate will cost more than €1 trillion (US$1.3 trillion) — because its economy is doing well. And the country is large and diverse enough — economically, geographically and socially — to make the outcome of the great experiment relevant to the rest of the world.

Und darum sei es sehr zu wünschen, dass die deutsche Energiewende erfolgreich vollzogen werden könne. Denn erstens sei zu erwarten, dass ein deutscher Erfolg eine echte globale Vorbildfunktion hätte und auch die entsprechend notwendigen Technologien zu einer verwertbaren reife führen würde – und zweitens könne ein deutsches Scheitern auch das Scheitern des Konzepts weltweit bedeuten, nach dem Motto: “Wenn es selbst die Deutschen nicht hinkriegen, dann schafft’s keiner.”

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Kommentare (5)

  1. #1 CM
    11. April 2013

    na ja, die Billionen-€-Marke wird nicht unbedingt geknackt (dem Umweltminister wurde diesbzgl. schon unsachgemäße Überhöhung vorgeworfen). Wie dem auch sei: Wenn es zu teuer wird (netto und bzgl. der Bruttoinvestionen auf volkswirtschaftlicher Ebene) ist das Vorbild sicher nicht leuchtend. Das Gelingen ist also auch eine Frage des Ertrags – auch und insb. in den Augen der Beobachter im Ausland.

  2. #2 Franz
    12. April 2013

    Allein schon die Tatsache unabhängig von Energielieferungen zu sein, würde schon fast jede Preiserhöhung rechtfertigen. Optimal wäre natürlich ein Fusionskraftwerk.

    Ein paar Fusionskraftwerke für die Grundlast, Strom aus Wasserkraft und Solar/Wind für Spitzen und Autos, automatisch gesteuerte Züge wo man sich mit seinem Auto ‘einklinken’ kann und als Heizung Fernwärme oder Strom unterstützt durch Wärmetauscher.

    Und die Ölexporteure könnten sich ihr Öl in die Haare schmieren.

    Schade, wär ein netter Traum, wird aber an der Realität scheitern. Außerdem liebt es die EU scheinbar von anderen abhängig zu sein. Derzeit ist China hoch im Kurs.

    Hab mal in SB gelesen, dass wenn China dichtmacht, hierzulande die medizinische Versorgung zusammenbrechen würde, weil das ganze Kleinmaterial (Verbände, Werkzeuge usw.) blitzartig ausgeht. Das macht mir mehr Angst als die Abhängigkeit von Öl.

  3. #3 DH
    12. April 2013

    Denke schon , daß die Energiewende gelingen kann , sie ist ohnehin “alternativlos”.
    Wenn nicht Deutschland als Erstes , dann eben wer anders.

    Womöglich steht Deutschland auch ein Stück weit wegen der Energiewende so gut da , und sei es rein psychologisch.
    Ökologisierung als unumgängliche Möglichkeit , aus der bisherigen Lebens-und Wirtschaftsweise – und der durch diese verursachte Wirtschaftskrise – heraus zu wachsen.

  4. #4 Geoff
    14. April 2013

    Kennt jemand wo man Energiestatistik fuer Deutschland finden kann (wie zb. https://www.gridwatch.templar.co.uk/ in das UK)?

  5. #5 JanG
    30. April 2013

    für Energiestatisitiken fällt mir zuerst der BDEW ein (https://www.bdew.de/), aber da gibt es sicher noch mehr.

    Die Energiewende als solche ist definitv ein richtiger und wichtiger Schritt. Und auch, dass Deutschland diesen Weg mehr als manch anderes europäische Land gehen kann, kann man so stehen lassen. Ich glaube aber nicht, dass diese Wende, wie sie beschlossen wurde, machbar ist. Hier meine ich den zeitlichen Rahmen von nur zehn Jahren und der quasi Alleingang von Deutschland. Ein solches Projekt erfordert mehrere Jahrzehnte und eine Zusammenarbeit, die länderübergreifend stattfinden muss.

    Leider passiert gerade das bei diesem Jahrhundertprojekt bisher noch nicht. Wobei ich hier optimistisch bin: vielleicht wird man an der nächsten Jahrhundertwende zurückschauen und sich auf die Schulter klopfen weil die Wende gemeinsam vollzogen wurde. Und vielleicht wird man dann auch auf Deutschland schauen und feststellen, dass hier wirklich eine gewisse Vorbildfunktion stattfand.