In Deutschland würdigen wir ja lieber Philip Reis als den Erfinder des Telefons; den größeren Ruhm (und vor allem Reichtum) bescherte das Fernsprechen jedoch dem schottisch-amerikanischen Patenthalter Alexander Graham Bell. Die Geschichte des Patents ist bewegt und bis heute nicht unumstritten – offenbar hatte sich Bell bei Reis’ Konzept bedient, und auch die Art und Weise, wie er seinen Rivalen Elisha Gray auf dem Patentamt ausgestochen (aus”be”stochen?) hatte, ist beinahe ein Krimi-reifer Stoff. Doch darum geht es heute nicht. Sondern vielmehr, dass Bell hier höchstselbst, in einer Tonaufnahme aus dem Jahr 1885 (!), zu Wort kommen darf:
Sein schottischer Akzent ist noch ganz gut zu erkennen, aber viel sagt er hier sonst nicht: “… in witness hereof, hear my voice – Alexander Graham Bell” (etwa: als Zeugnis/Bestätigung hierfür diene meine Stimme – Alexander Graham Bell). Aber die Smithsonian Insitution stellt hier eine etwas längere Version (mit handschriftlicher Aufzeichnung des leider extrem langweiligen Vortragsinhalts) bereit:
Aufgezeichnet wurde diese Textprobe am 15. April 1885 auf einer wachsbeschichteten Pappscheibe; die Scheibe, zusammen mit anderen Artefakten aus Bells Volta Laboratory in Washington, gehörte schon lange zu den Beständen des Smithsonian. Auf die Idee, mit Hilfe der Library of Congress und dem Einsatz optischer Abtastmethoden die Tonspur wiederzubeleben, kam man erst, als die Archivare auch auf einen handschriftlichen gelben Zettel stießen, deer das gleiche Datum wie diese schon sehr stark angegriffene Scheibe trug. Das Resultat habt Ihr eben gehört.
Aber falls oben der Eindruck entstanden sein sollte, dass Bell den Respekt der Geschichte nicht verdient, will ich noch etwas hinzu fügen: Gerade wir ScienceBloggerInnen verdanken dem alten Schotten doch eine ganze Menge: Zum Einen war er, gemeinsam mit seinem Freund, Investor und Patentanwalt Gardiner Greene Hubbard, der Mitgründer der Wissenschaftszeitschrift Science (1883); fünf Jahre gründeten Bell und Hubbard die National Geographic Society.
Es ist übrigens nicht die erste Stimme aus der Vergangenheit, die ich hier im Blog zu Wort kommen ließ: Erinnert sich noch jemand an die fast eineinviertel Jahrhunderte alte Tonaufzeichnung mit Otto von Bismarck, in der der Eiserne Kanzler unter anderem die Marseillaise rezitiert?
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