Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich einen Bienenschwarm vor meinem Fenster entdeckt:

Das Wohlergehen dieser stacheligen Schwärmer lag mir damals sehr am Herzen, und ich kann nur hoffen, dass sie den vergleichsweise langen Winter nun gut überstanden haben. Denn um die Bienenvölker in den USA ist’s, wie ich damals schon geschrieben habe, nicht gut bestellt: Die Rate der Völker, die den Winter nicht überstehen, ist in den vergangenen Jahren von etwa 15 Prozent auf nahezu ein Drittel angestiegen. Seit dem Jahr 2006 sind etwa zehn Millionen Völker eingegangen; der aktuelle Bestand an Bienenkolonien in den USA liegt bei etwa 2,5 Millionen. Wenn man davon, dass jedes Bienenvolk einen “Wiederbeschaffungswert” von etwa 200 Dollar hat, dann addiert sich allein dieser Schaden – in dem die Ausfälle in der Landwirtschaft durch ausbleibendes Bestäuben beispielsweise noch gar nicht berücksichtigt sind – auf runde zwei Milliarden Dollar.

Aber was ist der Grund fuer dieses Bienensterben? Ein neuer Bericht, der nun vom US-Landwirtschaftsministerium präsentiert wurde, kann keine einzelne Ursache dafür ausmachen – und das ist alles andere als eine gute Nachricht. Denn es ist eine Verkettung vieler Ursachen, die den Bienen das Leben und Überleben schwer macht, und es wird demzufolge keinen simplen, monokausalen Lösungsansatz geben. Einerseits leiden die Bienen unter Nahrungsmangel, was sicher auch eine Folge der Landschaftszerstörung ist, die vielerorts der Hauptmotor der Ausrottung wurde. Aber sie werden auch von Parasiten wie der Varroamilbe geplagt. Dieser Milbenbefall erhöht zudem die Anfälligkeit fuer Viren. Eine weitere Ursache für den Stock-Kollaps ist die Europäische Faulbrut, die durch das Bakterium Melissococcus plutonius ausgelöst wird. Zu all dem gesellt sich dann der Pestizid-Einsatz in der Landwirtschaft hinzu. Und das bedeutet: Sprüheinsätze, die vor einigen jahren noch als unbedenklich gegolten hätten, können heute der Nagel für den Sarg der Honigbiene sein. Das ist nicht unbedingt die “Schuld” der Landwirtschaft (wenn man Schuld zuweisen will), aber ihre Mitarbeit an der Lösung ist dennoch gefragt. Denn ohne Bienen geht es auch der Landwirtschaft nicht gut: Um beispielsweise allein schon alle Mandelbaum-Plantagen in Kalifornien zu bestäuben, sind etwa 1,5 bis 1,7 Millionen Bienenvölker nötig; bei der aktuellen Schwundrate von 30 Prozent wuerden schon im übernaechsten Jahr nicht mehr genug Bienen in den gesamten USA leben, um auch nur die kalifornischen Mandelbäume zu bestäuben.

 

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Kommentare (11)

  1. […] hat viele Ursachen, Geograffitico am 3. Mai […]

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  4. #4 Theres
    4. Mai 2013

    Und https://www.spektrum.de/alias/insektenkunde/honig-schuetzt-bienen-vor-pestiziden/1192829
    Nicht zu vergessen.
    Soweit ich weiß, gehen die amerikanischen Imker nicht so sorgsam mit ihren Stöcken und Völkern um wie sie sollten. Sie nutzen die Tiere aus, die großen im Geschäft jedenfalls und auch das ist mit ein Grund, warum es sie am meisten trifft … Dafür hab ich keinen Link mehr, nur nebelhafte Erinnerungen … aber wenigstens ein Gegenmittel gegen Pestizide scheinen die Bienen selbst zu produzieren. Man muss ihnen nur genug davon lassen.

  5. #5 DH
    4. Mai 2013

    Auch ich habe kein Fachwissen oder so , aber meiner Info nach gibt es schon Kritiker , die hinter dem Bienensterben ein Prinzip ausmachen können, nämlich , wie überall , der Raubbau an Ressourcen.

    Meiner Info nach werden beispielsweise vor allem die ertragreichsten Sorten gezüchtet , in den USA noch stärker als bei uns , was zu einer extremen Verengung der Zahl der Arten führt.

    Jede Spezies ist in der Natur von Zeit zu Zeit einem “Generalangriff” eines neuen Erregers ausgesetzt , mit Todesraten bis hin zu 90 %.

    Auch daher die Artenvielfalt ,als vorbeugende Antwort der Evolution , irgendeine Unterart ist dann zumeist immun und rettet die gesamte Spezies.
    Die Verengung der Bienenarten läßt diesen Mechanismus entfallen .

    Hinzu kommen Dauerstreß wie Pestizide , unsere Form der Landwirtschaft und wohl einige andere Faktoren , die jeder für sich genommen nicht so wild sind , die zusammen aber ins Desaster führen.

  6. #6 Theres
    4. Mai 2013

    @DH
    Ich empfehle dir den Wiki- Eintrag zur Westliche Honigbiene (Apis mellifera) – und von Arten zu sprechen. Die Honigbiene ist eingeführt worden, nicht in Amerika heimisch gewesen, und das Bienensterben bezieht sich auf die vom Menschen eingesetzten Völker, jedenfalls in diesem Artikel. Bienen in freier Natur haben eine höhere Sterblichkeit, Felder bestäuben meines Wissens hauptsächlich die “zahmen” Honigbienen, von ihnen gibt es auch mehr, aber ich bin ehrlich gesagt jetzt zu faul noch einmal nachzulesen wie das in den USA gehandhabt wird. .

  7. #7 Theres
    4. Mai 2013

    Seufz, die Vorschau fehlt … Rassen, nicht Arten …

  8. #8 rolak
    5. Mai 2013

    aber meiner Info nach gibt es schon Kritiker

    Das ist auch zutreffend, DH, sagt aber nichts über den Realitätsbezug irgendeiner Aussage jener Kritiker aus.
    Je mehr Behauptungen aufgetischt werden, desto mehr Belege sind angemessen.

  9. #9 DH
    5. Mai 2013

    @rolak

    Das Rassen-Argument kenne ich aus einem TV-Beitrag , den ich ganz überzeugend fand.

    Natürlich können die genannten Argumente falsch oder einfach nicht überzeugend sein, ich finde sie spannend , behaupte aber nicht , sie irgendwie “wissenschaftlich” belegen zu können – was meines Erachtens aber auch nicht der Anspruch an einen interessierten Laien sein kann.

    @ Theres

    Danke für die Info.
    Die von mir genannten Kritiker vertraten die Ansicht , daß in den USA noch weniger verschiedene Rassen gezüchtet werden , weil es dort weniger kleine Imker gäbe , die offenbar für eine breitere Aufstellung der Rassen sorgten.

    Das Argument macht natürlich nur dann Sinn , wenn die These von der höheren Anfälligkeit durch weniger Rassen tatsächlich stimmt , ob es so ist , weiß ich nicht , interessant finde ich den Ansatz aber schon.

  10. #10 inuken
    8. Mai 2013

    “Das Argument macht natürlich nur dann Sinn , wenn die These von der höheren Anfälligkeit durch weniger Rassen tatsächlich stimmt , ob es so ist , weiß ich nicht , interessant finde ich den Ansatz aber schon.” Naja…das ist so weit schon richtig. Es hängt, ganz generell gesprochen, einfach mit genetischer Variabilität zusammen. Je größer diese ist, umso größer ist die chance das irgendwo in einem Teil der Population eine Resistenz gegen eine Krankheit vorhanden ist.

  11. #11 wqz
    15. Mai 2013

    Die Biene ist eines der wichtigsten Nutztiere, umso tragischer und erschreckender ist das rätselhafte Bienensterben.

    Neben Honigbienen sind auch Wildbienen und Hummeln unverzichtbare Bestäuber der meisten Pflanzen. Für diese solitär lebenden Tierchen kann jeder von uns etwas tun – https://wohnquartier-zukunft.de/2013/05/01/ein-herz-fur-die-helden-des-alltags/