9780547636450Das Thema Autismus fand bisher bei den ScienceBlogs eher als “Accessoire” zu der leidigen Impfgegnerei-Debatte statt. Aus naheliegenden – absolut wörtlich zu verstehen! – Gründen habe ich das Thema hier auch immer vermieden. Vor allem, weil mir davor graut, wie ich reagieren würde, wenn die Debatte entgleist. Ich habe allerdings auch zu oft das Wort “Autist” als Schimpfwort gehört (und es, lange bevor mir ein paar entsprechende Lichter aufgesteckt würden, auch selbst gelegentlich mal in diesem abschätzigen Sinn verwendet). Doch eines ist ziemlich sicher: Autismus ist NICHT das, was sich die meisten Menschen (seit Rain Man, vermutlich) darunter vorstellen. Ich hatte kürzlich leider die Chance verpasst, Dr. Temple Grandin bei einer Lesung zu ihrem neuen Buch The Autistic Brain – Thinking Across The Spectrum selbst zu hören, da der Saal schon eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung überfüllt war, aber dieses Interview ist ein ganz guter Ersatz (und wer sich nicht sicher genug in seinen/ihren Englischkenntnissen ist – es lohnt sich trotzdem, mal diese knappe halbe Stunde zu “verschwenden”):

Und falls jemand nicht weiß, wer Dr. Temple Grandin ist: Hier gibt’s eine Kurzbio via Wikipedia, ihre Webseite findet sich hier.

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Kommentare (6)

  1. #1 Bloody Mary
    2. Juni 2013

    Danke für den hervorragenden Artikel.
    Ich verstehe die Gründe für Deine Zurückhaltung, Autismus auf Deinem Blog zu thematisieren und bin froh, dass Du es jetzt trotzdem getan hast.

    Mit Impfen bzw. dessen Folgen hat Autismus eher nichts zu tun. Prof. Grandin ist faszinierend und insofern “anders als die anderen”, da es ihr gelungen ist, ein selbständiges, beruflich erfolgreiches Leben zu führen.

  2. #2 Thomas J
    2. Juni 2013

    Ist Autist nur im Englischen ein SChimpfwort?
    Mir ist das in dieser Funktion überhaupt noch nie begegnet…

  3. #3 Basilius
    Deviluke
    2. Juni 2013

    @Thomas J
    Da muss ich Dich enttäuschen.
    “Autist” habe ich schon öfters als Schimpfwort gehört. Sowohl in der belauschten Jugendsprache am Bahnhof, als auch unter Akademikern.

  4. #4 roel
    *****
    2. Juni 2013

    Ganz aktuell: https://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=11457558/26ajh0/
    Einstellungsprojekt bei SAP
    Hunderte Jobs für Autisten

  5. #5 threepoints...
    4. Juni 2013

    Autismus ist nicht das was “Rain Man” zeigt…!?

    -> Naja, derart ist auch nicht irgendein Fußballprofi (Klinsmann, Rummenigge, Schweinsteiger) was ein Fußballprofi explizit/immer ausmacht. Und der Schönstein ist nicht der Prototyp von irgendwas – etwa Wissenschaftjournalismus oder was er einmal studiert hat. Jeweils natürlich davon abhängig, ob oder was man will, dass es ist oder nicht ist. Hierraus könnte man problemlos eine Art “Relativitätstheorie” stricken, aus der dann zwingend hervorgeht, was Extremismus oder Fundamentalismus sei.

    —-

    Interressant finde ich so nebenbei, wie in den Medien Inhalte sich scheinbar viral ausbreiten – ohne einen erkennbaren Zusammenhang. Ein thematisches Domino, dass einmal angestoßen seinen Weg geht, ohne dass manchesmal einem Stein klar ist, warum er “umfällt” (und ein Thema in seiner Vision aufgreift).

    Dieser Blog vom 1. Juni spricht Temple Grandin an, die am Ende dieses Videos:

    https://www.youtube.com/watch?v=5wJDK3-fowo

    eine Aussage tätigt, die in diesem Video eines völlig vom Thema unabhängig youTubenden Menschen:

    https://www.youtube.com/watch?v=4gMvxpPgrKU

    … eine nur scheinbare nebensächliche Rolle spielt.

    Das Ding ist nur auf der Welt, weil es seinen Nutzen hat. Das Tier ist nur am Leben, weil es von anderen Tieren gegessen wird. Solcherart utilitaristisches Gedankengut ist gefährlich und unlösbar, wenn man es als relevante Position gelten lässt. Tierschutzinstitutionen mit solcherart Fragestellung zu konfrontieren, ist unfair. Eine plausible Auseinandersetzung nicht möglich, weil über Alltagserkenntnis hinausgehend (und in Erkenntnis von höheren theoretischen Variablen schwer nach faschistischer Vision riecht).

    Der Schönstein ist nur auf der Welt, um zu bloggen? Stellen sie sich vor, sie wollten plötzlich anderes machen!? Das dürften sie in dieser Vision gar nicht wollen, weil ihr Leben darin damit zur Disposition steht. Und ich bin Elektriker…was ich “im Grunde meines Herzens” bleiben soll…!?

    Das derzeitig kursierende Viralthema Autismus scheint sich in etwa ursächlich aus den Berichten um das “Einstellungsprojekt bei SAP” entwickelt zu haben, wobei kürzlich wohl auch ein Attentat/Amoklauf mit Gerüchten über Autismus vermengt wurde – sich hier regelmässig aus unterschwelligen Erregungen ein Aufflammen des Themas ergibt.

    “Autismus” aber beschreibt eine Extremsituation, die in unauffälligerer Version alle Menschen betrifft und im Kern das Ziel der Gesellschaft sei, was jedem Menschen im Sinne Hochspezialisierung ereignen soll – freilich natürlich imSinne einer Kulturtechnik und nicht einer frei und ungeleiteten Entwicklung in einer der Kulturinhalte eher abgewandten Richtung und Position, wie es Autisten darstellen zu scheinen.

    Das der Name dieser “Krankheit” einen falschen Eindruck vom Problem erweckt, versteht keiner, der sich nur populärwissenschaftlich (zuweilen auch solche aus Wissenschaftsdisziplinen) damit beschäftigt, nicht. Hier zu begreifen, was abgeht, benötigt eine ganz besondere Perspektive auf das real existierende Problem – nicht auf das Problem, was dritte mit diagnostizierten Autisten haben. Auto, automatisch, aus sich herraus, autonom, … ist jedes nur soweit, wie man sich das passende Bezugssystem dabei zugrunde legt, sodass etwas auch nach solchem aussieht.

    Die Zuschreibung einer Eigenschaft des Individuums “von sich aus” agierend zu sein, ist eine Art trojanisches Pferd, damit man an sich selbst nicht anzweifelt, weil Zweifel erst einmal eine Unterbrechung eines laufenden Prozesses bedeutet. Dieser primenden Verwirrung der tatsachen unterliegen alle Menschen. Nur die pathologisierten Individuen seien hier aber ein Problem….?

  6. #6 Jürgen Schönstein
    4. Juni 2013

    @threepoints… #5
    Und was soll dieser Kommentar nun sagen? Eine ehrliche Frage meinerseits: Ich habe nicht verstanden, worauf der Kommentar abzielt. Vielleicht gibt’s eine Klartext-Version ohne umständliche Abschweife?