Wer keine Lust mehr auf Gender-Debatten hat: Bitte hier klicken (“Weitergehen bitte! Hier gibt es nichts zu sehen!”) Ansonsten will ich einfach mal einen Vergleich in den Raum stellen. Bei Hier wohnen Drachen hatte sich, auf der Basis eines satirisch gemeinten Beitrags in nature eine lange und stellenweise sehr unerquickliche Diskussion entwickelt. Und an die habe ich mich erinnert, als ich auf diesen – wohl auch satirisch gemeinten – Beitrag in der Jungle World gestoßen bin. ehe ich weiter darauf eingehe, bitte ich Euch erst mal, beide Artikel – und auch den oben verlinkten SB.de-Beitrag von Martin Bäker – zu lesen. Lasst Euch Zeit, ich warte so lange…
Ah, fertig? Gut, dann kann’s ja weitergehen. Kurt Tucholsky verdanken wir die Einsicht, was Satire darf: Alles. Aber Dank des Shitstorms, den der Artikel in nature und anderswo entfacht hat, können wird dieses erste Gundgesetz der Satire um zwei Artikel ergänzen:
Artikel 2: Satire darf alles, nur nicht anöden. Schlecht geschriebene Satire ist keine Satire und verliert alle Rechte aus Artikel 1.
Artikel 3: Wenn’s um Sexismus geht, ist’s keine Satire mehr. Auch in diesem Fall sind alle Rechte aus Artikel 1 verwirkt.
Aber was machen wir dann mit dem Artikel aus der Jungle-World? Darin wird ein Verhalten als “typisch männlich” geschildert – das ist, nach allen Definitionen, die ich kenne, sexistisch. Witzig ist es auch nicht, denn die Autorin macht sich über ein Verhalten lustig, das erstens von Eltern beiderlei Geschlechts praktiziert wird (es geht darum, seine Kinder zum Einkaufen mitzunehmen und sie dort am Geschehen teilnehmen zu lassen), und das zweitens sicher im Interesse der Kinder ist. Aber mehr noch: Sie unterstellt den Männern dabei Motive – beispielsweise, dass sie damit doch nur zeigen wollen, dass Männer den Frauen überlegen sind. Dass sie sich also nicht aus Liebe und Fürsorge gleichberechtigt um ihren Nachwuchs kümmern wollen, sondern allein um ihr eigenes Ego zu bürsten. Und als Krönung kommt eine wenig verholene Androhung von Gewalt gegen diese Männer – tödliche Gewalt (das Erschlagen mit einem gefrorenen Fisch, um genau zu sein).
Nun muss einem ja nicht jeder gedankliche Rülpser, den jemand im Internet fahren lässt, gleich mit Aufstoßen. Und unter anderen Umständen hätte ich selbst solch einem dürftigen Satire-Erzeugnis die Rechte aus Artkel Eins des Satire-Grundgesetzes zugestanden. Aber nun haben wir ja diese Zusatzartikel gelernt – also was nun? Shitstorm oder Nichtshitstorm, das ist hier die Frage … Mit anderen Worten: Ist es auch dann noch Sexismus, wenn es von einer Frau stammt und von plumpen Verallgemeinerungen männlichen (?) Verhaltens ausgeht? Und wenn ja: Da Sexismus immer frauendfeindlich ist (das war der Tenor in obiger nature-Diskussion) – ist dann auch dieser Jungle-World-Beitrag frauenfeindlich? Oder ist das mal okay, weil’s ja “nur” um Männer geht?
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