Da ich mich hier gerne bei Genderthemen aus dem Fenster lehne, kann ich natürlich auch nicht an der Allensbach-Umfrage Der Mann 2013: Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch und Wirklichkeit, die im Auftrag der BILD der FRAU durchgeführt wurde, einfach vorbei gehen. Letztere ist zwar nicht unbedingt die zu bevorzugende Quelle für wissenschaftliche Veröffentlichungen, und ich bin auch immer skeptisch, wenn kommerzielle Umfrageinstitute Studien von kommerzielen Auftraggebern produziert, aber schließlich ist das Material nun Gegenstand der öffentlichen Diskussion, und selbst wenn da außerwissenschaftliche Tendenzen drin stecken sollten, sind genug Fakten da, um sich ein paar Gedanken zu machen. Und damit meine ich, dass ich hier nicht die ganze Studie präsentieren und diskutieren werde, sondern mir den einen oder anderen Aspekt herausgreife, den ich interessant finde.
Fangen wir damit an, dass offenbar mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung der Meinung ist, dass mit der Gleichberechtigung von Männern und Frauen alles bestens ist, wenn es nicht sowieso schon (zu Lasten der Männer, versteht sich) übertrieben wird:
Das ist ja auch der Tenor, der in Kommentaren hier öfter mal zu hören ist. In dieser Hinsicht ist die Studie ganz eindeutig: Nein, es sieht noch lange nicht nach Gleichberechtigung in Deutschland aus. Die Vorstellungen von der Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen klaffen, entlang der Gender-Linie und dem alten Rollenbild folgend, ganz drastisch auseinander. Das sieht man schon daran, dass noch nicht mal ein Drittel der Männer glaubt, dass mehr für die Gleichberechtigung der Geschlechter getan werden müsste, während mehr als die Hälfte der Frauen diesen Handlungsbedarf sieht.
Sicher, es gibt Bewegungen, zumindest auf dem Papier. Immerhin 44 Prozent aller befragten Männer können sich vorstellen, dass beide Partner voll berufstätig sind und sich die Hausarbeit teilen, bei Männern unter 35 Jahren ist dies sogar schon die Mehrheitsmeinung:
Doch offenbar verstehen sie unter “Hausarbeit” etwas anderes als ihre (tatsächlichen oder zukünftigen Frauen). Reparaturen im Haushalt, die finanzielle Organisation und das Einkaufen von Unterhaltungselektronik – da kümmern sich bevorzugt die Männer darum, während die Frauen das Putzen, Bügeln, die Kinderpflege etc. erledigen:
Und dass dies eine den jeweiligen Fähigkeiten am besten entsprechende Arbeitsteilung ist, denken übrigens nicht nur die Männer, sondern (wenn auch weniger ausgeprägt, aber mit gleichen Tendenzen) die Frauen:
Und das führt dann, wen überrascht’s, zu der Situation, dass selbst wenn Mann und Frau voll berufstätig sind, der größere Teil der Hausarbeit an den Frauen hängen bleibt:
Warum eigentlich? Warum ist Bügeln etwas, zu dem man zwei X-Chromosomen braucht? Und welchen Vorteil bietet ein Y-Chromosom beim Einkaufen eines Computers oder beim Aufhängen von Bildern?
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