Ein häufiges “Argument” zur Rechtfertigung der Diskriminierung von Homosexuellen ist ja, dass ihre sexuelle Neigung unnatürlich, unmoralisch und vor allem Ausdruck eines dekadenten (= “modernen”) Lebensstils sei. Wer dieses Vorurteil akzeptiert und/oder verinnerlicht hat, sollte das Paper Male Androphilia in the Ancestral Environment lesen, das im Open-Access-Jorunal Human Nature erschienen ist. Denn das widerlegt jedes einzelne dieser Argumente ganz anschaulich und plausibel.
In dem Paper koennen die Autoren Doug VanderLaan, Zhiyuan Ren und Paul Vasey belegen, dass
1. Homosexualität – genauer gesagt (und in den Worten der Autoren), “transgender male androphilia” (also die sexuelle Präferenz eines eher weiblichen Rollennormen folgenden Mannes für Männer) – mit sehr großer Gewissheit bereits in frühen Jäger- und Sammlerkulturen aufgetreten ist (sie folgern dies aus Analogien mit rezenten “primitiven” Jäger- und Sammlerkulturen);
2. Homosexualität in diesen Kulturen akzeptiert war und wird;
3. Homosexualität nicht etwa einen Nachteil im Sinn der Evolution mit sich bringt (das “unnatürliche” Argument – dass sie ja der Arterhaltung widerspräche, da Homosexuelle selbst keinen Nachwuchs anzustreben scheinen), ganz im Gegenteil: Vor allem in Gruppen mit starken familiären Bindungen komme den selbst Kinderlosen eine wichtige Rolle bei der Familienbetreuung und -Versorgung zu, was wiederum durch Verwandtenselektion durchaus dazu führen kann, dass damit auch die genetische Veranlagung zur Homosexualität im Genpool der Familie erhalten bleibt.
Darüber kann und wird man sicher streiten. Vor allem der Aspekt der Verwandtenselektion ist bestens dazu geeignet, Kritiker auf den Plan zu rufen, da er als maßgeblicher Evolutionsmechanismus historisch und biologisch wohl eher überschätzt wurde und wird. Aber selbst wenn dies nicht dahingehend interpretiert werden sollte, dass Homosexualität einen Vorteil in der Evolution verschafft, sondern lediglich einen Mechanismus bietet, warum Homosexualität als genetische “Sackgasse” nicht längst schon per Selektion eliminiert wurde – das Argument der “Unnatürlichkeit” wäre damit jedenfalls auch entkräftet.
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