Dass Namen nicht nur sprichwörtlich schallen und rauchen (wie Goethe seinen Dr. Faust auf Gretchens Frage antworten lässt), sondern gelegentlich ganz unerwartete Verhaltensmuster erklären können, hatte ich hier schon mal beschrieben. Und dass Namen, wenn sie etwas über das Geschlecht oder die ethnische Herkunft einer Person verraten, auch krasse Auswirkungen auf die beruflichen Aussichten dieser Personen haben können, ist eine ebenso bedauerliche wie unübersehbare Tatsache. Aber dass Namen, einfach nur weil sie nobel klingen, wie beispielsweise “Kaiser” oder “König”, bessere berufliche Chancen mit sich bringen sollen – das hat mich dann doch heftig überrascht. Zumindest in Deutschland sei dies nachweisbar, finden die Autoren der Studie It Pays to Be Herr Kaiser: Germans With Noble-Sounding Surnames More Often Work as Managers Than as Employees.
Dazu muss man betonen, dass es hier um Namen – beispielsweise Fürst, Graf, Kaiser, König, oder Ritter – geht, die kein Adelsprädikat und keinen Adelstitel enthalten. Denn dass die Vorfahren der Familien König oder Kaiser, oder auch Graf, nicht etwa wirklich adelige Potentaten waren, sondern sich diese Familiennamen eher aus Spitznamen abgeleitet haben (für einen Schützenkönig, vielleicht, oder den Wirt des Gasthauses zum Kaiser, oder was auch immer), dürfte dabei auch den unbedarfteren ZuhörerInnen klar sein. Wenn es einen Effekt gebe, so schreiben die beiden Autoren Raphael Silberzahn und Eric Louis Uhlmann, müsse er auf eine reine Assoziation des Namens mit dem “edlen” Charakter zurückzuführen sein. Um diese These zu testen, verglichen sie die beruflichen Positionen solcher “edlen” Namensträger mit den in Deutschland ja durchaus häufigen, aber keineswegs vornehm konnotierten Berufsnamen wie Bauer, Koch oder Schuster. Die berufliche Stellung suchten sie mit Hilfe des sozialen Netzwerks XING heraus; je nach der in den dortigen Profilen angegebenen Position wurden sie in die Gruppen “Manager” und “Angestellte” eingeteilt.
Das Resultat: Unter den “edlen” Namensträgerinnen und -Trägern gibt es mehr als doppelt so viele Führungskräfte wie unter den “handwerkliche” oder “bürgerlichen” NamensträgerInnen. Wow! Doch ehe wir nun alle zum Standesamt rennen und unsere Namen ändern, sollten wir uns mal die Resultate genauer anschauen. Erstens reden wir hier von ziemlich kleinen Zahlen – nur 2,7 Prozent der “Edlen” und 1,1 Prozent der “Bürgerlichen” sind ins Management aufgestiegen (sofern man den XING-Angaben überhaupt trauen kann – sind ja alles freiwillige und ungeprüfte Angaben, soweit ich das sehe). Das heißt, ob es nun Herr Kaiser ist, oder eine Frau Graf, oder die Königs, Ritters etc. – die Chancen, keine Führungsposition zu erreichen, sind offenbar deutlich größer als der Aufstieg an die Spitze. Und zweitens sind die Fehlerbalken der Resultate ziemlich groß:
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