Vermutlich ist es ja schon durch die Nachrichten gegangen: Im US-Staat Oklahoma wurden vorläufig alle Hinrichtungen ausgesetzt, weil die Exekution des verurteilten Mörders Clayton D. Lockett verpatzt wurde. Der Vorgang erhält eine zusätzliche Dynamik dadurch, dass ein bisher nicht etablierter Drogencocktail – unter anderem aufgrund von Nachschubproblemen mit den früher benutzten Substanzen – für die Hinrichtung verwendet wurde, und dass Locketts Anwälte vorab eigentlich eine Aufklärung darüber gefordert hatte, was nun in welcher Dosis eingesetzt würde und von wem die Drogen geliefert werden. In drastischer Weise hat diese verpatzte Hinrichtung nun die Bedenken der Anwälte erst mal nachträglich legitimiert, auch wenn dies vom Obersten Gericht des Staates Oklahoma erst mal kategorisch abgeschmettert worden war.
Doch das sind ja rein verfahrensrechtliche Fragen. Worauf ich hier hinweisen will ist die Heuchelei, die hinter dem scheinbar löblichen Rechtsprinzip steckt, dass in den USA die Todesstrafe nicht auf “grausame und (sozial) unübliche” Weise vollstreckt werden darf. Ich hatte diese Position schon früher vertreten, und betone noch einmal: Diese Rechtsposition ist in sich paradox, denn das Töten eines Menschen ist von vorneherein grausam, und wird – auch ohne biblische Verpflichtungen – nie auch nur annähernd so etwas wie eine sozial akzeptable Norm sein.
Doch mehr noch will ich hier betonen, dass die Reaktionen auf Hinrichtungen ja immer wieder verraten, dass es dabei gar nicht wirklich darum geht, die Delinquenten vor dem grausamen Schmerz oder der grausamen Vorstellung, dass ihr Leben durch Fremdeinwirkung beendet wird, zu bewahren. Der Grund, warum sie mit Medikamenten vollgepumpt werden, die sie lähmen, ehe sie sterben, ist primär der, dass der Gesellschaft, die ja in Form von Zeugen zugegen ist, nicht vor Augen geführt wird, wie grausam es ist, was da geschieht. Das scheinbar Humane dient nur dazu, die Henker und ihre Gesellen – zu denen ich ganz kategorisch alle zähle, die für die Todesstrafe sind – davor zu schützen, die Folgen ihres eigenen Handelns ansehen und verarbeiten zu müssen. Dabei ist es doch wirklich ganz simpel: Wenn eine Gesellschaft nicht damit leben kann, was sie tut, dann muss sie eben aufhören, das zu tun.
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