Ich verfolge das Projekt der Krautreporter ja nur aus dem Augenwinkel. Aus rein kollegialem Interesse, nicht zuletzt, weil da der eine oder andere Kollege tatsächlich dabei ist. Aber falls sich jemand nun fragt ob das generische Maskulinum eben ein Versehen war: Nein, denn es war eben nicht generisch gemeint. In der Tat war meine erste Reaktion, als ich die Homepage der Krautreporter (generisch!) sah, war: 22 Männer und sechs Frauen. Warum nicht mehr Frauen? Und inzwischen weiß ich, dass ich hier nicht der/die einzige war, der/die darüber gestolpert war. Doch dann wurde mir klar, dass ich im Glashaus sitze – und zwar in einem, das ich als ScienceBlogs.de-Redakteur mit aufgebaut habe: Auch bei den ScienceBlogs sind Frauen weit unterrepräsentiert. Und dabei ist es völlig egal, was man als repräsentativ ansähe. Von derzeit 33 Blogs, die hier als aktiv gelistet sind, werden viereinhalb von Frauen geschrieben. Das ist selbst nach den Maßstäben der Unterrepräsentierung von Frauen in Wissenschaft und Technik beschämend.
Und gerade deshalb finde ich es wichtig, in diesem Glashaus mit Steinen zu schmeißen – nicht auf die Krautreporter, weil die nicht genug Krautreporterinnen haben, sondern um die Glaswände und -decken zu zerbrechen, die wir hier selbst, aus welchen Gründen auch immer, aufgebaut haben. Und ich weiß wirklich nicht, was die Gründe sein könnten, würde mich aber freuen (naja, Grund zur Freude gibt’s hier eigentlich nicht – sagen wir mal, ich würde es “ehrlich begrüßen”), wenn wir hier eine Diskussion anstoßen könnten, woran dies liegt.
Erst mal ein paar Hintergründe und Eckdaten: ScienceBlogs.de wurde von/mit einer Redakteurin, Beatrice Lugger, gestartet. Und von den bisher vier Redaktionsstellen (wenn ich meine Teilzeitposition mal als eine “Stelle” bezeichnen darf), die ScienceBlogs.de in ihren etwa acht Jahren zu füllen hatten, waren zwei von Frauen besetzt (Beatrice und Jessica Riccó). Doch von den insgesamt 52 Blogs (hier sind kurzzeitige Gast- und Auftragsblogs nicht mitgezählt), die es bisher unter diesem Dach gibt und gab, wurden/werden 40 von Männern geschrieben.
Doch daran, dass Frauen nicht bloggen wollen oder gar können, liegt es nicht. Ich bin seit dem 1.1.2011 ScienceBlogs.de-Redakteur, und ich habe insgesamt 13 neue Blogs seitdem eingerichtet; das SB.de-Team wurde dabei um fünf Frauen und neun Männer erweitert – aber nicht mitgezählt sind hier vier Frauen, die zwar Interesse an einem Blog hatten, sich dann aber für andere Plattformen (oder die Weiterführung ihrer unabhängigen Blogs) entschieden hatten. So gesehen besteht also fast eine Parität, was das neue Interesse angeht. Dennoch bleiben Frauen hier auf den ScienceBlogs.de eine Minderheit. Über die Gründe sollten wir mal ausführlicher reden. Jetzt. Bitte!
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