Obwohl mich persönlich diese Idee eher an die Feuchtfarmen der Star-Wars-Welt erinnert, werden andere beim Versprechen einiger MIT-Ingenieurinnen und -Ingenieure, Strom ohne irgendwelche beweglichen Teile aus der Luft zu erzeugen, vermutlich eher an so etwas wie die hier erwähnte “Raumenergie” denken und esoterisch bestätigend jubeln. Nun, die Sache ist erstens nicht esoterisch, und hat zweitens mit sehr bekannten physikalischen Phänomenen wie Elektrostatik und Oberflächenspannung zu tun – und drittens, zumindest in Teilen nicht mal völlig neu. Denn auf das Prinzip, durch Wassertropfen elektrische Ladung zu generieren, war schon vor fast eineinhalb Jahrhunderten der britische Physiker William Thomson gekommen, und zwar lange, bevor er zum 1. Baron Kelvin (besser als “Lord Kelvin” bekannt) geadelt und sicher zu einem der berühmtesten Physiker aller Zeiten wurde.
Die Idee, die in den Applied Physics Letters veröffentlicht wurde (den Volltext des Papers gibt es entweder hier, auf der Open-Access-Seite des Massachusetts Institute of Technology (genau, das ist mein Arbeitgeber), oder ganz einfach per Mausklick hier als pdf-Datei) beruht auf der Beobachtung, dass sich kleine Wassertropfen von extrem hydrophoben (=Wasser abstoßenden) Oberflächen manchmal dank ihrer Oberflächenspannung von alleine “wegschießen” – und dabei eine kleine elektrischen Ladung, laut dem Paper zwischen 10 und 100 Femtocoulomb (fC), mit sich nehmen. Wenn dieser Tropfen dann auf eine nahegelegene, extrem hydrophile (= Wasser anziehende) überspringt, transportiert er diese Ladung effektiv von einer Elektrode zur Anderen, wie in einer Batterie. Alles, was neben den Elektroden dazu nötig wäre, ist einerseits feuchte Luft, aus der sich die Wassertröpfchen (je kleiner, desto besser, wenn ich das richtig verstanden habe) kondensieren, und einen Temperaturunterschied zwischen Luft und Elektroden. Morgentau-Bedingungen halt.
Damit sind zwar, im bisherigen Versuchsstadium, nur extrem geringe Energiedichten zu erzielen, aber die ForscherInnen sind zuversichtlich, dass sie mit den richtigen Nanomaterialien und einer entsprechenden Feinabstimmung die Energiedichte auf ein Mikrowatt pro Quadratzentimeter steigern und dank guter Oberflächenmaximierung der Elektroden aus einem Generator-Volumen von 125 Litern (das entspricht einem Würfel mit einem halben Meter Kantenlänge) genug “Saft” ziehen können, um innerhalb von zwölf Stunden eine Handybatterie aufzuladen.
Das wird zwar nicht die Energieprobleme der Welt lösen, und wer sich einen darauf beruhenden Raumenergiegenerator als Stromquelle für den Privathaushalt andrehen ließe, würde dabei ebenso aufs Kreuz gelegt wie mit den Freie-Energie-Generatoren (ja, auch ein anerkanntes technisches Genie-Hirn wie das von Nikola Tesla kann solche Gespinste hervorbringen). Aber es wäre zum Beispiel als Energiequelle für Messgeräte in extremen geographischen Lagen einsetzbar.
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