Hier melde ich mich in meiner Funktion als ScienceBlogs.de-Redakteur. Und es geht, falls sich jemand durch den Spruch in der Überschrift fehlgeleitet fühlt, nicht um Skat, sondern um – zumeist -Kommentare auf ScienceBlogs.de. Und um die Wünsche, Kommentare zu löschen oder Details daraus zu entfernen, die sich in letzter Zeit in meiner Inbox häufen. Aber nicht etwa von LeserInnen, die sich an den Beiträgen anderer Kommentatorinnen und Kommentatoren reiben, sondern die ihre eigenen Äußerungen entfernt oder entschärft sehen wollen. Meistens stammen diese Schreiben von Dienstleistungsunternehmen, die sich auf diese “Reinigungsarbeiten” spezialisiert haben.
Als jemand, der in seinem nicht mehr als kurz zu beschreibendem Leben mehr als einmal zu viel die Klappe zu weit aufgerissen und den Kopf zu weit aus dem Fenster gelehnt hat (und schlimmer noch: sich an zu viele solcher Großmäuligkeiten, auch Jahrzehnte später, noch peinlichst erinnern kann), fällt es mir nicht schwer, dieses Bedürfnis nach Ungesagtwerden zu verstehen. Aber einen Wunsch verstehen heißt nicht, ihn auch erfüllen zu wollen – und darum schreibe ich diesen Beitrag hier. Um klarzustellen, dass diesen Wünschen im Regelfall nicht entsprochen wird. Wer hier schreibt, Kommentare zum Beispiel, bleibt!
Es wird immer mal einen Einzelfall geben, wo so ein Wunsch nicht nur verständlich, sondern auch mit gutem Gewissen erfüllbar ist. Aber generell würde eine solche nachträgliche “Bereinigung” von Kommentarsträngen jedes Prinzip der Korrektheit verletzen: Typischer Weise handelt es sich ja um … sagen wir mal: umstrittene Positionen und Ideen, die in diesen Kommentaren vertreten werden. Und die dann einen ganzen Strang von Antworten anderer KommentatorInnen auslösen, die dann ja entweder auch alle gelöscht werden müssten, oder die dann ohne jeden Sinn wären, da niemand mehr nachvollziehen könnte, worauf sie sich beziehen. Solche Anträge erscheinen mir sehr häufig eher als die Versuche, die widersprechenden Positionen gelöscht zu sehen.
Denn immer und ausnahmslos geht es hier um Suchoptimierungen: Da die ScienceBlogs.de-Plattform sehr populär ist, wird so mancher Kommentator, so manche Kommentatorin unangenehm überrascht, wenn sie/er bei einer Google-Suche nach dem eigenen Namen an erster Stelle diese Äußerung hier wiederfindet, und er/sie dabei keine sehr gute Figur abgibt. Oder dass irgendein Hokuspokus, den er/sie im Web anbietet, nachrangig zu der kritischen Betrachtung in einem unserer ScienceBlogs in den Google-Ergebnissen auftaucht.
Dazu gibt es zwei Abhilfen: Entweder, den Unfug/das Peinliche gar nicht erst absondern – niemand ist gezwungen, auf ScienceBlogs zu kommentieren (gerade, wenn der Drang zum Schreiben übermächtig wird, empfiehlt sich das nochmalige Nachdenken und Abwägen am meisten). Oder sich ein Pseudonym zulegen (was aber natürlich dem Bedürfnis widerspräche, den eigenen Namen dank der SB.de-Reichweite zu verbreiten – in diesem Fall ist dann Punkt Eins wieder anwendbar). Aber wer hier kommentiert, muss dann auch akzeptieren, dass diese Kommentare veröffentlicht werden und bleiben. Und wer seine Meinung ändern oder widerrufen will, kann dies ganz einfach in den Kommentaren tun. Auch diese Positionsänderung wird dann den Google-Suchern offenbart.
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