Ich hatte in meinen früheren Beiträgen zur aktuellen Ebola-Problematik zumindest teilweise darauf hingewiesen, dass das aktuelle Ausmaß der Infektion auch als eine Folge von Versäumnissen verstanden werden kann. Versäumnisse, früher zu intervenieren, beispielsweise, oder die Entwicklung eines Impfstoffes – an der bereits sehr gezielt gearbeitet wurde – dann konsequent weiter zu verfolgen. Letzteres hat nun auch Margaret Chan, die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation, öffentlich kritisiert:

Ebola emerged nearly four decades ago. Why are clinicians still empty-handed, with no vaccines and no cure? Because Ebola has historically been confined to poor African nations. The R&D incentive is virtually non-existent. A profit-driven industry does not invest in products for markets that cannot pay. WHO has been trying to make this issue visible for ages. Now people can see for themselves.

Der Vollständigkeit halber muss ich aber hinzu fügen, dass dies ihr zweites Argument war. An erster Stelle der Versäumnisse nannte sie die Notwendigkeit, die Gesundheitsversorgung in allen Ländern der Welt zu verbessern (was ja auch Lars Fischer in dem von mir zumindest teilweise kritisierten Beitrag betont hat:

Without fundamental public health infrastructures in place, no country is stable. No society is secure. No resilience exists to withstand the shocks that our 21st century societies are delivering with ever-greater frequency and force, whether from a changing climate or a runaway killer virus.

Die New York Times hat das in ihrer aktuellen Ausgabe mal aufgegriffen und den Verlauf der Epidemie für verschiedene Szenarien der Intervention durchgespielt – und selbst wenn so etwas immer nur ein Gedankenexperiment sein kann, kommt es doch schon zu beeindruckenden Resultaten (die Screenshots sind nur Auszüge – die Originalgrafik ist interaktiv):
NYTimes Ebola 1
NYTimes Ebola 2

flattr this!

Kommentare (21)

  1. #2 Hobbes
    5. November 2014

    Man könnte jetzt in Versuchung seien und sagen: Tja nachher ist man immer schlauer. Das Problem ist diesmal aber das alle die Ahnung hatten dies von Anfang an auch so ähnlich Prophezeit hatten.
    Wichtig wird es somit heraus zu finden wo genau es so viel Zeit gekostet hat. (und warum, auch wenn die letzte Antwort wahrscheinlich unangenehm seien wird.)

  2. #3 CM
    5. November 2014

    Das aktuelle ZEIT-Dossier finde ich da etwas differenzierter: Demnach wurde die Seuche zunächst nicht erkannt und konnte danach – trotz Bemühungen – nicht auf eine Region beschränkt werden. Während die zitierte Schlussfolgerung Fischer’s dadurch nicht weniger richtig ist, so kann doch die Frage gestellt werden, wann aus einer Intervention eine “breitere Intervention” hätte werden müssen. Leicht ist die Antwort darauf nicht.

    Das aber
    Ebola emerged nearly four decades ago. Why are clinicians still empty-handed, with no vaccines and no cure? Because Ebola has historically been confined to poor African nations.
    halte ich für Unsinn: Es gab lange Zeit eher geringe Fallzahlen. Vor vier Jahrzehnten bestanden nicht ansatzweise die Technologien los zu legen. Ebola ist auch heute notorisch schwierig zu untersuchen. Impfstoffentwicklung ist nichts für die Mittagspause. Und vor allem: Mit dem Finger auf die Industrie zeigen ist unfair. Denn natürlich entwickelt die Pharmaindustrie nur, was Profit verspricht, sonst gäbe es sie nicht (und wie die Welt dann aussähe, steht auf einem anderen Blatt). Die Mitgliedsstaaten haben die Chance gehabt für viele der “neglected diseases” und für manchen killer virus (was für ein Ausdruck …) die Entwicklung anzuschieben, Modelle hierfür liegen schon lange in der Schublade, geschehen ist sehr wenig.

    Und wenn ich dann noch lese, dass Ärzte ohne Grenzen (siehe ZEIT-Dossier) sich zitieren läßt und die WHO als Bremser vor Ort bezeichnet, ärgere ich mich erst recht: Wie wäre es vor der eigenen Haustür zu fegen?

  3. #4 Uli
    13. November 2014

    Da möchte ich den Ball mal zur WHO zurückspielen:

    Wenn die profitorientierten westlichen Pharma-Unternehmen nicht von sich aus auf die Idee kommen, eine Impfung oder Heilung gegen Ebola zu entwickeln, dann hätte die WHO so etwas doch auch in Auftrag geben können, oder?

    Von daher ist die WHO kein Bremser, aber angeschoben haben sie auch nichts…

  4. #5 Chrigi
    30. November 2014

    Seltsamerweise hat die USA das Ebola Virus Patentiert!!! Noch seltsamerweise ist 2 Jahre später genau dieses Virus ausgebrochen!
    250.000 – 500.000 Menschen sterben lt. WHO JEDES JAHR AN GRIPPE!!! Kann mir mal einer erklären wieso da keiner so ein Theater macht???

  5. #6 Spritkopf
    30. November 2014

    @Chrigi

    Seltsamerweise hat die USA das Ebola Virus Patentiert!!! Noch seltsamerweise ist 2 Jahre später genau dieses Virus ausgebrochen!

    Wenn du damit andeuten möchtest, dass Ebola im Labor und zu bösartigen Zwecken erschaffen wurde, so ist das Humbug. Die Begründung für diese Patentanmeldung findest du hier:
    https://www.snopes.com/politics/medical/ebolapatent.asp

    Zitat daraus:

    The CDC does hold some patents on life forms, but it generally does this for the common good, so a commercial company can’t come along and patent it. The CDC lets researchers work with the strain without fees.

    Eine Praxis, die eh überflüssig geworden ist, seitdem der oberste Gerichtshof der USA entschieden hat, dass Gensequenzen, die von natürlicher DNA isoliert wurden, nicht patentfähig sind (wenn ich das richtig verstanden habe).

    Weiterhin gibt es dort einen Link auf das Patent, welches du dir vielleicht mal durchlesen solltest. Im Patent selber wird beschrieben, dass der Virus, um den es geht, schon bei einem Ebolaausbruch im Jahr 2007 in Uganda aufgetreten ist und dort von Patienten extrahiert und sequenziert wurde (der sogenannte EboBun-Virus). Er ist – wie die anderen Typen von Ebolaviren auch – natürlichen Ursprungs.

    Das findest du alles im Patenttext. Aber den zu lesen dauert natürlich etwas länger als irgendwelchen Verschwörungsdumpfbacken bei Youtube oder sonstwo zuzuhören, wenn die lauthals ihr Zetermordio in die Landschaft blöken.

  6. #7 Bullet
    1. Dezember 2014

    Wird Zeit, das auch hier einzuführen:
    Meine Beobachtungen zeigen, daß der Grad der … sagen wir: “schriftbildlichen Kreativität” eine starke antiproportionale Korrelation zum Sinngehalt des Geschriebenen aufweist.
    Also je mehr Bullshit, desto wahrscheinlicher mehr Satzzeichen, Kapitale, orthographische Erosion und so.
    Oder kurz: “Form & Inhalt”.

  7. #8 Chrigi
    1. Dezember 2014

    @Spritkopf
    Naja wenn du deinem Freund Baron Münchausen from USA alles abnimmst, ist deine Sache… Aber trotzdem danke für dein Info.
    Meine Frage war eigentlich:
    250.000 – 500.000 Menschen sterben lt. WHO JEDES JAHR AN GRIPPE!!! Kann mir mal einer erklären wieso da keiner so ein Theater macht???

  8. #9 Adent
    1. Dezember 2014

    @Chirgi
    Naja, wenn du einfach ohne jede Basis rumlaberst solltest du vielleicht erstmal lesen lernen, das hilft ungemein.

  9. #10 Spritkopf
    1. Dezember 2014

    @Chrigi

    Naja wenn du deinem Freund Baron Münchausen from USA alles abnimmst, ist deine Sache… Aber trotzdem danke für dein Info.

    Es gibt zwei Arten, wie man auf den Artikel bei Snope und auf den Patenttext reagieren könnte:

    1) Man recherchiert nach Studien zum Ebolavirus, insbesondere nach solchen, die beschreiben, wie die Unterart namens Bundibugyo entdeckt und isoliert wurde. Zu diesem Zweck gibt es viele medizinische Datenbanken, in denen solche Studien gehostet werden, wie Wiley Online, Jama, PLOS oder PubMed. Da wird man dann auf diese Studie stoßen und feststellen, dass an ihr nicht nur Wissenschaftler vom CDC beteiligt waren, sondern auch solche von der Columbia University in New York und solche von verschiedenen ugandischen Instituten. Man wird bei dieser Recherche auch ganz automatisch feststellen, dass das Marburg- und das Ebolavirus schon seit 1967 bzw. 1976 bekannt sind, also zu Zeiten, in denen gar nicht daran zu denken war, ein solches Virus synthetisch herzustellen.
    Andere Studien zur EboBun-Unterart:
    [https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/16/12/10-0627_article
    [https://jid.oxfordjournals.org/content/204/suppl_3/S761.full

    Nachteil: Man muss viel lesen und man hat einen Haufen Arbeit, sich mit Dingen vertraut zu machen, über die man vorher vielleicht gar nichts wusste. Vorteil: Keiner (außer vielleicht, dass man etwas gelernt und wieder mal die Bestätigung bekommen hat, dass die Welt nicht so einfach ist, wie das viele Menschen gerne hätten).

    2) Man tut alles als Lüge ab. Das hat gleich mehrere Vorteile. Es ist nicht arbeitsintensiv, weil man keine Zeit in zusätzliche Recherche stecken muss. Man muss nicht nachdenken und man braucht auch sein Weltbild nicht zu ändern, was insbesondere dann angenehm ist, wenn dieses Weltbild einem simple Antworten auf komplizierte Fragen liefert. Alles ist schön in Schwarz und Weiß eingeteilt, man selbst steht fest im Lager der Guten und vor allem kann man sich einreden, dass man es viel besser weiß als all die Schlafschafe und Systemlinge.

    Allerdings gibt es einen kleinen Nachteil dieser als Dunning-Kruger-Syndrom bekannten Verhaltensweise: Man outet sich als ignoranter und bildungsferner Volltrottel. Dies ist indes nicht allzu schlimm, da bei Dunning-Kruger typischerweise nicht die davon Betroffenen leiden, sondern nur ihre Mitmenschen.

    Du siehst also: Es ist alles schick. 🙂

  10. #11 Bullet
    2. Dezember 2014

    @Chrigi:

    wenn du deinem Freund Baron Münchausen from USA alles abnimmst

    Oha.

    Meine Frage war eigentlich:
    250.000 – 500.000 Menschen sterben lt. WHO JEDES JAHR AN GRIPPE!!! Kann mir mal einer erklären wieso da keiner so ein Theater macht???

    WHO? Das sind doch nur von den Amis gekaufte Würstchen. Und die sind jetzt plötzlich nicht mehr der “Freund Baron Münchausen from USA”? Entscheide dich mal.

  11. #12 Chrigi
    2. Dezember 2014
  12. #13 Spritkopf
    2. Dezember 2014

    Endlich mal ein guter Beitrag von dir, Chrigi.

  13. #14 Adent
    2. Dezember 2014

    @Spritkopf
    😉 Genau dasselbe fiel mir dazu ein 😉

  14. #15 Alderamin
    2. Dezember 2014

    @Spritkopf, #10

    Klasse. 🙂

  15. #16 Chrigi
    2. Dezember 2014

    „Was auch immer geschieht, nie dürft Ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken.“

  16. #17 Chrigi
    2. Dezember 2014

    Wenn man vom Fachwissen ausgeht, ist hier das Niveau sehr hoch. Bedauerlicherweise die Überheblichkeit einiger hier ebenso! Leider… Gibt uns ein wenig zum denken.
    Arbeitsgruppe Psych. 4. Semester
    Arbeitsthema: Verhalten in Foren
    Wäre sehr schön wenn sich hier einige ändern würden. Mit dem Know How sollte man sowas wirklich nicht nötig haben… Aber man lernt ja nie aus. Wünschen Euch alles gute… 😉

  17. #18 Adent
    2. Dezember 2014

    @Chrigi
    Lies einfach noch mal in Ruhe #10, da wurde dir/euch geholfen, was das nun mit Überheblichkeit zu tun hat weiß ich nicht, ich weiß nur wer in seinem ersten Post schon voll ins Fettnäpfchen getreten ist.
    Wenn du/ihr tatsächlich eine Psychologie-Studentengruppe seid, dann ist das sogar noch viel peinlicher, denn dies hier ist kein Forum meine Damen und Herren.
    Aber man lernt ja nie aus nicht wahr?

  18. #19 Bullet
    3. Dezember 2014

    … und sowas schmückt sich mit dem Helixnebel. *kotz*

  19. #20 Adent
    3. Dezember 2014

    @Bullet
    … und sowas studiert Psychologie ….

  20. #21 Spritkopf
    3. Dezember 2014

    @Chrigi

    Bedauerlicherweise die Überheblichkeit einiger hier ebenso! Leider…

    Ist das wirklich Überheblichkeit, auf brunzdummen und mit etwas Recherche widerlegbaren Verschwörungsquark mit Spott zu antworten? Nö.

    Gibt uns ein wenig zum denken.

    Für dich sollte viel eher Anlass zum Nachdenken sein, dass du auf die Vollhonks reingefallen bist, die sich den Schwachsinn vom menschgemachten Ebolavirus aus den Fingern gesogen haben.

    Aber man lernt ja nie aus.

    In diesem Fall wärest du ein erfreuliches Gegenbeispiel zur betonharten Lernresistenz des typischen Verschwörungstheoretikers. Jedoch lässt mich dein Kommentar #16 zweifeln, dass der Umdenkprozess bei dir schon eingesetzt hat.