Wer Augen (und noch genug Zugriffsberechtigungen für Artikel der New York Times) hat, der lese – aber mit Skepsis: Das amerikanische Tageblatt hat auf der Titelseite seiner Montagsausgabe einen Artikel über Geoengineering: Climate Tools Seek to Bend Nature’s Path. Und auch wenn darin vorsichtige Stimmen zu Wort kommen, ist doch die Tendenz spürbar, den aktiven Eingriff beispielsweise in den Kohlenstoffkreislauf als eine praktikable Antwort auf den Klimawandel zu präsentieren. Zum Beispiel, wenn der Plan des emeritierten holländischen Geowissenschaftlers Olaf Schuiling vorgestellt wird, Olivin in großen Mengen auf der Erdoberfläche zu verteilen – auf Gehwegen, Spielplätzen, an Straßenrändern und wer-weiß-noch-wo. Das klingt erst mal harmlos, denn das zu den Silikaten zählende Olivin ist eines der häufigsten Mineralien – etwa 15 bis 20 Prozent unserer Erde besteht aus Olivin, das hauptsächlich im oberen Erdmantel vorkommt. Und es hat die Fähigkeit, Kohlendioxid zu binden (dabei entstehen Magnesit und Quarz), also dem Kohlenstoffkreislauf zu entziehen.
Dass dies ein sehr langsamer Prozess ist und, als eine Geoengineering-Strategie darum viele Jahrzehnte brauchen würde, wird von der NY Times zwar betont, aber das ist sicher nicht das Hauptproblem (denn es könnte ja nichts schaden – Sand braucht man immer, und warum nicht Olivinsand verwenden, wie er von Firmen wie greenSand in Holland bereits angeboten wird? Die Antwort gibt Schuiling eigentlich schon selbst:
Dr. Schuiling, who can be blunt in dismissing his critics, sees things differently. Industry extracts and transports huge quantities of coal, oil and gas, he notes, so if society decided that geoengineering was necessary, why couldn’t it do the same with olivine? The annual amount needed, equivalent to about 3,000 Hoover Dams, is available around the world and is within the limits of modern large-scale mining. “It is not something unimaginable,” he said.
Was dabei elegant verschwiegen wird: Der Bergbau ist ein großer Verursacher von Treibhausgas-Emissionen – Kohlendioxid ebenso wie Methan, die als “flüchtige” Gase beim Aufbuddeln und Umgraben freiwerden, und natürlich all die Abgase, die durch den schweren Maschineneinsatz beim Abbau und Transport des Minerals verursacht werden.
Mit anderen Worten: Vorsicht vor zu einfachen Lösungen – sie sind oft komplizierter, als man glauben möchte.
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