Wenn echte Wissenschaft falsch in den Medien reflektiert wird, oder falsche Wissenschaft in den Medien für “echte” Schlagzeilen sorgt, wird der Fehler schnell – und oft – bei den Medien verortet: beim Wissenschaftsjournalismus, oder genauer gesagt, dessen Schwächen – zum Beispiel die Kritik, dass TageszeitungswissenschaftsredakteurInnen sich offenbar (überraschender Weise?) nicht die Zeit nehmen, ganze Studien zu lesen, ehe sie innerhalb weniger Stunden (?) ihre tagesaktuellen Artikel schreiben. Und so berechtigt oder wenigstens begründbar diese Kritik in den meisten Fällen auch sein mag, halte ich es doch für riskant, wenn dabei eine Dichotomie erzeugt wird – die rein sachlich forschenden und fachpublizierenden WissenschaftlerInnen hier, die unsachlich und ohne Kenntnis der fachlichen Arbeit publizierenden JournalistInnen da.
Denn die Zeiten, in denen Wissenschaft sich darin genügte, in ihren eigenen Kreisen gelesen zu werden, sind – wenn sie jemals existierten – längst vorbei. Wie ich hier schon mal versucht habe, kritisch zu beleuchten, sind nicht wenige dieser Fehldarstellungen nicht einfach nur auf dem Mist der Presse gewachsen, sondern von “der Wissenschaft” dortselbst gepflanzt worden. Und darum empfehle ich die Lektüre dieses Artikels aus der New York Times vom Montag, in dem es genau darum geht, dass die Publicity, also das Erwähntwerden in den Massenmedien, inzwischen ebenso ein Job-Kriterium für sich bewerbende WissenschaftlerInnen sein kann wie die Zahl der Fachpublikationen: Beyond Publish or Perish, Academic Papers Look to Make a Splash.
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