… oder zumindest spielerisch leicht: Die New York Times bringt in ihrer Online-Version neuerdings immer wieder kleine – und nicht ganz untrügerische – Spiele, die meist einen tieferen Sinn offenbaren. Dieses schon ein paar Wochen alte Spiel fand ich besonders erhellend – weil es uns auf die Spur eines Fehlers führt, den selbst die erfahrensten Wissenschaftler machen können. Aber ehe ich mehr verrate und dabei den Spaß verderbe, solltet ihr erst mal ein bisschen spielen:

Hier geht’s zum Spiel…

Und hier läuft mal wieder das “Wartezeichen”:

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Der Fehler, den vermutlich die meisten – ich zähle dazu – gemacht haben, ist nur nach “richtigen” Antworten zu suchen und daraus dann das Muster abzuleiten. Der Haken ist nur, dass es genauso wichtig wäre, Antworten zu testen, die ein “No” ergeben – andernfalls fällt man sehr leicht auf das rein, was man confirmation bias nennt: Vor lauter Begeisterung über all die postiven Ergebnisse vergisst man zu testen, unter welchen Bedingungen die Ergebnisse falsch werden. Denn erst dann kommt man (nicht nur in diesem Rätsel, wie ich vermute) der “Wahrheit”, was immer sie sein mag, auf die Spur…

flattr this!

Kommentare (16)

  1. #1 rolak
    24. August 2015

    Nach einem schnellen Blick nehme ich an¹, daß mir dies Rätsel nicht nur bekannt ist, sondern von uns HiWis im Rahmen einer L&B-VorlesungsÜbung sogar mal veranstaltet wurde – mit erstaunlichen Lösungsvorschlägen seitens der Lernenden.
    Erstaunlich eigentlich, ist doch die übliche Vorgehensweise zur Bestätigung einer Hypothese der Versuch, sie zu widerlegen

    _____
    ¹ übrigens ebenfalls eine Quelle für ziemlich viele Fehler…

  2. #2 jochen
    24. August 2015

    Die Überschrift von diesem Artikel und die Aussage auf der Seite, dass ich keine zweite Chance habe, hatte mich stutzig gemacht. Hatte daher nochmal eine “falsche” Reihe überprüft gehabt, die sich als richtig rausstellte.

    Danke für den Test, wobei ich denke, eine andere Wortwahl in diesem Post hätte mich nicht vorgewarnt.

  3. #3 Joseph Kuhn
    24. August 2015

    Das ist ein berühmtes Experiment von Peter Wason aus den 1960er Jahren, bei dem es darum ging, dass wir im Alltag häufig einer positiven Teststrategie folgen, also Bestätigungen für unsere Annahmen suchen statt zu versuchen, sie zu widerlegen. Im Alltag sind wir keine Popperianer. Das ist auch ganz vernünftig so, weil das Leben ziemlich schwierig würde, wenn wir alles, was halbwegs klappt, ständig kritisch überprüfen würden. In der Wissenschaft muss man sich dieses Verhaltens-Defaults bewusst sein, sonst macht man es da genauso. Auch Wissenschaftler sind nur Menschen (eine Hypothese, die ich bisher nicht zu falsifizieren versucht habe).

  4. #4 Rene Grothmann
    Eitensheim
    24. August 2015

    Darf ich mich als “besonders” betrachten, weil ich die richtige Regel gefunden habe (also zumindest die, die ich nicht widerlegen konnte)? Ich glaube eher nicht. Man sollte doch bei solchen Tests genug rote Lichter angehen sehen.

    Das erinnert mich an die Neoliberalen, die glauben, dass die Welt mit ihren Mitteln besser wird, und nicht wahrhaben wollen, was offensichtlich ist. Wenn wir einmal glauben, dass sich die Zahlen verdoppeln, dann sind wir schwer davon abzubringen.

  5. #5 Joseph Kuhn
    24. August 2015

    @ Rene Grothmann:

    Die “richtige Regel” gibt es nicht. Man könnte die Zahlenfolge in unendlich vielfältiger Weise fortsetzen. Wittgenstein hat in den “Philosophischen Untersuchungen” daran seine Überlegungen dazu festgemacht, was es heißt, “einer Regel zu folgen”. Ihr Hinweis auf die Neoliberalen ist ganz richtig, ein Hinweis auf die Linken oder Konservativen wäre es auch: In der Politik feiert der confirmation bias ständig Erfolge, da haben – zumindest im Prinzip, also der “Regel” nach – immer alle recht. Ein anderes Anwendungsfeld ist der “Denialismus”, das Bestreiten wissenschaftlich missliebiger Befunde, weil sie der eigenen Weltsicht widersprechen.

  6. #6 demolog
    24. August 2015

    first strike and win:

    The answer was extremely basic

  7. #7 wiener
    24. August 2015

    Ich glaube, es war einfach, NACHDEM man diesen Artikel gelesen hat. ich glaube, ganz unvorbereitet haette ich den gleichen fehler gemacht wie die Mehrheit….

  8. #8 BreitSide
    Beim Deich
    24. August 2015

    Mir ging es wie einigen Vorpostern: Ohne Deine Warnung – und nochmal die Warnung “nur ein Erklärungsversuch!” wäre ich wohl auf reingefallen. Die Reduktion der Zahlenfolge auf 0-1-2 war dann der Grund, auch mal gleiche Zahlen zu probieren – fail! Aha!

    Das erinnert mich an das nette Rätsel:

    “Warum ist jede Zahl, die sich ABCABC schreiben lässt, durch 13 teilbar?”

  9. #9 BreitSide
    Beim Deich
    24. August 2015

    …Abo…

  10. #10 a.n
    24. August 2015

    @BreitSide “Warum ist jede Zahl, die sich ABCABC schreiben lässt, durch 13 teilbar?”

    Das ist echt nett! Man muss erstmal darauf kommen, dass ein viel einfacheres Problem formalisiert werden muss als das Ausgangsproblem, schöne Aufgabe 🙂

  11. #11 Chemiker
    24. August 2015

    @BreitSide

    Auch durch 77 teilbar. 😉

  12. #12 Phil
    24. August 2015

    Es ist elementarer Bestandteil von wissenschaftlichen Arbeiten, die Grenzen des Wissens zu untersuchen.
    Wer also einfach nur eine Regel sucht (und ggf. findet) arbeitet nicht wissenschaftlich. Wissenschaftliches Arbeiten erfordert auch immer eine Untersuchung des Gültigkeitsraumes (mathematisch Definitionsmenge) und die möglichen Ergebnisse (mathematisch Ergebnismenge oder Lösungsmenge). Sonst erlangt man kein Erkenntnis, außer dass es überhaupt eine mögliche Lösung gibt.

    Oder wie in einem anderen Blog (ich glaube sciencefiles) mal geschrieben:

    Für uns von zentraler Bedeutung ist im Zusammenhang mit Wissenschaft, dass nur empirisch prüfbare Aussagen wissenschaftliche Aussagen sind. Diese Aussagen müssen theoretisch begründbar sein, und zwar logisch widerspruchsfrei. Sind sie es nicht, dann hat man keinen Erkenntnisgewinn von der bloßen Beschreibung von Dingen oder der Feststellung von Zusammenhängen; man weiß nicht, was sie BEDEUTEN. Umgekehrt hat man von noch so sauberen, logisch widerspruchsfreien Aussagen keinerlei Erkenntnisgewinn, wenn sie nicht empirisch prüfbar sind, denn es ist ja möglich, dass das ganze schöne Gedankengebilde trotzdem nichts mit der Realität auf diesem Planeten zu tun hat.

  13. #13 BreitSide
    Beim Deich
    24. August 2015

    :-))

  14. #14 BreitSide
    Beim Deich
    24. August 2015

    Echt jetzt? :-)))))

  15. #15 antithese
    28. August 2015

    Schönes Experiment !
    Ich habe mal über ein Experiment gelesen, in dem den Probanden die Aufgabe gestellt worden ist, zufällige Zahlensequenzen zu ergänzen mit einem instantanen Feedback in Form von richtig oder falsch.
    Das Feedback war unabhängig von den Ergänzungen vorher Festgelegt, wobei die Häufigkeit von richtig entprechend einer Lernkurve zunahm. Viele Probanden nahmen wohl zunächst an tatsächlich ein komplexes Regelwerk zu erkennen. Einige ließen sich noch nicht einmal davon abbringen, nachdem sie über das Experiment aufgeklärt wurden.

    Unsere Wahrnehmung ist darauf ausgelegt zu erkennen. Das provozierte Nein ist das wesentliche der skeptischen Methode um uns gegen vorschnelle Annahmen zu schützen.

  16. #16 Fritz
    2. September 2015