Nicht vor meinem Fenster daheim, wo ich mich zum Glück gerade aufhalte – aber dort, wo ich die meisten Tage der Woche arbeitend verbringe. Am Sonntagabend, als ich mich innerlich bereits auf die kommende Unterrichtswoche vorbereiten wollte, gingen plötzlich alle Alarmsignale – in Form von emails, SMS und automatischen Anrufen – los:
Erstens kann man schon an diesem Screenshot sehen, dass dies nicht der erste Zwischenfall dieser Art ist (die vorangegangene Warnung, nur halb zu sehen, datiert vom 12. August); zweitens sei angemerkt, dass die scheinbare “Entwarnung”, dass die Schüsse nicht “auf dem Campus” gefallen seien, nur wenig beruhigend ist, wenn man sich diese Karte des MIT-Geländes anschaut (der rote Kreis markiert, wo die Schießerei war, der blaue Stern die Lage meines Büros, nur ganz nebenbei):
Die Angst vor Schüssen auf dem Campus ist leider nicht unbegründet: Vor zwei Jahren und vier Monaten wurde der MIT-Polizist Sean Collier vor dem Stata-Center erschossen, allein in den vergangenen Tagen fielen Schüsse in Sacramento, in Salt Lake City und in Savannah (Georgia)* – die Liste der Schießereien ist lang und deprimierend. Dabei gelten Universitäten eigentlich als Horte der Sicherheit – während im Jahr der Anteil der Mordopfer im Alter zwischen 19 und 27 Jahren amerikaweit bei 14,1 pro 100.000 Einwohner lag, waren es auf den Anlagen der Colleges und Universitäten nur 0,07 Todesopfer pro 100.000 Einwohner (Quelle). Trotzdem gibt es Bestrebungen, allen Studentinnen und Studenten des Landes das Tragen verdeckter Waffen zu erlauben (bisher dürfen sie das uneingeschränkt nur in Utah, Idaho und Colorado, sowie mit Einschränkungen auch in Arkansas, Kansas, Missouri, Oregon, Texas und Wisconsin).
Die Illusion, dass mehr Waffen mehr Sicherheit gewähren, ist zwar längst zerplatzt, und dass die Waffenepidemie vor allem junge Menschenleben auslöscht, ist auch nicht neu. Das ist das eigentliche Problem. Der Gedanke, dass die eine oder der andere unter meinen Studentinnen/Studenten eine Waffe in der Tasche tragen könnte, ist alles andere als beruhigend.
*Update: Am heutigen 14.9.2015 kam noch eine Campus-Schießerei in Mississippi dazu, bei der ein Professor getötet wurde.
Kommentare (3)