Vielleicht lebe ich einfach schon zu lange in den USA, wo die Redefreiheit (was nicht das Gleiche ist wie Meinungsfreiheit, auch wenn Wikipedia etwas anders behauptet) zumindest vom Prinzip her sehr ernst genommen wird. Doch wenn ich lese, dass die Berliner Polizei in einer Großrazzia gegen hetzende und hassende Facebook-KommentatorInnen vorgegangen ist, dann gehen ein paar Warnsignale bei mir hoch.
Nicht etwa, dass ich Mitleid mit den HasskommentatorInnen hätte – im Gegenteil. Und ich finde auch nicht, dass alle immer alles überall sagen dürfen; in meinem Blog habe ich genug Kommentare gelöscht/moderiert und auch schon einige Kommentatorinnen und Kommentatoren (oft weiß ich ja gar nicht, ob sie männlich oder weiblich oder irgend etwas dazwischen sind) gesperrt, um dieses hohe Ross noch nicht mal satteln zu können. Dass verhetzende und sogar implizit oder explizit zur Gewalt auffordernde Kommentare – oder auch Blogbeiträge, Texte, Pamphlete, wasauchimmer – gelöscht, gesperrt, getilgt und in jeder denkbaren Weise eliminiert werden sollten, ist auch absolut meine Überzeugung.
Ich fühle mich nur unwohl, wenn dies nicht etwa von den Betreibern/Medien etc. moderiert wird, sondern in die Hände der Staatsgewalt gelegt wird. Das ist, wie ich fürchte, der “slippery slope”, der rutschige Abhang, auf dem dann auch wichtigere Werte – wie eben die freie Meinungsäußerung – ins Rutschen und Straucheln kommen können.
Aber das ist, wie gesagt, eine Auffassung, die davon geprägt ist, dass ich seit einem Vierteljahrhundert in einem Land lebe, wo solche Eingriffe nicht denkbar sind und – ja, leider, LEIDER – sogar solche Hetzreden nicht nur geduldet, sondern von Kandidaten für das höchste politische Amt im Land sogar durch aktive Teilnahme unterstützt werden:
Conference attended by GOP candidates supports death penalty for homosexuals
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