Na, wie das wohl geht, dachte ich, als ich diese Betreffzeile in meiner Inbox las: “Sauberes Wasser ohne Chemie”. Geht es da etwa um Wasser ohne chemische Elemente, also ohne Wasserstoff und ohne Sauerstoff – und natürlich auch ohne die chemischen Prozesse, die dafür sorgen, dass sich zwei Wasserstoffatome und ein Sauerstoff zu einem dipolaren Molekül vereinigen?
Wer jetzt Luft holt, um auf die dämlichen Esos zu schimpfen denn nur die können überhaupt hinter so einer Pressemitteilung stecken (wer sonst) und ganz offensichtlich raffen die mal wieder nix und für die verkörpert Chemie sowieso immer nur alles Böse und die sind eh zu ignorant zu kapieren dass alles was unsere Welt ausmacht immer eine Form von Chemie ist (***lufthol***): Diese Pressemitteilung wurde von einer der angesehensten deutschen Wissenschaftseinrichtungen verschickt. Und im Text wird natürlich klar gestellt, dass es dabei um die Desinfektion von Wasser “ohne chemische Zusatzstoffe” (Hervorhebung von mir) geht – und ja, ich fand diese Mitteilung absolut verständlich und die Betreffzeile auch völlig natürlich.
Unter uns ScienceBloggerInnen kommt es ja immer wieder mal vor, dass wir über diese sprachliche Schlamperei spotten und all die naiven Chemie- und Gentechnikgegner dafür belächeln, dass sie eine Welt “ohne Chemie” oder “ohne Gene” fordern. Und das ist ja auch ein wohlfeiles Argument für deren Ignoraz und ergo gegen die Gültigkeit der mit diesem Fehler vorgebrachten Argumente. Aber das ist selbst ein Trugschluss, den man als “Argument from Fallacy” (sozusagen der Trugschluss mit dem Trugschluss) bezeichnen könnte. Denn wenn wir ehrlich sind, wissen wir selbstverständlich ganz genau, was gemeint ist. Kommunikation ist nicht nur die Fähigkeit, sich richtig auszudrücken – es ist auch die Fähigkeit, sorgfältig hinzuhören.
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