An Gelegenheiten für fäkale und sanitäre Metaphern und Vergleiche fehlt’s aktuell ja wirklich nicht (und wer nicht versteht, was ich damit meine: Hier ist ein Foto von dem Stein, unter dem ihr wohl die vergangenen Wochen und Monate verbracht habt). Da kommt der heutige Gedenktag sehr zupass: Der 19. November ist, wie ich fast schon traditionsgemäß in meinem Blog erwähne, der World Toilet Day, der weltweite Tag der Toilette. Und das ist keineswegs so eine nachrangige Angelegenheit, wie es die Rolle dieses Örtchens in unserem Verdauungs- und Wertsystem vermuten lässt: Mangelnde Sanitärhygiene kann – wie die Vereinten Nationen vor allem vor allem in Entwicklungsländern herausgefunden haben – die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft um runde fünf Prozent schmälern.
Es ist also nichts Anrüchiges daran, sich Gedanken über eine bessere Toilette zu machen:
Der Haken ist nur, dass dabei unsere WC-Hygienevorstellungen – die Sauberkeit mit dem reichlichen Gebrauch von Wasser gleichsetzen – überwunden werden müssen. Und dazu hatte ich schon vor mehr als acht Jahren etwas veröffentlicht, das ich auch diesmal wieder recyceln werde:
(Originalveröffentlichung am 18. Juni 2008)
Daran, dass unzureichende sanitäre Infrastruktur eines der wichtigsten Probleme bei der Bekämpfung von Epidemien in der dritten Welt ist, besteht kein Zweifel. Doch falls jemand daraus im Umkehrschluss folgern würde, dass moderne Sanitäranlagen – mit Wasserspülung nach westlichem Vorbild, versteht sich! – die Lösung des Problems wären, so irrt sich der.
Es ist schwer, ernst zu bleiben, wenn die Schlagzeile der Pressemitteilung “Latrines Trounce Toilets” (salopp etwa mit “Latrinen machen Toiletten platt” zu übersetzen) lautet (der Artikel selbst erschien in “Environmental Sciences and Technology“). Aber die Frage, mit der sich die Professoren David Watkins und James Mihelcic, gemeinsam mit der Doktorandin Lauren Fry, am Sustainable Futures Institute der Michigan Technological University befassten, ist eine ernste Betrachtung wert: Wie kann man die sanitären Verhältnisse in Entwicklungsländern mit vertretbarem Aufwand verbessern?
Und eine häufig richtige Antwort ist die auch als “Donnerbalken” geschmähte Latrine. Sicher kein Vergnügen für die Nase, aber bei der Bekämpfung von Krankheiten wie der Ruhr (Dysenterie) oder der Cholera hat diese schlichte Sanitäranlage die sprichwörtliche Nase vorn. Denn WCs wären nur dort sinnvoll, wo a) genug Wasser zum Spülen verfügbar ist und b) das dabei entstehende Abwasser geklärt werden kann, ehe es die Bäche und Flüsse erreicht, die Trink- und Nutzwasser für die Landwirtschaft liefern. Eine Latrine, korrekt angelegt, erspart solche Wasserverunreinigungen.
Das klingt nun sicher keineswegs überraschend; in der Praxis sieht es aber leider oft eher so aus, dass moderne “Waschräume” (ein Euphemismus, der offenbar aus dem amerikanischen Sprachgebrauch übernommen wurde) als Vorzeigeobjekte der Entwicklungshilfe gelten. Wie Watkins selbst zugibt: “Als Ingenieure bauen wir halt gerne Sachen.” Aber manchmal seien die kleinen, low-technischen Maßnahmen besser als die scheinbar fortschrittlicheren Lösungen.
Foto: Wolfgang Sauber via Wikimedia Commons
(Quelle*)
*) Kein absichtliches Wortspiel
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