Das Schlagwort “postfaktisch” ist hier in den ScienceBlogs ja schon mehrfach aufgetaucht – und praktisch immer kommen dabei auch die inhaltlich zwar zwischen dünnlich und dümmlich oszillierenden, aber stets Schlagzeilen generierenden Tweets des designierten US-Präsidenten Donald Trump (will.das.nicht.tippen.müssen.Ächz!) zur Sprache. Sie scheinen ja irgendwie, auf geradezu groteske Weise, amüsant zu sein – und man denkt, dass sie einfach der Ausdruck eines uninformierten unbeherrschten Charakters seien.
Doch es ist kein Zufall, und keineswegs ein Mangel an Selbstbeherrschung, wenn Trump beispielsweise zu nachtschlafender Zeit dagegen wettert, dass sein designierter Vizepräsident Mike Pence beim Besuch des Musicals “Hamilton” am Broadway ausgebuht wurde (wobei sein Tweet verrät, dass er gar keine Ahnung hatte, was wirklich geschah und was gesagt wurde), oder in weniger als 140 Zeichen wissen lässt, dass er allen Demonstranten, die eine US-Flagge anzünden, die Staatsbürgerschaft aberkennen will – was gegen die US-Verfassung generell und speziell gegen eine einschlägige Entscheidung des Supreme Court verstoßen würde.
Das sind zwar in der Tat absolut unhalt- und unbrauchbare Ideen – aber sie dienen einem sehr konkreten Zweck: von den eigentlichen (und für Trump sehr unvorteilhaften) Nachrichten abzulenken. Der Hamilton-Tweet beispielsweise war ein Ablenkungsmanöver von der zeitgleichen und sehr unrühmlichen außergerichtlichen Einigung über die Schwindel-Angebote der so genannten Trump University, die Trump mit einer Zahlung von 25 Millionen Dollar beilegen musste. Doch worüber regen sich die Leute auf? Über Trumps mentale Theater-Diarrhö! Wer sich mal die Mühe macht, Trumps eklatanteste Twitter-Torpedos mit der jeweiligen “Faktenlage” (ich nenn’ das mal jetzt so) abzugleichen, wird erkennen, dass dahinter eine sehr systematische Strategie steckt…
Das Traurige dabei ist, dass die Medien – ich nehme hier als Beispiel die New York Times, die sicher als eines der globalen Leitmedien gelten kann – eigentlich sehr genau wissen, dass sie hier immer wieder auf den gleichen alten Trick reinfallen. Und sie tun’s dann doch wieder – wie der gute alte Charlie Braun, der sich immer wieder von Lucy reinlegen lässt und vergeblich versucht, den Football zu kicken:
(Hoffentlich läuft der kleine Videoclip in Deutschland… falls nicht, ersatzweise hier klicken)
Es wäre zum Lachen, wenn’s nicht zum Weinen wäre…
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