Ich mische mich hier mal in die Diskussion ein, die Florian Freistetter in seinem Beitrag Was soll das mit diesem dämlichen Elektroauto im Weltall? angestoßen hat. Seine Position, die sich vor allem darauf begründet, dass der elektrische Roadster, den SpaceX (Schwesterfirma des Autoherstellers Tesla) mit dem ersten Start seiner Falcon-Heavy-Rakete in den Weltraum Richtung Mars geschossen hat, eine verschenkte Chance war. Florian hätte lieber gesehen, wenn SpaceX statt dessen die Nutzlast für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt hätte.
Das kann man so sehen. Muss man aber nicht, wie auch Florian sicher gerne einräumt. Ich will hier den Standpunkt vertreten, dass das Auto eine sehr nützliche Nutzlast war – auch im Sinn der Wissenschaft. Allein schon, weil es ein relativ guter Vergleichsmaßstab ist – wer kann sich schon vorstellen, wie groß und schwer ein Satellit ist, oder zwei oder drei? Aber ein Auto – da können sich auch Laien sehr gut die Dimensionen vorstellen. Mit diesem Objekt werden viele, die sich sonst nicht großartig für Raumfahrt interessieren, sehr konkrete Assoziationen (auch auf emotionaler Ebene) verbinden können.
Aber der Grund, warum ich Florian eher nicht beipflichten würde, liegt gerade darin, dass ich es nicht für hilfreich gehalten hätte, wenn dieser Raumflug für wissenschaftlichen Experimente verfügbar gemacht worden wäre. Da ist einmal das Problem, wen SpaceX hierfür hätte aussuchen sollen? Es gibt bestimmt mehr Experimente, als selbst so eine Falcon Heavy auf einmal schleppen könne. Also hätte es irgend einen Wettbewerb geben müssen, in dem das “beste” Experiment für diesen Zweck ausgewählt worden wäre. Und allein das ist schon immer strittig. Die Chance ist zudem sehr groß, dass die Wahl sowieso kaum auf bereits bestehende Experimente gefallen wäre – ich kann mich irren, aber denke mal, dass sich nur wenige Weltraum-Projekte, die an Universitäten geplant werden, für die spezielle Flugbahn des Roadsters geeignet wären. Auch im Weltraum sollten Experimente unter kontrollierten (oder zumindest kontrollierbaren) und vorhersagbaren Bedingungen durchgeführt werden – und die waren (und wie wir nun auch wissen, sind in der Tat) nicht zu erwarten. Mit anderen Worten: Die Chance, dass es dann auch nur ein PR-Experiment gewesen wäre, ist ziemlich groß. Und das hätte vor allem unter Wissenschaftsinteressierten noch viel eher die Frage aufgeworfen, was das denn nun soll. Mal abgesehen davon, dass es vermutlich darüber hinaus nicht allzu viel Aufmerksamkeit errungen hätte.
Und da kommen wir nun zu einem Punkt, der zwar nicht unbedingt in Florians Beitrag selbst, aber in vielen Kommentaren auf allerlei Social Media, die Kritik befeuert: Es war ja “nur” eine PR-Aktion!
Doch was ist an PR, was kurz für “Public Relations” ist und sich mit “Öffentlichkeitsarbeit” ganz gut übersetzen lässt, eigentlich automatisch schlecht? Das ist eine ehrliche Frage, vor allem, wenn man (wie ich) einen Unterschied zwischen PR und Propaganda macht: Erstere bietet Informationen an, letztere versucht, zu desinformieren. Wenn wir jetzt wieder über Raumfahrt reden und darüber, dass wir absolut in der Lage wären, andere Planeten zu erreichen, wenn wir denn wollten – dann ist das auch im Sinn der Wissenschaft. Umso mehr, als die Nasa, bisher die stärkste Promoterin (materiell ebenso wie ideell) der Weltraumforschung und -Fahrt, unter der amtierenden US-Administration praktisch ausgehungert wird. Der Roadster hat den Weltraum wieder in greifbare Nähe gerückt.
Aber man sollte noch etwas anderes nicht vergessen: Das gesamte Mondlandeprogramm war letztlich nur eine gigantische PR-Aktion. Wer (wie ich) alt genug ist, wird sich an die Begeisterung erinnern, die jeder Start, jede weitere Etappe auf dem Weg zum Mond erzeugt hat. Aber man darf dabei nicht aus den Augen verlieren, dass der eigentliche Zweck dieses Programms nicht darin bestand, uns dem Mond näher zu bringen – es ging darum, der Welt und vor allem der Sowjetunion die technologische Überlegenheit der USA zu demonstrieren.
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