Eigentlich würde ich der Jahreshauptversammlung der schusswaffenbesessenen National Rifle Association, bei der US-Vizepräsident Mike Pence* auftreten wird, nicht mal eine Zeile widmen wollen. Aber mein Ironiesensor ist leider gerade durchgebrannt, und da trifft man dann manchmal solche unerwarteten Entscheidungen: Ausgerechnet diese betonköpfige Waffenlobby-Organisation, die jegliche vernünftige Waffenregulierung kategorisch ablehnt und die auf jedes Schusswaffenmassaker nur mit der Forderung reagiert, noch mehr Waffen in den Umlauf zu bringen (und beispielsweise als Reaktion auf Amokläufe in Schulen mit der Forderung reagiert, Lehrer zu bewaffnen), verbietet ihren Mitgliedern zumindest zeitweise, ihre geliebten und für die allgemeine Sicherheit doch ach so unverzichtbaren Waffen zu tragen.
Due to the attendance of the Vice President of the United States, the U.S. Secret Service will be responsible for event security at the NRA-ILA Leadership Forum. As a result, firearms and firearm accessories, knives or weapons of any kind will be prohibited in the forum prior to and during his attendance.
Womit ich übrigens nicht diese Entwaffnungsaktion kritisieren will – es wäre geradezu absurd, eine Person, die nach allen vernünftigen Maßstäben als gefährdet einzustufen ist und daher rund um die Uhr von bewaffneten Leibwächtern beschützt wird, in einen Saal voller Menschen zu schicken, die bis an die Zähne bewaffnet sind. Und eigentlich würde ich die NRA zu dieser Einsicht, dass keine Waffen immer sicherer sind als viele Waffen, gerne beglückwünschen.
Aber es zeigt halt auch, dass sie ganz offenbar nicht an ihr eigenes Mantra glauben, das sie mit enormem Werbeaufwand unter der gutgläubigen Bevölkerung verbreiten und das verkündet, dass der einzige Weg, einen bewaffneten Bösewicht zu stoppen ein bewaffneter Mensch mit guten Absichten sei. Denn wenn sie davon wirklich so überzeugt wären wie sie immer behaupten, dann würden sie entweder die Entwaffnung ihrer Mitglieder ablehnen (weil der US-Vizepräsident ja nun nachweislich genug “good guys” in Gestalt seiner staatlich geprüften und bezahlten Leibwächter um sich herum hat, also nichts passieren dürfte) – oder eben, wenn der Secret Service hier keine Ausnahme macht, ihren Prinzipien treu bleiben und den Vizepräsidenten wieder ausladen. Doch andererseits ist es zu begrüßen, wenn dadurch die dünne (und dümmliche) Doppelmoral dieser Waffen-Schieber entlarvt wird. Hoffentlich geht dass nicht in dem Affenzirkus der täglichen Nachrichten unter…
Fotoquelle: Wikimedia Commons (public domain)/eigene Bearbeitung
* Wie ich gerade aus den Nachrichten entnehme, will auch Donald Trump höchstselbst dort auftreten. Auf der offiziellen NRA-Seite ist davon bisher aber noch nichts zu lesen. Wahrscheinlich hat er sich selbst eingeladen… Das Waffenverbot wird mit großer Sicherheit dann auch für Trumps Auftritt gelten – obwohl der doch seine Klappe hinsichtlich der Schießbereitschaft und der daraus resultierenden “Sicherheit” noch weiter aufgerissen hat als Pence. Sie meinen oben bereits verlinkten Beitrag.
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