Klingt nur im ersten Moment paradox: Zum ersten Mal in der Geschichte sind Seuchen (sprich: übertragbare Krankheiten, sei es durch Viren, Bakterien oder Parasiten) nicht mehr die größte Plage der Menschheit. Wie Thomas Bollyky, Direktor des Weltgesundheitsprogramms im Council on Foreign Relations in seinem neuen Buch Plagues and the Paradox of Progress schreibt, gibt es keine Region der Welt mehr, in der Seuchen noch die hauptsächliche Todesursache sind. Dieser Trend hatte sich ja in den Industrienationen schon lange abgezeichnet, wo durch Schutzimpfungen und gute medizinische Versorgung die Sterbefälle durch Infektions- und anderweitig übertragbare Krankheiten (selbst durch Aids) kontinuierlich verringert werden konnte. Aber das heißt ja nicht, dass wir dadurch ewig leben – wir sterben dann halt an dem, was gemeinhin als “Zivilisationskrankheiten” beschönigt wird – in erster Linie Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Atemwegserkrankungen und Diabetes.
Das Problem ist, dass diese Krankheiten und Todesursachen nun auch in der so genannten Dritten Welt auf dem Vormarsch sind, und zwar in einem Tempo, bei dem die sowieso meist schon unterentwickelten Gesundheitssysteme nicht mithalten können:
Damit ich hier nicht falsch verstanden werde: Dies ist keine Kritik daran, dass es der Medizin gelungen ist, erfolgreich gegen Seuchen und sonstige übertragbare Krankheiten vorzugehen, sondern eine Erinnerung daran, dass Verantwortung nicht dort aufhört, wo sie anfängt, schwer und kompliziert zu werden – wie zum Beispiel, wenn es darum geht, bessere Lebensbedingungen für alle zu schaffen.
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