Das Thema Gender Pay Gap, also der geringeren Bezahlung von Frauen für gleiche Leistung wie Männer, habe ich in diesem Blog ja schon mehrfach angesprochen. Ein aktueller Beitrag in der New York Times, der sich auf diesen Beitrag im Journal of the American Medical Association (JAMA) stützt, weitet das Thema auch auf die Forschunsgförderung aus: Another Obstacle for Women in Science: Men Get More Federal Grant Money. Die Autorinnen der JAMA-Studie haben rund 54.000 Bewilligungen von Forschungsmitteln für Akademikerinnen und Akademiker durch die Nationalen Gesundheitsinstitute der USA im Zeitraum zwischen 2006 und 2017 analysiert; dabei stellten sie fest, das Anträge von Männern im Durchschnitt mit 41.000 Dollar mehr gefördert wurden als Anträge von Frauen (135.000 Dollar gegenüber 95.000 Dollar). Es handelt sich dabei um besondere Fördermittel, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beim Auf- und Ausbau ihrer akademischen Karriere unterstützen sollen. Der Effekt dieser Förderung zeigt sich auf mehreren Ebenen: Sie finanziert nicht nur direkt die Forschungsarbeit der EmpfängerInnen, sondern steigert deren akademisches Ansehen (was den weiteren Verlauf der Karriere positiv beeinflussen kann) – und sie steigert damit auch die Förderwürdigkeit der Forscherinnen und Forscher (auch im akademischen Umfeld gilt die Regel, dass wer hat, dem/der wird gegeben). Die Diskrepanz zwischen dem, was den Forscherinnen und Forschern zugesprochen wird, steigt übrigens mit der Reputation der Institute, für die sie arbeiten: An den Top-10-Unis liegt die durchschnittliche NIH-Karriereförderung für Frauen bei 66.000 Dollar, Männer hingegen erhalten im Schnitt 148.00 Dollar – weit mehr als das Doppelte…

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Kommentare (20)

  1. #1 Uli Schoppe
    6. März 2019

    Und das liegt jetzt woran?

  2. #2 Wizzy
    6. März 2019

    @Uli Schoppe
    Vielleicht geben sich Frauen mit geringeren Fördermengen zufrieden, so wie sie auch in Gehaltsverhandlungen zögerlicher auftreten? Oder sie werden systematisch diskriminiert, aber das ist in der Tat nicht die einzige Erklärung. Vielleicht forschen Frauen eher in Bereichen die für die Förderer nicht so interessant sind (z.B. Pflanzensystematik statt Künstliche Intelligenz); für wahrscheinlich halte ich Einflüsse mehrerer Effekte.

  3. #3 CM
    6. März 2019

    @Wizzy: So ähnlich habe ich auch erst gedacht, aber: Das ist ein JAMA-Artikel und es geht um NIH-Förderung. D. h. es bezieht sich (hauptsächlich) auf rein lebenswissenschaftlich-medizinische Forschung. Großgeräte kommen da auch, aber weniger häufig vor (und um die gruppieren sich die “Platzhirsche”). Aber auch AI-Forschung ist eher in den tech. Disziplinen zu finden – auch wenn es im Gesundheitssektor in jüngerer Vergangenheit zunehmend Applikationen gibt.

    M. a. W. ich halte die Aussage des Artikels für wahrscheinlich valide, da die Stichprobe relativ (natürlich nicht 100%ig ) homogen war.

  4. #4 Uli Schoppe
    6. März 2019

    @Wizzy das wäre so auch meine Annahme gewesen, aber eben nur Bauch 🙂

    @CM Der Artikel impliziert ja das Frauen weniger gefördert werden weil sie Frauen sind. Am Zahlenmaterial will ich gar nicht rütteln, es soll Leute geben die mit den Grundrechenarten vertraut sind. Mir ist so nur nicht klar wieso das jetzt an der Stelle die Benachteiligung von Frauen belegt. Die könnte doch an ganz anderer Stelle erfolgt sein. Vieleicht irgendwann vorher, so das Frauen gar nicht so viel Förderung anfördern können. Und wenn es da nur Rollenbilder sind die mal wieder jemand unbewusst erfüllt ist die imho unterstellte bewusste finanzielle Benachteiligung so nicht vorhanden. Pay gaps mögen ja da sein (sie sind es, meine Frau ist Erzieherin; ich muss mir nur die Abrechnung ansehen ^^), mir ist nur die ständige Unterstellung das macht jemand mit Absicht etwas zuwider ^^ 🙂

  5. #5 Wizzy
    7. März 2019

    @CM
    Oh, Deine Präzisierung der Rahmenbedingungen vertieft dann etwas meine Sorgenfalten.

  6. #6 Chis
    8. März 2019

    Mimimi.
    Frauen sind zum ficken da

  7. #7 Chis
    8. März 2019

    Natürlich trauen sich Frauen nicht nach mehr zu fragen.
    Frauen haben keine Eier.
    Merkt doch auch der letzte spast in jedem Kreisverkehr

  8. #8 Beobachter
    8. März 2019

    zu # 6, # 7:

    Wie man sieht, haben Weltfrauentage immer noch bzw. mehr denn je ihre Berechtigung.

    Und “Eier”-“Chris” befindet sich in “bester” Gesellschaft:

    https://www.afd-friwhvwtm.de/chemnitz-politische-verantwortung/
    (keine Satire!)

  9. #9 Wizzy
    8. März 2019

    @Beobachter
    “Ihr seit[sic] gewarnt.” – Zitat Ende
    Ja, sind wir. Auch bezüglich der Benachteiligung von Frauen, und auch dank Jürgens Blogartikeln.

  10. #10 tomtoo
    8. März 2019

    Ja der/das/die Ch(r)is, erstaunt immer wieder mit Tiefgründigen Kommentaren.

  11. #11 Matthias
    Düsseldorf
    8. März 2019

    Vor ein paar Monaten las ich einen dazu passenden Artikel zu den Anträgen zur Beobachtungszeit beim Hubbles-Teleskop. Nach dem die Namen der Antragssteller anonymisiert wurden, stieg deutlich die Anzahl der genehmigten Anträge von Frauen auf ihren Anteil an den Anträgen insgesamt. Sprich, die Anträge von Frauen werden seitdem mit derselben Wahrschenlichkeit bewilligt, wie die von Männern.

  12. #12 Wizzy
    8. März 2019

    @Matthias Danke. Das finde ich schon ziemlich krass, habe Deinem Kommentar folgend gerade einen Sekundärartikel zur Hubble-Anonymisierung gelesen.

  13. #13 Deutschland
    8. März 2019

    Und damit wir uns so geistigen Dünnschiss wie diesen nicht reinziehen müssen:

    WÄHLT AFD

  14. #14 Chis
    8. März 2019

    @beobachter.

    Du hast schlicht keine Eier also zurück in den Hühnerstall mit dir.

    Bitte.

    Die Evolution ist ja dankbar dass du dich nicht vermehrst. Aber spring einfach von einer hohen Brücke um Unfälle zu vermeiden

  15. #15 Chis
    8. März 2019

    Lasst uns Deutschland wieder deutsch machen.

    Lasst uns (für alles weitere, was dieser Kommentator hier abgelaicht hatte, ist selbst der Papierkorb eigentlich noch zu gut. JS) 😀

  16. #16 Laie
    8. März 2019

    @Chis
    Ihre Kommentare ähneln hier stark jenen von Alisier in Bezug auf Höflichkeit und Niveau usw. Sind sie es?

  17. #17 Laie
    8. März 2019

    Ich bin gegen unterschiedliche Bezahlung für gleiche Leistung, das ist ja schliesslich unfair.

    Wurde bei den obigen Studien neben dem Fakt der gleichen Leistung auch das Alter mitberücksichtigt, da ja durch den Umstand heute mehr Frauen als früher in den Instituten zu haben, es weniger ältere gibt, die dann auf Grund der längeren Zugehörigkeit zum Institut wohl höher bezahlt werden, und die Unterschiedlichkeit dadurch korreliert werden müsste.

    Vermutlich bliebe dann schon noch die Benachteiligung bestehen, die könnte jedoch etwas geringer ausfallen.

  18. #18 Jürgen Schönstein
    9. März 2019

    @Laie
    Es geht hier um so genannte “Karriereförderungen”, also um einen ganz speziellen Typ von Forschungsmitteln, die AkademikerInnen zu Beginn ihrer Forschungslaufbahn (also nach der Promotion und typischer Weise, wenn sie ihre erste Anstellung an einer Uni gefunden haben) zugesprochen werden. Ob bei der Analyse auch Angaben zum Alter verfügar waren, weiß ich jetzt auf Anhieb zwar nicht – aber sicher ist, dass sich alle Empfänger dieser Fördermittel etwa auf der gleichen Stufe ihrer Laufbahn befinden.

  19. #19 CM
    9. März 2019

    bzgl. #18 – genau, eben. Ich vergaß auch die diesbzgl. Homogenität zu erwähnen. Das Paper ist nicht sooo lang. Kann man auch lesen. Wurde ja gut verlinkt.

    @Uli Schoppe – zum Anlass nehmend: Die Benachteiligung

    könnte doch an ganz anderer Stelle erfolgt sein. Vieleicht irgendwann vorher, so das Frauen gar nicht so viel Förderung anfördern können.

    Na ja, derartige Statistiken versuchen ja, wenn gut gemacht, einen solchen “sample bias” auszuschließen. Jürgen Schönstein hat das ja in #18 auch noch unterstrichen. Zumindest oberflächlich wird in den US (noch?) viel unternommen, um sexistische, rassistische oder anderweitige Diskriminierung auszuschließen – da wird es keinen “call for application” geben, in dem irgendwie steht “women are eligible to x% less than men”.

    Die implizite “Unterstellung” schmeckt niemandem, wie man damit umgeht, welche Schlußfolgerungen man(n) zieht, ist eine andere Frage.

    off-topic Beispiel: In Deutschlands Vergütung für ErzieherInnen kommt oft die SuE-Entgeldgruppe zum Tragen (direkt oder durch Vergleichsentgelte). Bis 2015, war die besonders häufige S8-Stufe in meinen Augen insofern unfair, dass es grundsätzlich zur nächsten Stufe 8 und nicht 5 Jahre dauerte. Eine einzigartige Konstellation im öffentlichen Dienst. (Ist jetzt komplizierter: https://oeffentlicher-dienst.info/tvoed/sue/stufen.html ) Und sie traf überproportional Frauen, die sich offenen Auges für diesen Beruf und die Bezahlung entschieden haben. Auch hier wird es also mit der Verantwortung (Frauen Männer; Gewerkschaften Kommunen; Parteien, Steuerzahler, etc.) kompliziert.

    Also: Ich finde es angebracht Statistik anzuwenden, wo die Unterschiede und Mechanismen nicht offensichtlich sind. Sonst würden wir als Gesellschaft weniger wissen und schlechter diskutieren.

  20. #20 Laie
    13. März 2019

    @Jürgen Schönstein
    Danke für die Klarstellung, dann ist es doch so, wie bereits vermutet.