… stellt das US-Magazin Popular Science alljährlich zusammen. In der April-Ausgabe (die zwar schon auf meinem Schreibtisch liegt, aber zum Zeitpunkt dieses Blogeintrags noch nicht online verlinkt ist) werden die zehn Wissenschafts-Jobs präsentiert, um die man sich als Forscher wohl kaum beneiden lassen muss. Obwohl – sooo schlimm scheinen manche dann auch wieder nicht:
Platz 10: Schlechte Tänzer beobachten
Dies ist die Aufgabe von Peter J. Lovatt von der University of Herfordshire in England. Er erforscht, was uns zum Tanzen antreibt (und wenn ich meine eigenen Tanz-Künste dabei als Maßstab anlegen würde, wäre der zehnte Platz in dieser Rangliste mehr als hart verdient …)
Platz 9: Ozeanischer Rotztaucher
Diesen inoffiziellen Titel hat sich der Meeresbiologie-Professor Antonio Pusceddu von der italienischen Universita Politecnica del Marche in Ancona verdient. Er erforscht – mit körperlichem Taucheinsatz – eine schleimige Plankton-Absonderung, die im Italienischen mare sporco genannt wird.
Platz 8: Kot-Kurator
Als solcher hat sich James Mead, Geologe an der East Tennessee State University, hier um einen Ehrenplatz der Unbeneidenswerten beworben. Er hat, nach eigenen Angaben, die größte Sammlung von Tierkot, mit rund 13.000 Stücken von lebenden und längst ausgestorbenen Tierarten.
Platz 7: Nies-Modellierer
Marc Nicas forscht an der University of California at Berkeley zum Thema Hygiene. Und eine der Fragen, die er dabei beantworten muss (und für die er sogar Forschungsgelder vom amerikanischen Ministerium für Heimatschutz und von der Environmental Protection Agency erhält) ist, was genau passiert, wenn wir einem Mitmenschen ins Gesicht niesen.
Platz 6: Achselhöhlen-Schnüffler
Ein Klassiker unter den Jobs, die einem manchmal im wörtlichen Sinn stinken können: Am Monell Chemical Senses Center In Philadelphia erforscht George Preti schon seit Jahrzehnten (ich habe ihn 1992 schon mal zu dem Thema interviewt) nach den Komponenten, die wir durch unseren Schweiß – und andere “Ausdünstungen – absondern.
Platz 5: Gewebe-Ernter
Dieser Job scheint dem Ranglisten-Bewerber – der hier nur als ein anonymer Labortechniker aus dem pazifischen Nordwesten der USA identifizert wird – tatsächlich peinlich zu sein. Was er und seine Kollegen tun: Sie “verwerten” Leichname, die zu Forschungs- und medizinischen Zwecken gespendet wurden. Muss man wohl nicht weiter ausführen …
Platz 4: Doomsday-Factchecker
Diesen Platz beansprucht der Astronom Anthony Aveni von der Colgate University in Hamilton (New York), dafür, dass er sich nach wie vor unermüdlich mit den Apokalypse-Fantasien der 2012-Neurotiker rumschlägt. Hey, für diesen Rang hätte sich unser Scienceblog-Kollege Florian Freistetter genau so gut qualifiziert!
Platz 3: Wal-Aufschlitzer
Diesen Job macht Michelle Berman vom Santa Barbara Museum of Natural History. Es gehört zu ihren Aufgaben, am Strand angespülte Tierkadaver zu sezieren. Und bei einem Blauwal, dessen Niere so groß ist wie eine Baggerschaufel, ist dies – wie im Jahr 2007 geschehen – alles andere als ein Vergnügen.
Platz 2: ErbsenBohnenzähler
Nichts, was einen Verwaltungshengst erschrecken könnte, aber ob sich dafür ein paar Studienjahre gelohnt haben? Andrew Robinson, Doktorand an der Purdue University in West Lafayette, Indiana, wird für seine Doktorarbeit die Ernteerträge von insgesamt 750 Sojafeldern – Bohne für Bohne, per Hand gezählt – auswerten, um die beste Pflanzzeit für diese Proteinlieferanten zu ermitteln.
Platz 1: Fäkal-Infusionierer
Ob’s diesen Job wirklich gibt? Zumindest bekennt sich, im Gegensatz zu den meisten bisher aufgelisteten, niemand dazu, dass er sein Geld unter anderem damit verdient, Patienten eine Fäkal-Transfusion (per Sonde in den Dünndarm) zu verpassen, damit sie ihre durch Antibiotika geschwächte Darmflora mit widerstandsfähigen Kulturen aus dem Darm gesunder Spender aufpäppeln können. Klingt eher nach Voodoo als nach Wissenschaft (wieso könnte man die Kulturen nicht erst mal isolieren und im Labor züchten, anstatt sie in ihrem Fäkalambiente durch einen Nasenschlauch zu schicken?), und angeblich wird’s auch bisher (?) nur in ein paar US-Kliniken praktiziert. Aber falls jemand tatsächlich diese Fäkaltransplantation in seiner Job-Beschreibung findet, dann ist er echt besch… dran.
Is ja alles ganz amüsant zu lesen, und die “Preisträger” haben sicher ihren Spaß dabei gehabt, ihre ansonsten sicher nicht unspannenden Aufgaben auf eine einzelne, eher anrüchige Tätigkeit zu reduzieren. Ich habe nur einen der gekürten Wissenschaftler (George Preti, Rang 6) persönlich kennen gelernt, doch falls dieser typisch für alle KollegInnen ist, dann kann man davon ausgehen, dass die meisten ihre “Sch…-Jobs” nur ungern für etwas Anderes eintauschen würden. (Ich vermute mal, die eigentlich unbeneidenswertesten Jobs in der Wissenschaft haben das Heer der Assistenten und “HiWis” an den Unis, die für ihre Professoren die Arbeit machen, aber selten oder nie dafür Anerkennung bekommen.) Nicht mal gegen das, was “Popular Science” als den “spaßigsten Job, den je ein Wissernschaftler hatte” bezeichnet: den “artenübergreifenden Babykitzler”. Der fällt in die Zuständigkeit der Neurowissenschaftlerin Marina Davila-Ross an der britischen University of Portsmouth, die für den Vergleich des Lachens bei verschiedenen Primaten das Vergnügen hatte, nicht nur Menschen- sondern auch Orangutan-Babys zu kitzeln; Resultat ihrer Arbeit (unter anderem, versteht sich): Dass wir durch Kitzeln zum Lachen gebracht werden, verdanken wir einem gemeinsamen Primaten-Vorfahren, der vor zehn bis 16 Millionen lebte.
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