In meiner über die Mythen zum Klimawandel habe ich letzte Woche schon erklärt das wir Menschen durchaus in der Lage sein können das globale Klima zu beeinflussen. Aber nur weil wir es können folgt daraus ja nicht, dass wir es auch wirklich tun, oder? Das ist ein weiteres beliebtes Argument der Klimawandelleugner: Der Klimawandel findet zwar statt, aber wir können nichts dafür.
Auch hier ist es eigentlich ziemlich einfach – man muss nur die Realität betrachten. Wir wissen das Kohlendioxid ein Treibhausgas ist – und wie der Treibhauseffekt funktioniert habe ich erst kürzlich ausführlich erklärt. Dabei geht es nicht um “Hypothesen” um “vage Ideen” oder um “Vermutungen”. Die Wechselwirkung zwischen Gasen und elektromagnetischer Strahlung ist etwas was die moderne Wissenschaft durchaus sehr, sehr gut versteht und auch schon seit sehr langer Zeit. Seit im 19. Jahrhundert die Spektroskopie entwickelt haben die Wissenschaftler nicht aufgehört sich damit zu beschäftigen. Man kann mit einer gewissen Berechtigung sagen, dass fast die gesamte moderne Astronomie darauf basiert das wir verstehen wie Gase und Licht einander beeinflussen. Fast alles was wir über Sterne wissen, wissen wir weil wir das Licht untersuchen das durch deren Gasschichten strahlt. Dieses Wissen wird aber natürlich in allen möglichen anderen Wissenschaften und Bereichen angewendet. Und eben auch wenn es darum geht, Planeten zu verstehen.
Wenn wir zum Beispiel auf die Suche nach der “zweiten Erde” gehen, dann können wir das deswegen, weil die Moleküle in der Atmosphäre eines anderen Planeten mit dem Licht von dessen Stern wechselwirken und uns nicht nur sagen können was es dort für eine Atmosphäre gibt sondern auch wie sie sich auf die Lebensbedingungen dort auswirkt. Und wir wissen auch wie das bei den Planeten in unserem Sonnensystem läuft.
Kurz gesagt: Wir WISSEN was passiert wenn Kohlendioxid und andere Treibhausgase Teil einer planetaren Atmosphäre sind. Wir vermuten es nicht nur, sondern wissen es und dieses Wissen ist nicht isoliert sondern Teil der gesamten modernen Naturwissenschaft. Wäre dieses Wissen falsch, dann müsste auch ein Großteil der modernen Astronomie, der modernen Physik, der Biologie, und so weiter falsche Ergebnisse liefern. Das aber passiert nicht. Der Erfolg der Naturwissenschaft bestätigt uns, das wir korrekt verstanden haben wie Atome und Moleküle mit elektromagnetischer Strahlung wechselwirken!
Was wir außerdem wissen ist die Veränderung der Kohlendioxid-Menge in der Erdatmosphäre. Wir wissen es, weil wir es messen können und das auch schon seit den 1950er Jahren direkt tun (und mit indirekten Methoden auch für die Vergangenheit ableiten können). Und damit ist die Sache eigentlich mehr als klar:
- Kohlendioxid ist ein Treibhaus und erzeugt eine Erwärmung der Erde.
- Wir Menschen haben in den letzten Jahrzehnten den CO2-Gehalt der Atmosphäre deutlich erhöht.
- Daraus folgt: Die Erde erwärmt sich!
Dazu kommt, dass wir genau das auch beobachten! Das was laut allem was wir über die Zusammenhänge in der Atmosphäre wissen passieren soll, passiert nachweislich auch. Noch deutlicher und unkontroverser kann ein wissenschaftlicher Befund kaum sein. Alle paar Wochen lesen wir irgendwo, dass wieder der “heißeste Monat” seit Beginn der Aufzeichnungen stattgefunden hat. Wir beobachten, wie das Eis in den Gletschern schmilzt. Wir beobachten wie der Meeresspiegel ansteigt. Wir beobachten all das, was passieren sollte wenn wir den CO2-Gehalt der Atmosphäre erhöhen. Wie soll das denn sonst passieren? Und das ist keine rhetorische Frage: Wer ernsthaft denkt dass der Mensch nichts mit dem Klimawandel zu tun hat, muss auch erklären warum gerade und nur das von Menschen produzierte Kohlendioxid nicht zu einem Treibhauseffekt führt. Und dabei im wesentlichen die gesamte moderne Physik (die uns ja erklärt wie Atome und Moleküle mit Strahlung wechselwirken) umschreiben…
Eine Möglichkeit für die Klimawandelleugner bliebe noch: Es könnte alles Zufall sein. Und das ist nicht ganz so dumm wie es klingt. Ich habe in der letzten Folge der Serie erklärt, dass die Vorgänge in der Atmosphäre dynamisch und nichtlinear sind. Und in solchen Systemen kommt es einerseits immer zu zufälligen Schwankungen (dazu in einer späteren Folge der Serie) und die können prinzipiell auch recht groß ausfallen. Aber: Auch das kann man untersuchen. Auch in nichtlinearen Systemen ist nicht alles gleich wahrscheinlich und dramatische Änderungen die zufällig stattfinden sind das ganz bestimmt nicht. Solche Untersuchungen mit Computermodellen wurden auch gemacht (“A probabilistic analysis of human influence on recent record global mean temperature changes”) und sie kommen zu dem Ergebnis das das was gerade mit dem Klima passiert zu 99,999 Prozent auf die Aktivitäten der Menschen zurückzuführen ist und nicht auf den Zufall.
Die Situation verhält sich auch nicht so als wäre alles nur Zufall. Zum Beispiel passiert gerade alles gleichzeitig: Das Land wird wärmer, die Luft wird wärmer, die Ozeane werden wärmer, die Gletscher schmelzen, das Meereis schmilzt, die Polkappen schmelzen. Das würde man nicht erwarten, wenn gerade nur irgendein interner Faktor des Klimasystems ein bisschen schwankt. Wir kennen auch keinen Faktor der dafür verantwortlich sein könnte. Das Klima kann sich entweder durch Phänomene ändern die sehr lange Perioden haben: Die Verschiebung von Kontinenten, die langsamen Veränderungen in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne und so weiter. All das braucht ein paar zehntausend bis Millionen Jahren bevor sich was merkbares tut. Kurzfristige Phänomene gibt es natürlich auch. Der Vulkanismus auf der Erde kann stärker werden. Die Sonne kann ihre Intensität verändern. Aber Vulkanismus und Sonne können wir ziemlich gut überwachen und da hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts großartig verändert. Das einzige was sich verändert hat ist die Menge an CO2 die wir Menschen künstlich in die Atmosphäre eingebracht haben. Vor der Mitte des 18. Jahrhunderts kaum etwas – und jetzt jede Menge davon. Und genau in diesem Zeitraum hat sich die Temperatur der Erde erhöht. Wir beobachten außerdem dass sich vor allem die unteren Schichten der Erdatmosphäre erwärmen, so wie es bei einem Treibhauseffekt zu erwarten ist und nicht die oberen Schichten wie es eine verstärkte Sonneneinstrahlung tun würde. Wir messen die langwellige Wärmestrahlung die von den Treibhausgasen in der Atmosphäre zurück zum Erdboden geschickt wird; und so weiter.
Wir können uns so sicher sein wie man sich in der Wissenschaft etwas nur sicher sein kann: Wir Menschen sorgen mit unserem CO2-Ausstoß dafür, dass die Erde immer wärmer wird.
Alle Artikel der Serie:
Klimawandel-Mythen 01: Der Mensch kann das Klima doch gar nicht beeinflussen! (erscheint am 06.07.2017)
Sternengeschichten 241: Der Treibhauseffekt (Sternengeschichten Folge 241) (erscheint am 07.07.2017)
Klimawandel-Mythen 02: Der Mensch ist doch gar nicht verantwortlich für den Klimawandel! (erscheint am 10.07.2017)
Klimawandel-Mythen 03: Das Klima hat sich früher auch geändert – Klimawandel ist nicht schlimm! (erscheint am 11.07.2017)
Klimawandel-Mythen 04: Schuld am Klimawandel ist die Sonnenaktivität! (erscheint am 12.07.2017)
Klimawandel-Mythen 05: In Grönland war es früher warum und man hat dort Wein angebaut (erscheint am 13.07.2017)
Sternengeschichten 242: Der Kohlenstoffzyklus (Sternengeschichten Folge 242) (erscheint am 14.07.2017)
Klimawandel-Mythen 06: Die Gletscherschmelze ist völlig egal (erscheint am 17.07.2017)
Klimawandel-Mythen 07: Die Winter ist doch kalt – wo bleibt der Klimawandel? (erscheint am 18.07.2017)
Klimawandel-Mythen 08: Der Klimawandel macht doch gerade Pause! (erscheint am 19.07.2017)
Klimawandel-Mythen 09: Beim Klimawandel sind sich doch nicht mal die Wissenschaftler einig (erscheint am 20.07.2017)
Klimawandel-Mythen 10: Es ist schon viel zu spät was gegen den Klimawandel zu tun (erscheint am 21.07.2017)
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