Aber jetzt kommen die ganzen genetischen Tools. Ich denke, das Wichtigste für mich ist im Moment, daß genetische Manipulation so effizient wie möglich durchgeführt werden können, was die CRISPR-Technologien (eine neue und vielversprechende RNA-geführte Genomeditierungstechnik; Anm. CC) sofort aufgegriffen haben. Die sind ein Game Changer und aus meiner Sicht genauso wichtig wie die PCR für das Gebiet! Das ist wirklich ein Durchbruch und sie wird die siRNA und die Viren ersetzen; Erstzellen werden obsolet, um Mutationen an Mäusen zu generieren – was wir früher in zwei Jahren gemacht haben, können wir jetzt in drei Wochen erreichen. Ich denke, das hat einen enormen Einfluß.
CC: Eine letzte Frage. Da ich selbst von den Wissenschaftsblogs komme, wollte ich fragen, ob Sie dieses Medium kennen, ob Sie mal ein Wissenschaftsblog gelesen haben und was Sie von dieser Form von Wissenschaftsvermittlung ohne Vermittlung durch Wissenschaftsjournalisten halten?
RJ: Der Knoepfler sitzt in Kalifornien und schreibt da einen Blog über Stammzellen. Den habe ich sehr genau verfolgt und das ist immer sehr informativ zu lesen. Und bei den Stammzellen hat das wirklich geholfen, glaube ich und das war auch das erste Mal, daß ich das ein bisschen verfolgt habe und ich fand das wirklich ganz positiv. Daß Leute sofort sagten: wir können’s nicht reproduzieren: das ging dann raus und wurde gefiltert von manchen Stellen, man konnte Kommentare einbringen. zumal diese Art von Medien auch in der Politik immer wichtiger wird. Man muß nur in die Türkei schauen und man sieht, wie die sich da schützen, das ist schon erstaunlich. Es ist phänomenal, wie bedroht Erdogan sich da fühlt…
CC: …jetzt, da er alle sozialen Medien abschaltet und das den Streisand-Effekt hervorruft…
RJ: Es ist erstaunlich, wie manche nicht verstehen, daß man das nicht zurückschrauben kann. Aber zurück zu den Wissenschaftsblog: viele solcher Dinge spielen eine Rolle, und viele muß man ignorieren. Ich habe keine Zeit, das alles zu lesen aber ich finde das sehr effektiv, besonders wenn es gut gemacht ist. Auf ein bisschen Qualität kommt es an, das ist, glaube ich, wichtig.
CC: Vielen Dank für das Gespräch.
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Anmerkungen:
Ich habe versucht, Jaenischs lebhaften und spontanen Sprach- und Erzählstil so gut wie möglich auch in der Schriftform zu erhalten. Da er zum Teil komplizierte Sachverhalte erläuterte bzw. Fachjargon verwendete, habe ich als Hilfestellung an einigen Stellen Anmerkungen eingefügt und Links zu erläuternden Webhinhalten gesetzt.
Die obige ist eine gekürzte Version des Interviews. Hier geht es zur ungekürzten Version.
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