Wenn ich mitbekomme, daß in meinem Labor jemand bewusst eine Fälschung macht, schmeiße ich ihn am selben Abend noch raus. Keine Frage! Mit so einem Menschen will ich nichts zu tun haben. Das hat Wakajama nicht gemacht und das kann ich nicht verstehen. Und ich denke, der Niwa und die anderen Autoren werden es sehr bereuen, ihr vertraut zu haben. Wenn jemand wirklich betrügen will, kann man sich leider kaum davor schützen, es sei denn, man reproduziert die Ergebnisse noch einmal unabhängig.

Die Obokata hat das so dumm gemacht! Wenn man schon betrügen will, dann muß man es ein wenig geschickter angehen. Ein so wichtiges Experiment zu machen und dann so plump zu täuschen, das ist genau wie das Experiment von dem Wang in Südkorea, zum Klonieren. Wenn das ein unwichtiges Experiment wäre, würde es vielleicht keiner herauskriegen, dann ginge der Betrug ja durch. Aber bei einem so wichtigen Experiment kann man das nicht machen. Das ist töricht und insofern verstehe ich das nicht: das musste doch herauskommen! Wie man sich dagegen schützen kann, ist eine wichtige Frage. Vertrauen ist schon eine sehr wichtige Sache in der Wissenschaft.

CC: Ein anderer ethischer Aspekt in der biomedizinischen Forschung ist die Durchführung von Tierexperimenten. Unlängst war ja der Kollege Andreas Kreiter aus Bremen, der an Makaken forscht, mit seinem Sieg vor dem BVG in den Medien. Angesichts seiner Situation: hatten Sie bisher jemals Probleme mit Gegnern von Tierexperimenten oder Schwierigkeiten bei der Genehmigung tierexperimenteller Arbeiten? Und wie beurteilen Sie die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung von Tierexperimenten?

RJ: Ja, das ist eine Frage der Ideologie. Ich persönlich arbeite mit Mäusen, die stehen nicht so im Vordergrund wie Primaten, das ist klar. Wie ich dazu stehe, Tierversuche zu machen, die nicht bestimmten Regeln unterliegen? Das ist natürlich nicht akzeptabel. Wir müssen unsere Tierversuche beschreiben, wir müssen dafür von einem Kommittee Zustimmung bekommen. In den USA geht das besser als hier in Deutschland, wo man für jede Maus verantwortlich ist. Es ist unglaublich, der Wust von Regeln, der hier in Deutschland existiert – mit der Stammzellforschung ist es das Gleiche. Ich befürworte Tierversuche, wenn sie unter den richtigen Bedingungen gemacht werden. Zur Behandlung der Tiere gibt es ja Tierschutzgesetze, die zum großen Teil sinnvoll sind und die muß man befolgen.

CC: Aber Tierversuche sind eben auch notwendig…

RJ: Absolut notwendig. Wenn man sich diese Tierschützer anguckt, die auch sehr ideologisch motiviert sind: sie gehen gegen Mäuseversuche vor oder gegen manche Versuche, die unter klaren Bedingungen stattfinden aber nicht gegen die Hühnerhaltung oder die Landwirtschaftshaltung, die ja nun wirklich erschreckend ist. Da sind zwei Standards, die da angewendet werden. Man muß auch immer den Hintergrund betrachten.

CC: Wenn man die ethische Frage über Tierexperimente hinweg noch etwas ausweitet: mußten Sie je einen Ihrer Forschungsansätze gegen ideologische Kritik verteidigen?

RJ: Ja, bei dem, was wir mit Mäusen alles gemacht haben, Therapie mit Mäusen, Einsatz von  Nuclear Transfer usf.: da habe ich Mails gekriegt, daß ich in der Hölle braten soll! Das waren Leute, die gegen Tierversuche waren. Und in den 19 Jahren mit therapeutischem Klonen gab es natürlich eine große öffentliche Debatte. Soll man das machen? Soll man mit menschlichen Embryos ..? Darf man..? Darf man nicht..? Das sind Debatten, denen muß man sich auch stellen. Ich war auch dann öfters in Washington, wenn da Anhörungen stattfanden im Kongress, zu der Frage, ob man das tun soll oder nicht. Das sind wichtige Aufgaben, die man als Wissenschaftler ja auch hat.

CC: Es kommt aber immer darauf an, von welcher Grundlage aus man Kritik übt. Das eine sind ja wissenschaftlich begründete Einwände, das andere sind Kritiken, die Dinge voraussetzen, die einem unter Umständen völlig fremd sind und die nicht einmal auf realen Konzepten beruhen, z.B. religiös motivierte Kritik an Stammzellforschung.

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Kommentare (7)

  1. #1 May
    07/04/2014

    Ein Lichtblick. Vielen Dank.

  2. #2 Fips der Affe
    Salzburg
    10/04/2014

    Es macht mich immer wieder traurig zu hören, welche Chancen wir wegwerfen, weil aufgrund irgendwelcher irrationalen Befindlichkeiten Gesetzesgrundlagen geschaffen werden. Nur weil einige Menschen ihr Wunderdenken mit hart erarbeiteten Erkenntnissen auf eine Stufe stellen wollen.

    Danke für den Beitrag!

  3. #7 mulemasters training
    hyderabad
    06/10/2023

    thanks for valuble information
    nice article
    servicenow training