Mit 16 Metern Länge und hundert Tonnen Gewicht ist ein Nordkaper (Eubalaena glacialis) alles andere als Kleinvieh. Aber neben – oder, genauer gesagt: unter – einem Flüssigerdgastanker von, sagen wir mal, knapp 300 Metern Länge und 80.000 Bruttoregistertonnen wirken die Riesen, von denen es noch etwa 350 bis400 Exemplare im Nordatlantik geben soll, etwa so hilflos wie ein Huhn unterm Hummer. Und darum hat die Woods Hole Oceanographic Institution nun eine Reihe von Lauschsonden entwickelt, die solche LNG-Tanker vor Walen warnen sollen.

Die zehn Sonden, die in der Wasserstraße zum neuen Erdgashafen Northeast Gateway bei Boston eingesetzt werden, wurden auf Anforderung der amerikanischen Seebehörde NOAA gemeinsam mit dem Bioakustischen Forschungsprogramm der Cornell-Universität entwickelt, sie verteilen sich auf eine 88 Kilometer lange Strecke quer über die Massachusetts Bay. Die Kosten übernahm dafür der Betreiber des Gasterminals, die Excelerate Energy L.L.C.

Das Neue an den Sonden ist nicht die Aufnahmetechnik, sondern vor allem das Kabel, das die Sonden in knapp hundert Metern Wassertiefe verankert: Es ist ein elastischer Schlauch, in dessen wuande die Datenkabel so eingewebt sind, dass sie auch eine Dehnung dieses Schlauchs auf das Doppelte aushalten und so selbst schwerste Stürme überstehen können.

Die Töne der zum Glück nicht gerade leisen Bartenwale werden dann von Unterwasser-Mikrophonen eingefangen; sie sollen es den Forschern erlauben, die Positionen der Wale rechtzeitig an die Küsten-Kontrollstationen und auch die Schiffe direkt zu melden, damit die Tanker-Kapitäne entweder ausweichen oder ihr Tempo verringern können.

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