So jedenfalls könnte man die Ergebnisse einer neuen Studie zusammen fassen, die von Immunbiologie-Forschern der Yale-Universität durchgeführt und im aktuellen Journal of Clinical Investigation veröffentlicht wurde. Die erhöhte Sterblichkeit durch virale Infektionen bei Rauchern liege nicht an einem geschwächten, sondern im Gegenteil an einem hyperaktiven Immunsystem, fanden die Forscher um Professor Jack A. Elias heraus.


Im Laborversuch wurden Mäuse über zwei Wochen hinweg dem Rauch von täglich zwei Zigaretten ausgesetzt; als sie dann mit einem Grippevirus infiziert wurden, zeigte sich ihr Immunsystem keineswegs geschwächt, wie man erst glaubte: Die Mäuse konnten das Virus ganz normal bekämpfen – aber ihr überreiztes Immunsystem führte zu Gewebe zerstörenden Entzündungen; bei den “rauchenden” Mäusen waren Emphyseme und Narben in den Atemwegen gefunden worden.

“Die antiviralen Reaktionen in den Mäusen, die dem Zigarettenrauch ausgesetzt waren, waren nicht nur nicht defekt, sondern waren hyperaktiv”, erklärt Elias in einer Pressemitteiling der Yale-Universität. “Etwa so, als ob Raucher einen Vorschlaghammer statt einer Fliegenklatsche benutzen würden, um eine Mücke los zu werden.”

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Kommentare (2)

  1. #1 Fischer
    26. Juli 2008

    Das lässt mich doch ein bisschen stutzen. Es gibt nämlich noch eine zweite Interpretation, die mir auf den ersten Blick nahe liegender erscheint: Das Immunsystem wird durch die Infektion stimuliert und verschlimmert durch die erhöhte Aktivität bereits vorhandene Entzündungen in den Atemwegen.
    Zumindest gibt es nach meinem dafürhalten nichts in der Arbeit, das die Hypothese einer direkten Verstärkung der Immunreaktion durch Tabakrauch zwingend macht. Und da zücke ich persönlich Ockhams Rasiermesser…

  2. #2 BNVErnst
    31. Juli 2008

    Stimme meinem Vor-Kommentator “Fischer” uneingeschränkt zu. Entsprechende Fragen an 20 Ärzte würden 25 verschiedene Ansichten ergeben (Immunsystem geht hoch – Immunsystem geht runter) …

    Dass Yale die Ergebnisse aus dem Tierversuch unmittelbar auf den Menschen überträgt, ist ein weiterer Punkt, der die neuen Erkenntnisse (für mich) unbrauchbar macht.
    Ich erlaube mir nur an eines aus einer Vielzahl von Beispielen der genialen Forschung zu erinnern:
    Im Bereich der Polio-Forschung kamen Yale-Wissenschaftler auf die geniale Idee, dass es von großer praktischer Bedeutung sei, ob der Virus über den Mund oder über die Nase in den Körper eintrat, da sich danach die Art der zu entwickelnden Medikamente richten würde. Yale-Wissenschaftler hatten beispielsweise ein Nasenspray entwickelt, das eine Infektion bei Affen verhinderte. Es wurde daraufhin weithin für die Verwendung beim Menschen vertrieben. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus. Das einzige Ergebnis, das man erzielte, war eine Zerstörung des Geruchssinnes bei Kindern, in manchen Fällen auf Dauer.
    Vielen Dank Yale! Aber auf Forschungsergebnisse aus dem Tierversuch kann ich verzichten!