… wenn man will, dass sie sich für Karrieren interessieren, die mit Forschung und Technik (STEM – Science, Technology, Engineering, Math) zu tun haben. Sagt zum Beispiel Nadya Fouad, Psychologieprofessorin an der University of Wisconsin-Milwaukee, die sich mit Unterstützung der National Science Foundation speziell um dieses Thema kümmert.

Als Mann bin ich ja nicht wirklich in einer idealen Position, um über Benachteiligung von Mädchen und Frauen in der wissenschaftlichen Ausbildung und Praxis zu räsonnieren, aber angesichts der Tatsache, dass in den USA nur jeder 5. Student eines Ingenieursfaches weiblich ist, muss man wohl mit niemandem darum streiten, dass diese Benachteiligung real ist. Und außer Larry Summers wird kein Akademiker wirklich noch ernsthaft behaupten wollen, dass es einfach daran liegt, dass Frauen von Natur aus nicht für Mathematik, Technik und solche Sachen taugen. Zur Erinnerung: Bill Clintons ehemaligem Finanzminister hatte ja seine Karriere als Prädident der Harvard-Universität gegen die Wand gefahren, weil er in einer Rede am 15. März 2005 folgendes ganz ohne Ironie verkündet hatte:

It does appear that on many, many different human attributes – height, weight, propensity for criminality, overall IQ, mathematical ability, scientific ability – there is relatively clear evidence that whatever the difference in means – which can be debated – there is a difference in the standard deviation, and variability of a male and a female population.

Es ist aber nicht der IQ oder das Talent, das für den nachweislichen Geschlechterunterschied verantwortlich ist, fand Nadya Fouad in drei Jahren Forschungsarbeit heraus, sondern es sind eigentlich nur die Vorurteile über die scheinbare Ungleichheit, die den Mädchen spätestens in der Mittel- und Oberstufe die Lust auf alles mathematisch-technisch-wissenschaftliche nehmen. Eine self-fulfilling prophecy also: “Letztlich ist es die Wahrnehmung, mehr als die Realität, die die akademischen und beruflichen Entscheidungen einer Person beeinflussen”, schreibt Nadya Fouad.

Und darum, so fordert die Psychologin, müsse die mathematische Grundausbildung der Mädchen vor allem erst mal auf die Förderung des Selbstvertrauens abzielen – und hier seien die wichtigsten Faktoren die Unterstützung der Eltern sowie Lehrer, die motivieren und ihnen Lust auf Mathe machen können.

Einige Schulen in den USA haben sich darum entschlossen, Mädchen und Jungs im Unterricht wieder zu trennen, – und zwar mit dem ausdrücklichen Segen der Bush-Regierung. Aber ob das eine gute Lösung ist, würde ich erst mal anzweifeln wollen. Wie will man Kindern erklären, dass Mädchen und Jungs im Prinzip die gleichen Fähigkeiten haben, wenn man sie gleichzeitig unterschiedlich behandelt?

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Kommentare (8)

  1. #1 Shin
    6. September 2008

    Mädchen und Jungen sollten ohne jegliche Förderung oder Bevorzugung eines der beiden Geschlechter von allen staatlichen Institutionen und damit auch von staatlichen Schulen und Universitäten gleich behandelt werden. Alles andere wäre ungerecht.
    Und im Übrigen ist die Äußerung von Herrn Summers ungeachtet ihrer Richtigkeit völlig berechtigt. Denn wie soll wissenschaftlicher Diskurs möglich sein, und eventuell sogar beweisen, dass er unrecht hatte, wenn man Vertreter unliebsame Meinungen einfach feuert? Dass beispielsweise die Varianz der Ergebnisse von IQ-Tests bei Männern höher ist als bei Frauen ist eine Tatsache. Was man da nun je nach Welt- und Menschenbild hineininterpretiert, und welche Schlüsse man daraus zieht, steht auf einem ganz anderen Blatt.

  2. #2 Christinbee
    7. September 2008

    @Shin “wenn man Vertreter unliebsame Meinungen einfach feuert? ”

    Man kann doch sexistische Ansichten nicht als Meinung bezeichnen und als solche dulden. Vorallem nicht vom Präsidenten der Harvard-Universität! Self-fulfilling prophecy – es ist wichtig dass öffentliche und hochstellte Personen nicht solche Scheiße äußern, damit nicht noch die letzten drei Frauen in technischen Studiengängen/Berufen den Mut verlieren. Denn auch Männern fällt das alles schwer… nur die hören die ganze Zeit “Nur Mut, weiter machen!”. Wir als Frauen (ich studiere Verfahrenstechnik) hören: “Na das ist wohl doch ein bisschen schwer für dich”. Das muss endlich aufhören. Und dieser ganze “IQ-Test” Quatsch befindet sich allenfalls auf dem Niveau von Bildzeitung und Barbara und Allan Pease. Ich empfehle wirklich aufgeklärtere Literatur.

  3. #3 Shin
    8. September 2008

    Ich studiere Biologie, und ca. 60% meiner Kommilitonen sind Frauen. Es ist also nicht so, dass es in den Naturwissenschaften generell zu wenige Frauen gäbe. Und was wären überhaupt zu wenige? Warum sollen unbedingt möglichst viele Frauen Naturwissenschaften studieren? Warum sollte “man” sie unbedingt dazu motivieren? Nicht dass es mich stören würde, dass Frauen naturwissenschaftliche Berufe ergreifen, im Gegenteil, aber diese Entscheidung sollte jeder Frau selbst obliegen.
    Auch eine vermeintlich sexistische Meinung ist eine Meinung, auch wenn du und ich sie nicht teilen, und muss geäußert werden können. Meinungsfreiheit ist universell oder sie ist nicht.
    Das mit der Varianz bei IQ-Tests ist wie gesagt eine Tatsache, doch es heißt natürlich NICHT, dass Frauen dümmer wären als Männer. Es heißt lediglich, dass es mehr außergewöhnlich intelligente und unintelligente Männer als Frauen gibt. Dieser Unterschied in der Varianz findet sich meines Wissens in fast jeder Studie zum Thema.

  4. #4 Chris
    8. September 2008

    BTW, der ganze Kram, “Mädchen müssen besonders gefördert werden” & Co. hat inzwischen dazu geführt, dass Jungen in der Schule teilweise Fördermaßnahmen bedürfen.
    Die Aktionen sind also oft über das Ziel hinausgeschossen…

  5. #5 Christinbee
    10. September 2008

    @Shin Und wieviel Prozent deiner Professoren sind Frauen? Ich habe in meiner Studienlaufbahn (9. Sem) in meinen Fächern bisher KEINE kennengelernt. Keine EINZIGE! Das hat bestimmt auch mit den IQ-Tests zu tun…

    @Chris …ahja… du hast dich mit dem Thema anscheinend intensiv beschäftigt. Sehr durchdachter Einwand. Wie schon gesagt: Ich empfehle aufgeklärte Literatur.

  6. #6 Shin
    13. September 2008

    @Christin, lass mich nachdenken. Über das gesamte bisherige Studium verteilt hatte ich soweit ich mich erinnere 8 Professoren / Dozenten und 11 Professorinnen / Dozentinnen, Gastvorlesungen usw. nicht mitgezählt. Vielleicht liegt es einfach an der Fachrichtung, keine Ahnung. Auf jeden Fall gibt es in den Naturwissenschaften *nicht* zu wenige Frauen, denn zu wenige wären es dann, wenn eine Nachfrage bestünde, die nicht erfüllt werden könnte.
    Noch mal, damit mich niemand falsch versteht: Von mir aus könnten alle anderen Wissenschaftler außer mir Frauen sein, das wäre mir total egal (naja fast 😉 ), aber von mir aus könnten das auch (fast) alles Männer sein. Solange es niemandem verboten ist, den Beruf seiner Wahl zu ergreifen, erkenne ich da kein Problem.

  7. #7 Christinbee
    13. September 2008

    @shin Ich hab den Eindruck du verstehst das Problem nicht richtig. In Deutschland verdienen Frauen 25% weniger. Und geschlechterstereotype Werbung, schlechte Grundschullehrer und Typen wie dieser Larry Summers sind unter anderem schuld daran, dass sich viele Frauen keine Berufe außerhalb des Dienstleistungsgewerbes zutrauen. Was du für zu viel oder zu wenig hälst ist – sorry – irrelevant. Es geht nicht um Nachfrage Angebot – es geht um Chancengleichheit und die ist schon nicht mehr gewahrt wenn die Jungen zu Weihnachten Elektronik- und Modellbaukästen bekommen, während ihr Schwestern mit Puppen und Minikücke spielen. Das ist das Problem. Darum gehts in dem Artikel. Das ist das Problen. Man muss Frauen schon früh Mut machen …
    bis denn