Dass der Sieg des demokratischen Kandidaten Barack Obama das ist, was sich nicht nur die Mehrheit der Amerikaner, sondern auch der Rest der Welt gewünscht hat, wird leider nicht automatisch dazu führen, dass wir schon bald in einer besseren Welt leben werden.

Eigentlich wollte ich mich ja ein paar Tage lang in dem wohligen Gefühl sonnen, dass ich nun als Deutscher, der in den USA lebt, nicht ständig meinen Landsleuten gegenüber rechtfertigen muss, warum ich nicht schon längst wieder ausgewandert bin. Und an der Zufriedenheit über das Wahlergebnis hat sich auch nichts geändert – doch wie weit der Weg zu einer besseren Welt sein kann, wurde mir schlagartig klar, als ich die (an so vielen Kiosken ausverkaufte, dass ich erst nach stundenlanger Suche ein Exemplar in die Hand bekam) New York Times vom Mittwoch in die Hand nahm: “Rape Victim Stoned to Death in Somalia Was 13, UN Says”, stand über einem vergleichweise kleinen Zweispalter auf Seite 12.

Die Geschichte: Ein 13-jähriges Mädchen war auf dem Weg von Kismayu zu seiner Großmutter in der somalischen Hauptstadt Mogadischu von drei Männer überfallen und vergewaltigt worden. Als sie sich an die Behörden um Hilfe wandte, wurde sie statt dessen der Unzucht beschuldigt und nach islamischem Recht zum Tod verurteilt. Dem Artikel zu Folge kam eine ganze Schar von Schaulustigen, um mit anzusehen, wie sie am 28. Oktober 2008 auf einem Platz in Kismayu in ein Loch eingegraben und dann zu Tode gesteinigt wurde – so, wie es die Scharia offenbar vorsieht (ich bin kein Islam-Experte, daher das “offenbar”).

Nein, keine wissenschaftliche Erklärung hier, oder sonst eine akademische Rechtfertigung, warum diese Meldung in einem Wissenschaftsblog erwähnt werden sollte. Keine, außer dem persönlichen Entsetzen, das mich meim Lesen jeder weiteren Zeile dieser Meldung befallen hat. Wir machen uns Gedanken über die Zukunft des 21. Jahrhunderts, doch viele Menschen leben, wie wir nur zu leicht vergessen, auch heute noch in Zeiten, die das Mittelalter geradezu zukunftlich erscheinen lassen würden.

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