Für Erwachsene gibt es aber nichts dergleichen (die Placebos für klinische Versuche werden nur für diesen Zweck als identische “Doubles” für das zu testende Medikament hergestellt) – was dazu führt, dass Ärzte, die Placebos verordnen wollen, meist auf irgend welche scheinbar harmlosen Präparate, die aber keineswegs wirkungsfrei sind, zurück greifen. Und spätestens da wird die Grenze des Vertrauens – die durch Placebos immer getestet wird, selbst wenn der Arzt ja im guten Glauben an den Nutzen für seinen Patienten handelt – überschritten.
Und genau darum verstehe ich ja, warum so viele Ärzte auf homöopathische Mittel setzen: die sind ja auch normaler Weise absolut wirkstofffrei, sehen zudem (manchmal) wie echte Medikamente aus und können sogar mit scheinbarer Ehrlichkeit verschrieben werden. Denn wenn der Arzt sagt “Ich verschreibe Ihnen ein homöopathisches Mittel”, dann lügt er seinen Patienten ja nicht an – der Patient kann jederzeit nachschlagen und -fragen, was er da schluckt, und was es mit der Homöopathie überhaupt auf sich hat. Ist zwar ein schmaler Grat, aber wenn a) eine Situation vorliegt, in der ein Placebo indiziert wäre (so etwas soll’s ja auch geben) und b) die einzige Alternative die Verschreibung eines ebenso unwirksamen, pharmakologisch aber nicht neutralen Mittels wäre (und wenn’s nur ein Aspirin sein sollte), dann würde ich das homöopathische “Medikament” vorziehen. Ist zwar ebenso unwissenschaftlich wie der Kuss der Mama aufs wundgeschlagene Knie eines Kindes – aber manchmal hilft ja auch das.
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