Hier auf Scienceblogs gibt es ja laufend Diskussionen um Placebo-Effekte (und was sie zum Beispiel mit Homöopathie zu tun haben könnten). Die Argumente sind eigentlich alle auf dem Tisch, darum verweise ich auf diesen Artikel aus der USA Today vom Donnerstag (11.12.) auch weniger ob seines Nachrichtenwertes, sondern eher, weil er die Diskussion noch einmal relativ kompakt zusammenfasst. Eines der Probleme, das ich dabei ganz spannend finde, ist die Tatsache, dass es in den USA nur noch ein einziges ausdrücklich als Placebo hergestelltes Präparat gibt – es heißt Obecalp (warum, ist ja wohl klar) und ist ausschließlich für die Vergabe an Kinder gedacht.


Für Erwachsene gibt es aber nichts dergleichen (die Placebos für klinische Versuche werden nur für diesen Zweck als identische “Doubles” für das zu testende Medikament hergestellt) – was dazu führt, dass Ärzte, die Placebos verordnen wollen, meist auf irgend welche scheinbar harmlosen Präparate, die aber keineswegs wirkungsfrei sind, zurück greifen. Und spätestens da wird die Grenze des Vertrauens – die durch Placebos immer getestet wird, selbst wenn der Arzt ja im guten Glauben an den Nutzen für seinen Patienten handelt – überschritten.

Und genau darum verstehe ich ja, warum so viele Ärzte auf homöopathische Mittel setzen: die sind ja auch normaler Weise absolut wirkstofffrei, sehen zudem (manchmal) wie echte Medikamente aus und können sogar mit scheinbarer Ehrlichkeit verschrieben werden. Denn wenn der Arzt sagt “Ich verschreibe Ihnen ein homöopathisches Mittel”, dann lügt er seinen Patienten ja nicht an – der Patient kann jederzeit nachschlagen und -fragen, was er da schluckt, und was es mit der Homöopathie überhaupt auf sich hat. Ist zwar ein schmaler Grat, aber wenn a) eine Situation vorliegt, in der ein Placebo indiziert wäre (so etwas soll’s ja auch geben) und b) die einzige Alternative die Verschreibung eines ebenso unwirksamen, pharmakologisch aber nicht neutralen Mittels wäre (und wenn’s nur ein Aspirin sein sollte), dann würde ich das homöopathische “Medikament” vorziehen. Ist zwar ebenso unwissenschaftlich wie der Kuss der Mama aufs wundgeschlagene Knie eines Kindes – aber manchmal hilft ja auch das.

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Kommentare (1)

  1. #1 Peter Artmann
    12. Dezember 2008

    Ja, ja, ja!
    Der Grad ist zwar schmal, aber ein guter (!) Arzt hat Erfahrungswerte.
    Heißt also, er muss diese “Medikamente” nicht verordnen, aber wenn er es tut, ist er deshalb noch lange kein Idiot, sondern versteht es
    1. den Bedürfnissen seiner Patienten (die gerne etwas verordnet bekommen) entgegen zu kommen.
    2. Unterstützt damit den ohnehin einsetzenden Gesundungsprozess.