Kann es sein, dass all dies weniger damit zu tun hat, wie schlecht wir uns Wahrscheinlichkeiten ausmalen können, sondern viel mehr damit, dass wir bestimmten Ereignissen eine Bedeutung zumessen, die andere nicht haben können? Sechs mal die Sechs in einer Folge scheint uns beim Würfeln etwas “sagen” zu wollen, was 3-1-3-6-4-2 vielleicht nie könnte. Wenn “meine” Zahlen im Lotto gezogen werden, dann deswegen, weil es “meine” Zahlen waren – alle 13.983.815 übrigen Kombinationen haben für mich keine Bedeutung. Täglich gibt es vermutlich Hunderttausende von Flugpassagieren, die eine Maschine verpassen oder ihren Flug umbuchen – sollte diese ursprünglich geplante Maschine abstürzen, dann sind sie “durch ein Wunder” gerettet worden.
Wunder sind also nicht durch die Ereignisse selbst zu begreifen, sondern nur durch die Tatsache, dass wir uns wundern, weil wir in dem Ereignis eine tiefere Bedeutung sehen als in all den anderen, zufälligen Begebenheiten, die sich rings um uns her ereignen. Wenn Sulley Sullenberger seine Maschine mit Triebwerkschaden dank seiner unverändert vorhandenen professionellen Fähigkeuten heil auf einem nahegelegen Flugplatz runtergebracht hätte, würde zwar jeder die Geschicklichkeit des Piloten zu recht loben – von einem “Wunder” spräche hingegen niemand. Was dann auch wieder kein Wunder wäre …
* Dies ist mir passiert: Ich musste in meinen bisher einzigen Klinikaufenthalt in New York das Zimmer mit einem damals 86-jährigen Violinisten der New Yorker Philharmonie teilen, der ebenso wie ich in Schweinfurt geboren war, wie sich im Laufe des Gesprächs heraus stellte
Kommentare (5)