Dies ist eine Frage, die ich nach der Lektüre dieses Artikels über “New Jungles Prompt a Debate on Rain Forests” in der New York Times gerne mal in die Diskussion werfen würde. Und es ist keineswegs eine rein akademische Frage. Denn Regenwälder werden nicht nur im großen Stil abgeholzt (etwa 15 Millionen Hektar pro Jahr, laut dem “Times”-Artikel) – in noch größerem Stil wachsen neue Wälder nach: Die NY Times schreibt von derzeit etwa 2,1 MIlliarden Acres, also eta 840 Millionen Hektar und beruft sich dabei auf den jüngsten Waldzustandsbericht der United Nations Food and Agriculture Organization, in dem ich allerdings nur die Zahl 261 Millionen Hektar finden kann. Wie auch immer: In jedem Fall überwögen die neu nachwachsenden Waldbestände alles, was in den Tropen abgeholzt wird.


Doch es wäre zu einfach, diese beiden Zahlen gegeneinander aufzurechen und zu sagen, “na, dann ist ja alles in Ordnung” – wie es der Smithsonian-Tropenwaldexperte Joseph Wright zu tun scheint. “Es funktioniert. Das ist ein passender Lebensraum”, zitiert ihn die New York Times angesichts einer sekundären Waldvegetation, die auf einer ehemaligen Kakaoplantage in Panama heran wächst.

Doch schon Wrights nächster Kollege, William Laurence, ebenfalls vom Smithsonian Tropical Research Institute, widerspricht ihm da: “Sicher, die Wälder wachsen nach, aber nicht alle Wälder sind gleich”, erklärt er in dem Artikel. Dass auch die Sekundärvegetation, die auf abgeholztem aus ausgedünntem Regenwald ebenso wächst wie auf aufgelassenen Farmen und Plantagen, ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist, wird niemand bestreiten wollen. Andererseits würde es einer bedrohten Spinnenart im Amazonas wenig nützen, wenn auf den vom Tsunami verwüsteten Flächen Indonesiens ein Stück tropischer Sekundärwalt heranwächst. Die Frage bleibt, ob wir uns als Schutzverantwortliche – und als solche sollten wir uns in jedem Fall begreifen – damit begnügen könnten, wenn nur ein Teil der ursprünglichen Artenvielfalt (ob das nun neun oder 90 Prozent wären, will ich hier gar nicht beurteilen) in diesen Sekundärwäldern eine neue Heimat finden können. Selbst wenn es sich dabei um ebenso “hochwertige” Hölzer handelt wie zuvor, und selbst wenn diese Sekundärwälder den ursprünglichen Regenwäldern als CO2-Fänger in nichts nachstehen, also in der globalen Klimadebatte eindeutig als ein Aktivposten gesehen werden müssten?

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Kommentare (1)

  1. #1 Fischer
    31. Januar 2009

    Es wird wohl sehr davon abhängen, welche Funktion man dem Wald zubilligt.
    Reden wir über quasi “Bulk-Eigenschaften” von Wald an sich (Kohlendioxid, Biomasse, Wasserhaushalt etc), dann haut das schon in etwa hin. Bei qualitativen Eigenschaften wie Biodiversität oder so ist es schon schwieriger, und aus der Sicht der von der Planierraupe plattgefahrenen endemischen Art ist es völlig egal, was woanders wächst.

    Ich jedenfalls halte – ganz unabhängig von solchen Kosten-Nutzen-Bilanzen – die Einstellung “immer weg damit, das wächst schon wieder” für ein bisschen problematisch…