Dass durch Erwärmung und Übersäuerung mit CO2 die Korallenriffe bedroht sind, hatte ich schon früher hier geschrieben. Doch nun haben Ken Caldeira und seine Kollegen von der Carnegie Institution for Science, sowie Boaz Lazar und Jonathan Erez von der Hebrew University of Jerusalem die Fakten noch weiter verfolgt. In einem Bericht, der am Donnerstag (13.3.) in den Geophysical Research Letters erscheinen wird, legen sie dar, dass die Riffe bei einem atmosphärischen CO2-Gehalt von 560 ppm nicht nur absterben werden (dieser Prozess ist ja bereits im Gang), sondern dass sich ihre Kalkstrukturen unter diesen Bedingungen so weit entmineralisieren, dass sie sich auflösen.


Die Forscher hatten Stichproben von Riffen eingesammelt, aus denen sie die Wirkungen von Temperatur und Wasserqualität auf die Kalzifikationsrate von Korallen ermitteln konnten. Anhand dieser Daten rechneten sie mit Computermodellen die Meerwasser-Veränderungen als Folge verschiedener amtmosphärischer CO2-Konzentrationen durch, ausgehend vom vorindustriellen Niveau (280 ppm) über den aktuellen Level (380 ppm) bis hin zu einem Maximum von 750 ppm. Das atmosphärische Kohlendioxid wirkt sich gleich zweifach auf die Korallenriffe aus: Als Folge des Treibhauseffekts steigen die Meerwassertemperaturen, was einen erhöhten Stress auf die Korallenkolonien ausübt und die Korallenbleiche (die schon jetzt schon etwa ein Drittel aller Korallenriffe befallen hat) begünstigt; und da etwa 30 Prozent des atmosphärisch zusätzlich verfügbaren CO2 im Meerwasser gelöst werden, fällt der pH-Wert – das Wasser wird saurer.

Bei 560 ppm – einem Niveau, das bei anhaltenem Verbrauch von fossilen Brenstoffen bis zum Ende des Jahrhunderts erreicht werden könnte und das vom so genannten Copenhagen Consensus offenbar als akzeptabel eingestuft wird – würden die Riffe nicht nur aufhören, weiter zu wachsen, sondern sie würden zerfallen. Was, wenn ich es mal weiter interpretiere, die Lage für Inselstaaten wie die Malediven noch schlimmer macht: Denn selbst wenn der Meeresspiegel nicht stiege, würden sich die Inseln – nichts weiter als Korallen-Atolle – unter diesen Bedingungen auflösen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Kopenhagener Kreis um Professor Bjørn Lomborg die Kosten solcher Verluste (wie bewertet man den Lebensraum ganzer Völker, geschweige denn zahlreicher Tierarten?) wirklich erfassen konnte …

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