Einen Versuch wäre es wohl wert: Ich lese gerade, dass auf der 87. Jahrestagung der International Association of Dental Research am Freitag Nachmittag ein Paper von Wissenschaftlern der Nihon University in Tokio präsentiert wurde, das einen Zusammenhang zwischen Zahnfleischentzündungen und Aids entdeckt hat (dass ich solche Sachen überhaupt lese, liegt wohl daran, dass ich meine berufliche Laufbahn vor zweieinhalb Jahrzehnten in der Redaktion des Bayerischen Zahnärzteblattes begonnen habe). Natürlich ist die Sache komplexer – komplexer jedenfalls, als ich sie erklären könnte. Es geht wohl aber darum, dass das Bakterium Porphyromonas gingivalis, ein Erreger von Zahnfleischentzündungen, Buttersäure produziert, die wiederum die Wirkung von Histon-Deacetylase reduziert, einem Enzym, das irgendwie (die Fachleute wissen natürlich wie – nur ich bin da weit außerhalb meiner Komfortzone) die Transkription des HIV-1-Genoms bremst.

Mit anderen Worten: Zahnfleischentzündungen können zur Folge haben, dass latente bzw. kontrollierte HIV-Infektionen wieder aufflammen und dann auch den Ausbruch von Aids begünstigen. Natürlich heißt das nicht, dass jeder, der sich nicht ordentlich die Zähne putzt, nun bald an Aids sterben wird (das wäre meine BILD-Schlagzeile gewesen *grins*) – aber dass jeder, der HIV-positiv ist, besonders sorgfältig seine Zähne putzen sollte und auch schön regelmäßig beim Zahnarzt die Klappe aufreisen sollte (damit der reinschauen kann). Und das ist ein Rat, der nun wirklich nicht teuer ist.

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Kommentare (2)

  1. #1 lovegra
    4. April 2009

    Es ist aber zum Lachen, dass irgendwelche Mundbakterien AIDs verursachen können.

    PS. “beim Zahnarzt die Klappe aufreisen sollte” – aufreißen?

  2. #2 Jürgen Schönstein
    5. April 2009

    Die Bakterien “verursachen” – dem Paper zu Folge – nicht die Krankheit, sie schaffen Bedingungen, unter denen der Ausbruch derselben begünstigt wird. Und danke für die Rechtschreibkorrektur – da ich auf amerikanischen Tastaturen arbeiten muss, kommt es zwar leicht zu solchen Tippfehlern (das “ß” erfordert mehrere Tastenfunktionen auf einmal), aber das ist natürlich keine Entschuldigung für Schlamperei.