Gewusst haben wir’s eigentlich schon immer: Um schönen Frauen zu imponieren, gehen Männer höhere Risiken ein. In der Literatur wie in der Pop-Kultur ist die “femme fatale”, die Männer ins oft sehenden Auges riskierte Verderben lockt, ja ein im wörtlichen Sinn alt-bekanntes Klischee, von der klassischen Helena über Carmen bis hin zu dem einen oder anderen Bond-Girl. Aber “schon immer gewusst” ist wissenschaftlich gesehen so brauchbar wie das Horoskop in der gestrigen BILD-Zeitung. Und darum haben sich die australischen Psychologen Richard Ronay und William von Hippel, beide von der University of Queensland, mal Gedanken gemacht, wie man dies als Hypothese testen könnte. Heraus kam das Paper The Presence of an Attractive Woman Elevates Testosterone and Physical Risk Taking in Young Men, das im neuen Journal Social Psychological and Personality Science publiziert wurde.

Testobjekte für die Hypothese waren insgesamt 96 Skateborder im Alter zwischen 18 und 35 Jahren, die in Parks in Brisbane rekrutiert und mit 20 australischen Dollar für ihre Teilnahme belohnt wurden. Was getestet sollte, war den Skateboardern dabei ebenso unklar wie der – für eine Testgruppe – als Prüfungsleiterin angeheuerten, höchst attraktiven Dame im Alter von 118 Jahren. Und wenn ich hier “höchst attraktiv” schreibe, dann ist dies nicht meine subjektive Chauvi-Meinung (ich weiß ja gar nicht, wie sie aussah), sondern absolut wissenschaftlich fundiert, belegbar und analysiert:

Attractiveness of the female experimenter was established by having 20 independent male raters (age M ¼ 21.05, SD ¼ 3.58) view a photograph of the female experimenter and rate how attractive they found her on a scale from 1 (very unattractive) to 7 (very attractive). The mean attractiveness rating was 5.58 (SD ¼ 0.84), which was significantly higher than the scale midpoint of 4, t(19) ¼ 8.31, p < .01, d ¼ 3.81 (these attractiveness ratings were corroborated by many informal comments and phone number requests from the skateboarders).

Da soll mal noch jemand behaupten, Schönheit läge nur im Auge des Betrachters – auf den Abstand vom Skalen-Mittepunkt kommt es an!

Ääh, wo war ich? Ach ja, beim Beschreiben des Versuchs: Die Skateboarder wurden aufgefordert, jeweils zwei verschiedene Tricks vorzuführen – einen simplen, den sie mit großer Sicherheit bewältigen konnten, und einen schweren, den sie nach eigener Erfahrung in der Hälfte der Fälle vergeigten. Die Entscheidung, ob sie den jeweiligen Trick letztlich durchzogen (mit dem Risiko, zu stürzen und sich zu verletzten), lag ausschließlich bei den Skateboardern. Im ersten Durchlauf, bei dem sie die Tricks jeweils zehn Mal vorführen sollten, war nur ein männlicher Testleiter anwesend; für den zweiten Durchlauf – ebenfalls mit jeweils zehn Versuchen pro Trick – wurden 53 Skatboarder der attraktiven (hätte ich das jetzt nicht noch einmal betonen sollen?) Versuchsleiterin zugeteilt. Was dabei heraus kam, zeigt die folgende Grafik:

i-b21351fe1610c78ee296fe9b01509f64-Skateboard-Test.jpg

Anders ausgedrückt: In Gegenwart der attraktiven (schon wieder …) Frau nahm die Zahl der Abbrüche bei den riskanten Tricks deutlich ab, gleichzeitig nahmen sowohl die erfolgreichen als auch die gescheiterten Sprünge klar gegenüber dem rein männlichen Testfall zu. Und da den Skateboardern auch jeweils noch Speichelproben entnommen wurden, ließ sich das schön mit dem Testosteron-Spiegel korrelieren, der in Anwesenheit der (jetzt lass’ ich’s mal weg) Dame um runde 25 Prozent höher lag.

Nun könnte ich natürlich noch ausführlich schildern, wie die Autoren dabei nicht nur die Korrelation, sondern auch den ursächlichen Zusammenhang zwischen Testosteron, Risikobereitschaft und schönen Frauen belegt haben, und zudem andere Faktoren auschließen oder kalibrieren konnten (wer sich das Paper anschauen will, muss sich allerdings beeilen – der Link funktioniert, laut Website des Journals, nur eine begrenzte Zeit). Aber andererseits: Wir haben’s doch eh’ schon immer gewusst …

flattr this!

Kommentare (11)

  1. #1 Melanie
    20. März 2010

    Naja, 96 Skateboarder im Alter von 35 bis 118 Jahren finde ich jetzt aber nicht unbedingt jung. Aber den 118-jährigen würde ich gerne mal in Aktionsehen. 😉

  2. #2 rolak
    20. März 2010

    =»Hier gibts ein paar Bilder aus seiner Jugend 😉

  3. #3 Jürgen Schönstein
    20. März 2010

    @Melanie und rolak
    Sollte ja eigentlich “zwischen 118 und 135 Jahren” heißen 😉 Tippfehler ist notiert und korrigiert.

  4. #4 codeX
    20. März 2010

    Hm, wenn der 2. Durchgang sofort nach dem 1. erfolgte, wäre das bessere Abschneiden zum Teil auch auf einen Trainingseffekt zurückzuführen. Aber ich nehm mal an, die zwei Durchgänge fanden nicht am selben Tag statt. Trotzdem sollte man die Reihenfolge der Durchgänge per Zufall auf die Skater aufteilen und den Trainingseffekt statistisch aus den Ergebnissen filtern.

  5. #5 Jürgen Schönstein
    21. März 2010

    @codeX
    Nein, der Trainingseffekt spielt hier keine Rolle. Klar, dass er aufgetreten ist (und er war wohl auch als Tarn-Begründung für den 2. Durchlauf = den eigentlichen Versuchslauf, bei dem die zu untersuchende Variable getestet wurde); er ist an der Grafik auch deutlich ablesbar: weniger Abbrüche, weniger missglückte Versuche, mehr erfolgreiche Versuche. Doch wie gesagt: Die zu untersuchende Frage war, wie sich das Risikoverhalten junger Männer durch die Gegenwart einer attraktiven jungen Frau verändert – nicht, ob sie generell bessere Resultate nach einer Trainingsstaffel erzielten.

  6. #6 YeRainbow
    22. März 2010

    Die Überschrift ist mehr als unglücklich gewählt – um nicht zu sagen, reißerisch-dümmlich.
    Die Frauen sind also nicht gefährlich (obwohl das auf die eine oder andere durchaus dennoch zutreffen kann – Frau mag den passenden Kampfsport ausgeübt haben oä), sondern die Tatsache ist diese:

    Männer entscheiden sich in Gegenwalrt von Frauen zu gefährlicherem Verhalten.

    Dabei ist die Anwesenenheit der Frau doch wohl einfach katalysatorisch.
    Die fRage ist, was treibt Männer zu dieser Entscheidung?

    Sind Männer vielleicht das angeberische Geschlecht?
    immerhin ist es HERR Pfau, der auf Flugfähigkeit teilweise verzichtet, um sein Rad aufschlagen zu können…

  7. #7 Jürgen Schönstein
    22. März 2010

    @YeReainbow

    Die Überschrift ist mehr als unglücklich gewählt – um nicht zu sagen, reißerisch-dümmlich.

    Aua! Tut mir leid, ich hätte wirklich nicht ahnen können, dass ein Satz wie “Chechez la femme” als reißerisch verstanden und als dümmlich empfunden werden würde. Muss wohl an meinem Testosteronspiegel liegen … Ganz ehrlich: Ich verstehe die Kritik in diesem Kommentar nicht ganz, denn die Studie sagt ja ziemlich klar, dass es das Testosteron ist, das die Männer antreibt, weil sie Frauen imponieren wollen. Und das heißt doch nichts anderes, als dass

    die Anwesenenheit der Frau doch wohl einfach katalysatorisch

    ist. Insofern sind die Männer, wenn man so will, in der Tat das “angeberische Geschlecht” – wo wird denn etwas anderes hier postuliert?

  8. #8 YeRainbow
    22. März 2010

    Tschuldigujng, ich bin über diese Überschrift hier reingekommmen:
    https://www.scienceblogs.de/2010/03/frauen-das-gefaehrliche-geschlecht.php

    und hab dann einfach weitergeklickt. Ich bezog mich also auf die Überschrift “Frauen – das gefährliche Geschlecht?” und nicht auf cherchez la famme.
    obwohl auch dies ein verschobener Fokus ist.

    Denn cherchez mal besser die antriebe der hommes.
    und was dat ganze soll.

    Testosteron?
    nun ja…
    https://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/308776.html

    kicher… so langsam tröpfeln die Argumente weg, liebe Männer.
    Es liegt also an was anderem.

    Der Unterschied zu anderen sozialen Säugern (ich beobachte das ja häufiger im Hunderudel) ist der, das Angebot macht Männlein gern.
    Aber die Wahl trifft SIE.
    Beim Menschen solls andersrum sein?

    naja, die Folge – verhaltensgestörte Spezies.
    Beim “intelligenten” Menschen geht halt Konzept vor Realität (merkt man ja auch an dem ganzen Esokram…).

  9. #9 Susan Ville
    22. März 2010

    Ich bin der Meinung, ALLE statistischen Erhebungen bilden jeweils nur einen TEIL einer Erkenntnis aus einer vorangestelleten Hypothese ab. Leider wird dies immer wieder von pseudowissenschaftlichen oder halbwissenden Instrumentarien (wie z.B. die Medien) benutzt, um vorsätzlich einen endgültigen Beweis für etwas nahezulegen.
    Dieses bewusste NAHELEGEN fällt insbesondere in der so genannten GENDER-Frage auf.
    In der hier vorliegenden Erhebung sollte deshalb ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass Männer, die den Sport SKATEBOARDING ausüben, nachweislich eine andere Risikobereitschaft zeigen, als Gruppen von Männern, die andere Sportarten bevorzugen oder gar auf Sport oder Risiko gänzlich verzichten.
    Diese Erhebung ist demnach nur an bestimmte, vorgegebene Parameter gebunden und lässt KEINEN repräsentativen Rückschluss auf ALLE Männer zu.
    Kurz: Die Problemativ der GENDER-Forschung liegt auf der Hand:
    Wir wissen zu wenig vom einzelnen Individuum (ob Frau oder Mann), um für eine geschlechterbedingte Zuordnung zu den meisten Thesen zu sorgen und diese wissenschaftlich zu untermauern.
    Naturwissenschaftlich lassen sich lediglich aus biochemischen Prozessen Ableitungen zu den Unterschieden von Frau und Mann erkennen; aber selbst DANN muss Vorsicht walten, daraus dem einen oder anderen Geschlecht einen sozialen Strick zu drehen!
    Wir wissen von unseren Genen und von unserem Verhalten nämlich auch neurobiologisch ZU WENIG, um irgendwelche Resultate aus Statistiken zu erhalten.
    Solche Erhebungen dienen vielleicht gerade mal der Belustigung am Arbeitsplatz, wenn man wieder in einer Mittagspause die nicht enden wollende Diskussion über Vor- und Nachteile unserer Geschlechterrollen anfeuern möchte … moralisch und ethisch sollte jedoch die Frage erlaubt sein, WEM solche Erhebungen nützen und ob wir als Homo sapiens sapiens nicht endlich anerkennen sollten, dass unsere Unterschiede zu individuell sind, um einen Titel wie “Die Frau – das gefährliche Geschlecht” rechtfertigen zu können.
    Im Übrigen spielt ja bei der Auswahl eines Sexualpartners nicht nur das “Balzen” eines Mannes eine Rolle, sondern AUCH die Auswahltaktik der Frau: Was diese Erhebung nämlich nicht zeigt, ist, ob sich Frauen nicht verstärkt für JENE Männer entscheiden würden, die die riskanten “Moves” ablehnen und auf Risiko VERZICHTEN!
    DANN hätte nämlich die Risikofreude des Mannes KEINEN evolutionsbiologischen Vorteil. Auch die Auswahlkriterien der Partner verändern sich im Laufe unserer Entwicklung und werden durch gesellschaftliche Motive verzerrt.
    Wie man sieht … reine Spekulation, – und kein Erbringen von Beweisen.

  10. #10 Andrea N.D.
    23. März 2010

    @Susan Ville:
    Danke für Deinen sehr informativen Beitrag. Mittlerweile kann ich gegen die blöden “Einparkbücher”, Mario B.s, rosa “Barbiebücher” für Mädels oder ähnliche dumpfbackige Klischees argumentieren; bei angeblich wissenschaftlichen Untersuchungen fällt das schwerer. Bleibt uns nur, mit den Männern zu lachen und uns darüber zu wundern, dass sie es immer wieder versuchen, Klischees wissenschaftlich zu zementieren. Warum sie das tun (müssen), finde ich hier die spannende Frage.

    @Jürgen Schönstein:
    Die Überschriftenankündigung auf der ersten Seite war SB-unwürdig; Deine finde ich viel besser.

  11. #11 miesepeter3
    24. März 2010

    Nur die Harten komm`n in Garten.