In der aktuellen Ausgabe von Wired ist zwar nicht all zu viel im Detail darüber zu lesen, wie sich der US-Energieminister (und Nobelpreisträger) Steven Chu die politisch-praktische Seite seines Vorschlags vorstellt, aber zumindest in der Theorie ist es ganz interessant: Statt multilateraler Konferenzen und Abkommen, deren Durchsetzbarkeit spätestens seit der Klimakonferenz in Kopenhagen selbst den größten Optimisten zweifelhaft erscheinen dürfte, setzt Chu auf ein bilaterales Abkommen zwischen den beiden größten Umweltverschmutzer-Nationen: den USA und China.
Die Story selbst enhält, wie gesagt, nicht all zu viele Details darüber, wie beide Länder, die sich bisher als die größten Verweigerer bei der CO2-Begrenzung (und bei Umweltschutzmaßnahmen generell) geriert haben, plötzlich zu ökologischen Paulussen bekehrt werden könnten. Irgendwie würde dem geplanten, gemeinsamen Clean Energy Research Center dabei eine Schlüsselrolle zukommen, das die entsprechenden Technologien (die sich, wenn man die Energieressourcen beider Länder anschaut, vermutlich auch stark um “saubere Kohle” – was immer man sich darunter vorstellen will – drehen werden) dann lizenzfrei den beiden Regierungen zur Verfügung stellen soll; Privatfirmen müssten jedoch Lizenzgebühren zahlen.
Wie gesagt, ob diese Rechnung aufgehen, halte ich zwar für ungewiss – die Rechnung selbst ist jedoch zumindest ganz interessant. Denn nach dem Szenario, das Chu vorschwebt und das Wired in die nachstehende Grafik umgesetzt hat, würde ein solches bilaterales USA-China-Abkommen die Kohlendioxid-Emissionen bis zum Jahr 2020 gegenüber dem “Nullfall” um 30 Prozent verringern einen noch größeren CO2-Einsparungseffekt erreichen als ein multinationales Abkommen à la Kopenhagen, das nach dieser Rechnung lediglich eine Reduktion von 24 Prozent brächte:
Das scheint ja alles ganz schön und gut, aber keines dieser Szenarien erreicht eine Reduktion im Vergleich zu den Werten des Jahres 1990 – und die sind die Hürde, die sich beispielsweise die EU-Mitgliedsstaaten gesetzt haben. Als Pragmatiker könnte man ja argumentieren, dass so ein Szenario immer noch besser ist als das Nichtstun, zu dem nicht zuletzt auch China und die USA die Kopenhagener Runde verurteilt hatten (und vermutlich liegt der geringer eingeschätzte Erfolg des Multilateralismus auch darin, dass diese beiden Großbremser dann wieder nicht richtig mitmachen würden); aber der Beigeschmack bleibt, dass die beiden Wirtschaftsgiganten China und USA hier die Klimapolitik als Geisel für ihre bilateralen Interessen nehmen.
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