Wodka besteht aus Ethanol (C2H5OH) und Wasser, typischer Weise in einem Mischungsverhältnis von 40 zu 60 (nach Volumen) – und vor allem aus durch Werbung veredeltem Image. So hatte ich bisher geglaubt. Klar ist es in der Bar viel cooler und Status vermittelnder, einen Grey Goose oder Absolut Ketel One oder sonst einen teuren Edelsprit zu ordern, aber das Produkt ist doch letztlich das gleiche, oder? Gaaanz falsch: Chemiker und Materialforscher der University of Cincinnati sowie Physiker der Staatlichen Universität Moskau (Lomonossow-Universität) – klar doch! – haben fünf Wodka-Sorten, darunter Grey Goose, Stolichnaya und Oval 42, mit “Hightech-Instrumenten” (sagt die Pressemitteilung) analysiert und folgendes feststellen können:

Component analysis of the FT-IR and Raman data reveals a water-rich hydrate of composition E·(5.3 ± 0.1)H2O prevalent in both vodka and water−ethanol solutions. This composition is close to that of a clathrate−hydrate observed at low temperature, implying a cage-like morphology.

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(Veröffentlicht wurde das Paper im Journal of Agricultural and Food Chemistry der American Chemical Society, aber für Nicht-Abonnenten mit magerem Budget (zu denen ich mich zählen muss) gibt’s Online nur einen mageren Abstract; mehr Details kann man beispielsweise hier bei der Royal Society of Chemistry nachlesen. )

Aha, das E·(5.3 ± 0.1)H2O ist’s also … Was Clathrate sind, musste ich sowieso erst mal schnell auf Wikipedia nachschlagen; dass sie im Wodka vorkommen, muss ich den Forschern erst mal glauben. Dass sie in der “Weichheit” des Getränks einen Unterschied machen können, scheint jedenfalls erst mal plausibel, und dass dieser Unterschied als Qualitätsunterschied wahrgenommen wird, von den Liebhaber gewissermaßen mit Zunge und Gaumen “strukturanalysiert” wird, wäre dann glaubhaft. Ob Wodkas dadurch aber besser werden und vor allem einen ums Zehnfache höheren Preis rechtfertigen, wird sich mit Messinstrumenten aber kaum verifizieren lassen. Aber auch dieses Geheimnis wird bestimmt bald gelöst werden: ich habe gelesen, dass die Forscher ihre Studien fortsetzen wollen. Würde ich an ihrer Stelle vermutlich auch wollen – am liebsten mit Eis und Cranberry-Saft …

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Kommentare (2)

  1. #1 Silentjay
    8. Juni 2010

    Der ganze Artikel ist unter https://pubs.acs.org/stoken/presspac/presspac/full/10.1021/jf100609c?cookieSet=1 zu erreichen ( der nette Link am Ende der Pressemitteilung).

    Ob jetzt FT-IR und ein 400MHz NMR Spektrometer wirklich high tech sind, sei dahin gestellt, aber mal wieder cool zu sehen, wie man von einer makroskopischen Messung auf die molekulare Clathratstruktur schließen kann.

  2. #2 Der Bo
    8. Juni 2010

    Warum sind NMR und IR makroskopische Messungen, oder eher gefragt, was wären dann mikroskopische Messungen ?

    Zum Thema: Erinnert mich irgendwie an die Geschichte der Qualitätskontrolle von Bier mittels ESR-Spektroskopie