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Diese Story im aktuellen Economist hat nichts mit dem Desaster im Golf von Mexiko zu tun, und auch sonst nichts mit fossilen Brennstoffen im Sinn: Es geht um Palmöl. Dass dieses zwar eine erneuerbare, aber deswegen noch lange keine umwelt- und schon gar nicht menschenfreundliche Ressource ist, hatte man schon hier bei Frischer Wind lesen können. Der “Economist” beschreibt, wie die Palmölproduktion in Ländern wie Indonesien und Malaysia einen drastischen Beitrag zur Waldzerstörung leistet: in Indonesien wurde in den gut drei Jahrzehnten zwischen 1967 und 2000 die Anbaufläche für Palmöl von knapp 2000 Quadratkilometern auf mehr als 30.000 Quadratkilometer vergrößert. Laut dem United Nations Environmental Programme liegt sie inzwischen bei 41.000 Hektar; der Palmölanbau ist das größte Einzelrisiko für die Waldbestände in diesen beiden Ländern, wo rund 90 Prozent des Weltmarktangebots produziert werden. Vor allem die Orangutans sind durch diese Zerstörung ihres Lebensraumes gefährdet. Das Magazin beschreibt, wie der wachsende Druck durch Organisationen wie Greenpeace und WWF die großen Nachfrager wie Unilever, Kraft, Nestlé – die Palmöl in große Mengen sowohl in Lebensmitteln als auch für Kosmetika verwenden (angeblich enthält die Hälfte aller abgepackten Waren in US-Supermärkten Palmöl) – dazu bewegen will, auf nachhaltig produziertes Palmöl umzusteigen. (Hier geht’s noch mal zum Artikel)

Foto: oneVillage Initiative (Jukwa Village Palm Oil Production, Ghana) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

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Kommentare (6)

  1. #1 Hans Brandl
    26. Juni 2010

    Das ist sehr positiv, dass man die Verwendung von Palmöl in Lebensmitteln einschränken will (vor allem weil da ja gemäss Greenpeace die pösen Konzerne Unilever, Kraft, Nestlé usw. davon profitieren).
    Der wahre, umweltfreundliche Nutzen von Palmöl besteht nämlich darin , dass man das bei uns in Deutschland zur Heizung verwendet. Mit der Unterstützuing von Greenpeace , BUND und ähnlichen Spendensammelvereinigungen hat man nämlich schon im Jahr 2000 unter der rot-grünen Regierung das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) geschaffen das die Verbrennung von u.a. Palmöl fördert. Im Interesse des Klima- und Umweltschutzes soll das Gesetz eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung ermöglichen, die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung verringern, fossile Energieressourcen schonen (Paragraph 1, Absatz 1).
    Im August 2004 beschloss dann die Regierung, die Subventionen für Pflanzenöle kräftig zu erhöhen. Damit wurde die Verbrennung von Palmöl überhaupt erst rentabel. Bis zu 18 Cent Vergütung pro Kilowattstunde (kWh) (das sind ca. 400% Subventionen) erhält ein Energieerzeuger für seinen ins Netz gespeisten „grünen“ Strom oder seine eigene Palmöl-Heizung (wie vor allem bei Schwimmbädern oder Gewächshaus-Heizungen). Damit wuchs die Nachfrage nach Palmöl, das billiger ist als alle anderen Öle. Und wir dürfen dieser “umweltfreundlichen” Zerstörung der Regenwälder mitzumachen. Denn an den Subventionen aus dem EEG wird jeder Stromkunde in Deutschland beteiligt. Im Jahr 2008 wurde die Stromerzeugung aus Biomasse in Deutschland mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro vergütet. 600.000 Tonnen Palmöl durften in Deutschland zum Umweltschutz beitragen und das ursprüngliche unter den begeisterten Kommentaren der Medien die inzwischen ein bisschen leiser geworden sind. Ab und zu kommt jetzt inzwischen ein Politiker auf die Idee, irgendwelche Umwelt-Zertifikate fürs Palmöl zu fordern, um bei dem ganzen Schwindel den grünen Anstrich zu verbessern, ist dann aber immer ganz schnell wieder ruhig wenn danach die EEG-Lobby aktiv wird.
    Da ist es doch gut, wenn die diversen Campaigner dieser Organisationen jetzt mit Fingern auf die bösen Firmen zeigen lassen, die dazu beitragen dass den Deutschen Ihre Heizmaterialien weggegessen werden und damit die Form von umweltfreundlicher Energiversorgung gefährden, die sie selber zusammen mit den Populisten aus diversen Parteien und deren abhängigen Medien geschaffen haben.
    Man weiss dann immer wer von den anderen wirklich an allen Übeln schuldig ist.

  2. #2 Popeye
    26. Juni 2010

    “Auch hinsichtlich der Gefahr für die Biodiversität, der aktuelle Hauptvorwurf der Anti-Palmöl-Kampagne, sollte nach Ansicht der Globecon-Autoren berücksichtigt werden, dass ein signifikanter Teil der Ölpalmen-Plantagen auf lange zuvor gerodeten und anderweitig landwirtschaftlich oder derzeit nicht genutzten Flächen angelegt wurde. Der überwiegende Teil der gerodeten Regenwaldfläche sei dagegen anderen Nutzungen durch Infrastruktur, Siedlungen, Industrie und Infrastruktur zum Opfer gefallen”

    https://www.freiewelt.net/blog-1911/palm%F6l%3A-transparenz-erfordert-fakten.html

  3. #3 Physiker
    28. Juni 2010

    1 ha = 0,01 km²
    41 000 ha = 410 km² < 30 000 km²

  4. #4 Frank
    29. Juni 2010

    @ Hans Brandl:

    Mit Verlaub, Herr Brandl, das klingt nun aber ein bisschen nach populistische Propagnda. Seit 2009 gibt es für Palmöl keinen NaWaRo-Bonus mehr. (vgl. Anlage 2 EEG)

    Wie man dann noch auf eine Vergütung von 18 Cent kommen soll, ist mir schleierhaft. Die Vergütungssätze dürften sich in dem Fall wohl ehr im Bereich 7,79 Cent-11,67 Cent / KWh belaufen, wobei die höhere Vergütung für Kleinstanlagen gilt.

    Anlagen mit Plamöl sind daher deutlich unwirtschaftlicher, als solche, die ohne laufen, und kein Projektentwickler, der bei Verstand ist, plant noch eine Anlage zur Verwendung von Palmöl. Weiter ist anzumerken, das der NaWaRo-Bonus dauerhaft enfällt, wenn nur einmal Palmöl in die Anlage kommt.

    Die Behauptung, in Deutschland werden große Mengen Palmöl verheizt entbehrt zum Glück in der Zwischenzeit jeder Grundlage.

  5. #5 Hans Brandl
    15. Juli 2010

    @Frank:
    Ihre Begründung ist formaljurustisch sicher in Ordnung, stammt doch die EEG-Gesetzesänderung zum 1.2009 die Palmöl aus nachhaltigem Anbau fordert wahrscheinlich von den selben Juristen, BMU-Beamten und Öko-Ideologen, die vorher so stolz auf ihre umweltfreundliche und “CO2-sparende ” Öko-Energieversorgung gemäss EEG waren. Das Problem liegt in der Realitätder Durchführung bzw. der Verordnung:
    Das Hauptkriterium für “nachhaltiges” Palmöl ist, dass es auf dem Papier aus Gegenden stammen muss, die man vor dem Stichtag 31.12.2008 vernichtet hat.
    Darunter fallen fast alle Gebiete in Indonesien, Papua, viele Gebiete in Zentralafrika, Kolumbien, usw.
    Wer also schnell war und besonders schnell den Regenwald vernichtet hat, bekommt nun weiterhin eine fette Belohnung aus dem EEG, wenn er Palmöl oder Sojaöl verbrennen lässt.
    D.h. auf den nun als “nachhaltig” deklarierten Flächen produziert man für den Energiemarkt (z.B. weiterhin die hochsubventionierten Palmöl-BHKWs in Deutschland).

    Woher kommt dann das Palmöl für Pommes, Kosmetik, Schuhcreme, Waschmittel, etc.?
    Für diesen Bedarf holzt man nun z.B. den Rest von Borneo oder Kolumbien ab, denn die “Nachhaltigkeitsverordnung” kümmert sich natürlich nicht um Ausweicheffekte. Man wusste logischerweise, dass es diese Effekte geben wird, hat aber absichtlich nichts dagegen getan, denn es geht ja nicht etwa darum, den Regenwald zu erhalten, sondern darum den Öko-Profit zu maximieren.

    Zur Höhe der Subvention: Wenn schon dann sollten Sie alle Subventionsteile zusammenrechnen, dazu gehört eben auch zb. daß man für die Heizungnoch einen kleinen Öl-Motor mit Generator betreibt und schon bekommt man auch noch den Kraft-WärmeKopplungs-Zuschlag usw.
    Die Juristen des BMU (vor allem unter Gabriel) haben da wirklich eine hervorragende Klientel-Politik betrieben und unter dem CDU-Minister ist das keinen Deut besser geworden!

  6. #6 Siegmund Appl
    30. Juli 2010

    Die Argumentationen hier sind tlw. sehr eigenartig. Es scheint für viele sogenannte Experten ein Problem zu sein, wenn eine einmal gefasste Meinung revidiert werden muss. Aus meiner persönlichen Erfahrung:
    Im Jahr 2005 hatte ich mit 2 deutschen Unternehmern Kontakt, der eine mit einer angeblich besonderen organischischen Düngermischung und der andere mit angeblichen Top-Kontakten in die Türkei und nach Vietnam (Nord- oder Süd, weiß ich heute nicht mehr). In der Türkei ging es darum, dass der Kontakt angeblich besten Zugang zur Politik hatte, die wiederum ihrerseits die Rahmenbedingungen dafür schaffen könne, um die 500.000 Hektar Land, auf dem zum damaligen Zeitpunkt Gemüse angebaut wurde, auf Rapsanbau umstellen zu können. Verbunden mit mehr Einkommen für die Bauern und angesichts des Biodiesel-Hypes ein top-Geschäft, wenn man einzig die Ernte verkauft. In Vietnam ging es um knapp 100.000 Hektar. Ich hatte ohne jegliche Vorkenntnisse persönlich Speditionen, Transportmöglichkeiten, Versicherungen, Lagermöglicheiten in div. europäischen Häfen etc. inkl. Absatzmöglichkeiten bereits fixierungsreif binnen weniger Wochen erarbeitet. Gescheitert ist es damals, dass die Partner die Startfinanzierung in Millionenhöhe nicht schafften und ich nicht über die Kontakte zu den Ackerflächen verfügte. Sonst wäre ich heute ein reicher Mann, aber auch Schuld an einer weiträumigen Zerstörung der Umwelt. Dafür bin ich heute dankbar: Es war ein “Biodiesel-Hype”, bei dem ich froh bin, meinen Beitrag an der Zerstörung der Umwelt nicht geleistet zu haben. Damit zur Meinungsänderung:
    Vor einigen Jahren war man der Meinung, dass in der Nutzung von Raps-Öl, Palmöl & Co ein Gutteil dazu beigetragen werden kann, von fossilen Energieträgern unabhängig zu werden. Fakt ist, dass diese Rechnung nur den Teilbetrag aller für die “Bewertung der Sinnhaftigkeit” nötigen Parameter umfasst. Gemäß dem Motto: “Wir berücksichtigen nur, was gut für das gewünschte Ergebnis ist.” Fakt ist, dass offensichtlich niemand in den entscheidenden Gremien jemals eine Folgekostenkalkulation anstellt, jemals über den berühmten “Tellerrand” hinausdenkt. Niemand dieser Pseudoexperten mit und ohne akademische Bildung in den entscheidenden Gremien ist scheinbar in der Lage, über Jahre hinaus zu denken und Folgeszenarien strukturiert durch zu spielen. Oder kommen nur jene zu Wort, die den “professionellen Stimmenfängern” nach dem Mund reden? Oder liegt es tatsächlich daran, dass es von den Betreffenden als “persönliches Debakel und inakzeptables Versagen” interpretiert und wahrgenommen wird, seine Meinung zu ändern, selbst wenn diese Meinung vorher mit Vehemenz vertreten wurde? Dann wird es Zeit, das zu ändern !

    Das Argument “Warum soll ich kein Fleisch essen? Die Kuh ist doch eh schon tot!” ist die gleiche Dummheit, wie das Argument, dass man nur Flächen für die Palmölproduktion verwendete, die eh schon gerodet waren. Die Alternative zur Palmölproduktion wäre nämlich schlichtweg die Wiederaufforstung und wichtige Regeneration des Bodens gewesen!

    Es ist an der Zeit, dass unsägliche Argumente in ihrer Unsinnigkeit klar dargelegt werden, egal wie honorig oder kognitiv gebildet diese oder soziale Stand dieser Person auch immer ist. Die Expansion des Wissens passiert dermaßen schnell, dass man heute getrost sagen darf, dass derjenige Verantwortungs- und Machtträger, der seine Meinung nicht stets selbst hinterfragt und gegebenenfalls ändert, dafür verantwortlich ist, wenn diese Welt weiterhin zielgerichtet in die falsche Richtung treibt.
    Wenn der Anbau von Palmöl schlecht ist, es aber für Pommes Frittes und anderem mehr verwendet wird, dann werden wir uns als Konsumenten halt schlichtweg mit Alternativen anfreunden müssen. Oder wir werden darauf verzichten, andernfalls wir uns selbst den Ast absägen, auf dem wir sitzen.
    Wenn es im Meer bis auf wenige Prozent keine Thunfische mehr gibt, dann werden wir halt sinnvollerweise keinen Thunfisch mehr kaufen, egal, wie billig er ist. Wenn keiner mehr Thun kauft, wird er nicht mehr gefangen werden. Wenn für den Raubbau am Ur- und Regenwald der weltweit steigende Fleischkonsum und die Notwendigkeit des Anbaues von Soja ein wesentlicher Grund ist, dann werden wir uns sinnvollerweise mit weniger Wurst und Fleisch zufrieden geben, wo die Tiere vorher in den Fleischfarmen sowieso mit Hormonen und Antibiotikas vollgespritzt werden, was auch nicht gesund ist.
    Wenn durch den Anbau von Baumwolle ganze Landstriche Afrikas absterben, dann werden wir halt wieder zu ebenso gut tragbaren Flachs- und Hanffasern übergehen und uns mit einer Veränderung der Mode anfreunden.
    Andernfalls werden wir damit leben lernen müssen, wenn diese Menschen aus all diesen Gebieten in den nächsten 20 Jahren Mensch um Mensch verstärkt zu uns ins Land kommen, weil diese Menschen schlichtweg nur überleben wollen.

    Derartige Dummheiten wie die noch immer laufenden Förderungen für Biodiesel, Palmöl & Co müssen aufhören. “Nachhaltigkeit” muss als “Ganzheitlichkeit im ökologischen als auch ökonomischen Sinn” verstanden werden. Und dort, wo Natur stirbt oder missbraucht wird, ist niemals eine Nachhaltigkeit zu erzielen.