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Es wird heute sicher auch in allen Zeitungen stehen, darum nur ganz kurz: Um den drohenden Personaltransport-Engpass zur Internationalen Raumstation (ISS) zu beseitigen, den die amerikanische Raumfahrt durch das unmittelbar bevorstehende Ende des Shuttle-Programms bewältigen muss, haben sich der US-Raketenbauer ATK (Hersteller der Feststoff-Boosterraketen des Space Shuttle) und die europäische EADS-Tochter Astrium (Erbauerin der Ariane-Rakete) zum Gemeinschaftsprojekt Liberty zusammengefunden, um sich der Nasa als neue Trägerplattform anzudienen.

Liberty ist eine Huckepack-Lösung: Als erste Stufe dient ein modifizierter Shuttle-Booster, auf den dann, als zweite Stufe und Träger der bemannten Kapsel, eine Ariane-5 aufgepfropft wird. Vielleicht nicht das eleganteste Design, aber eines mit zwei Vorteilen – erstens sind seine Einzelteile schon praktisch erprobt; die ATK-Booster sind sogar schon ausdrücklich für die bemannte Raumfahrt frei gegeben. Und zweitens ließe sich Liberty in so kurzer Zeit zusammenklopfen, dass schon ab 2013 mit einem Praxis-Einsatz zu rechnen wäre.

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Fotos: ATK

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Kommentare (9)

  1. #1 HaDi
    9. Februar 2011

    Zuerst dachte ich ja an einen Aprilscherz…

    Allerdings ist das erst ein Vorschlag für eine Ausschreibung (Stichwort “CCDev-2”) , wäre schön, was über andere Mitbewerber hier zu erfahren.

    Da stellt man sich ja sofort die Frage, warum nicht gleich einfach eine Ariane 5, das läßt aber der Nationalstolz der Amis wohl nicht zu. Aber ob der besänftigt wird, wenn ein praktisch 25 jahre alter Booster zum Lastesel einer moderneren europäischen Raketenstufe dient, kann man bezweifeln…

    Sieht irgendwie mickrig aus, erinnert optisch an eine Wunderkerze…

    Aber vielleicht zeigt das den Verantwortlichen in den USA mal, wie weit sie es mit der Konzeptionslosigkeit der letzten Jahre getrieben haben. Auch die Europäer könnten an diesen Beispiel vielleicht sehen, welche Chance sie verpasst haben, die Option eines bemannten ATVs aus Kostengründen bisher ungenutzt zu lassen.

    Als Augenöffner ist so eine Not-Krücke vielleicht gar nicht mal so schlecht…

  2. #2 transorbital
    9. Februar 2011

    Ist das ARES-Projekt jetzt engültig vom Tisch?

  3. #3 Ronny
    9. Februar 2011

    Wieso nimmt man eigentlich nicht die ganzen alten Interkontinentalraketen die nach dem neuen Vertrag zerstört werden müsssten ?
    Statt dem Sprengkopf ein Habitat drauf und schon hat man eine Rakete.
    Die Amis müssten davon ja tausende herumliegen haben.

    Kann die Ariane überhaupt Menschen transportieren ? Soweit ich weiß hat die doch kein Landemodul ?

  4. #4 marco
    9. Februar 2011

    Eine Interkontinentalrakete wird in der Regel (also ohne Oberstufe) nicht schnell genug um einen ‘richtigen’ Orbit zu erreichen.
    Die Ariane könnte mit relativ wenig Änderungsaufwand Menschen transportieren, da bei der Entwicklung schon auf diese Einsatzszenario Rücksicht genommen wurde. Gleiches gilt für das ATV als mögliche Raumkapsel das man-rated ist.
    Der Sinn der Liberty-Konfiguration sehe ich aber nicht – wozu so eine Bastellei wenn die Ariane im Prinzip ja schon fertig ist?!

  5. #5 Jürgen Schönstein
    9. Februar 2011

    @marco

    wozu so eine Bastellei wenn die Ariane im Prinzip ja schon fertig ist?!

    Ich denke, das hat politische Gründe. Ein ausländischer Hersteller allein hätte vermutlich – sei es aus offiziellen Gründen (ich bin mit den Ausschreibungsbedingungen auf Anhieb nicht vertraut), sei es aus Stimmungs-Gründen – keine Chance. Andererseits reicht der ATK-Booster, trotz seines Menschentransport-Ratings, halt nicht für den Job aus (die Vorgabe ist u.a., eine Nutzlast von 20 Tonnen in die erdnahe Umlaufbahn der ISS zu befördern). Und so kombiniert man die Schubkraft der europäischen Rakete mit dem Heimvorteil der amerikanischen – tadaa!

  6. #6 Stefan
    9. Februar 2011

    @ronny
    Tatsächlich werden Interkontinentalraketen zu Trägerraketen umgerüstet. Allerdings hat die stärkste ICBM der Welt als Träger eine Nutzlast von 4t. Viel zu wenig für bemannte Einsätze, Sojus als kleinste bemannte hat 7t, Ariane 5 oder diese Liberty haben 20t. Das bemannte Raumschiff ist kein Teil der Rakete, sondern die Nutzlast. Dazu gibt es einige Projekte, ATK kann sowas gar nicht bauen.

    Allerdings wird man die Ariane-H173-Stufe noch deutlich verändern müssen. Bei der Ariane wird die Kraft der Booster oben an der Seite übertragen. Bei der Liberty kommt sie von unten. Dazu wird man die Strukturen an anderen Stellen verstärken müssen (kann aber auf die massive Boosterbefestigung oben verzichten)

  7. #7 marco
    9. Februar 2011

    Ich finde auch die Amis sollten darauf bestehen das sie das selber machen. Das sind die Steuergelder der amerikanischen Bürger.
    Es ist schon ein wenig traurig mit ansehen zu müssen, was aus dem Launcher-Programm der NASA geworden ist. Gerade als Behörde sollte man sich nicht im Zwang sehen die billigste Kerze bauen zu können. Die Geld wird ja nicht als Treibstoff verwendet und ist danach weg, sondern viele Firmen, Unis und Institute und schlussendlich viele Arbeitnehmer profitieren davon.
    So versuchen die Firmen ihre bisherigen Produkte nochmal teuer zu verkaufen – wirkliche Innovationen sind nicht zu erwarten.
    Gleiches gilt leider auch für diese Seite des Atlantiks

  8. #8 Alexander Stirn
    9. Februar 2011

    Netter PR-Gag. Aber ich zweifle, dass die Nasa eine europäische Firma bei der Entwicklung einer neuen Rakete unterstützen wird, geschweige denn, dass sie dort später Raketen für den Transport ihrer Astronauten kaufen wird. Raumfahrt ist in den USA (wie auch in Europa) vor allem Standortpolitik, und der Kongress wird nicht begeistert sein, wenn mit amerikanischen Steuergeldern europäische Arbeitsplätze geschaffen werden.

    Ja, die “Ares” ist im Prinzip tot, aber sie zuckt immer noch. Was ATK oben vorstellt, ist eigentlich der Versuch, die bereits entwickelten “Ares”-Komponenten doch noch irgendwie durchzukriegen – auch wenn das Konzept in Verbindung mit der “Ariane” technisch viele ungelöste Fragen aufwirft.

    @Ronny: Die Russen haben bereits einen großen Teil ihrer Interkontinentalraketen für Raumfahrtzwecke verballert. Allerdings ist deren Leistung viel zu gering, um Menschen ins All zu bringen, und sie sind außerdem viel zu unsicher.

    Im Grunde wäre es viel einfacher, die “Ariane 5” für den Transport von Menschen umzubauen und zu zertifizieren als so einen “Liberty”-Krempel zusammenzuschrauben. Aber davor schrecken die Esa-Staaten seit Jahren zurück.

  9. #9 BreitSide
    11. Februar 2011

    xxx